Lost Land - Die erste Nacht (Jonathan Maberry)

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Thienemann Verlag, 1. Auflage September 2012
Gebundene Ausgabe, 528 Seiten
Aus dem Amerikanischen von Franca Fritz und Heinrich Koop
16,95 € (D) | 17,50 € (A) | 24,90 € (CHF)
ISBN: 978-3-522-62080-2

Genre: Dystopie/ Jugendbuch


Klappentext

Eine Katastrophe, deren Ursache niemand kennt.
Eine Enklave, in der sich die letzten Überlebenden verschanzt haben.
Ein riesiges Niemandsland, das von Untoten bevölkert wird.
Zwei Brüder, die einander Feind sind.
Ein junges Mädchen, das den einen bewundert und den anderen liebt.

Menschen, die von Freiheit und Zukunft träumen. In einer Welt, die zerstört ist.


Der Autor

Jonathan Maberry (geboren 1958) hat nach einer beachtlichen Karriere als Jujitsu-Kämpfer eine Reihe von Horror-Romanen verfasst, ist New York Times-Bestseller-Autor und wurde mehrfach mit dem Bram Stoker Award ausgezeichnet. Er verfasst Graphic Novels für Marvel Comics und Drehbücher für Spielfilme wie »Wolfman«. Mit »Lost Land – Die erste Nacht« startet er eine post-apokalyptische Serie für Jugendliche. Jonathan Maberry lebt in Warrington, Kentucky.


Rezension

Eine nicht so ferne Zukunft. 90% der Menschheit hat sich in Zombies verwandelt, und eine Atombombe sämtliche Elektronik lahmgelegt. Nun lebt der klägliche Rest der Menschen in kleinen Enklaven verstreut, während Kopfgeldjäger die Nachschubrouten sichern und Zombies „befrieden“. Benny lebt in einer solchen Enklave. Er ist fünfzehn geworden und hat nun die Pflicht, sich einen Job zu suchen, sonst verliert er seinen Anspruch auf die Lebensmittelrationen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen muss er schließlich bei seinem älteren Halbbruder Tom in die Lehre. Tom gilt als einer der besten Kopfgeldjäger. Aber Benny, der Tom für einen Feigling und Versager hält, kann das nicht nachvollziehen und ist dementsprechend wiederwillig mit ihm unterwegs. Außerhalb des Zauns zeigt Tom ihm die wirkliche Welt, in der Schwarz und Weiß schon lange verwischt sind. Nun muss Benny nicht nur seine eigene Haltung überdenken, sondern schnell seinen eigenen Weg finden, denn Kopfgeldjäger haben seine beste Freundin entführt, und nur Tom und er glauben an eine Rettung des Mädchens.

Dank Serien wie »The Walking Dead« sind Zombies seit einiger Zeit die neuen Vampire. Postvirale Welten sind IN, ebenso wie Protagonisten, die sich durch eben diese schlagen müssen. Leider wirken weder Tom noch Benny gerade vor dem Hintergrund erwähnter Serie wirklich überzeugend. Dabei ist die Ausgangsposition durchaus mit Potenzial versehen, denn mit Tom, dem ehrenhaften Kopfgeldjäger, und dem zombiehassenden Benny, der bei dem Menschen in die Lehre gehen muss, den er seit seiner Kindheit verachtet, bietet sich Konfliktpotenzial. Im späteren Verlauf kommt dann Lilah zu dem Gespann, eine geheimnisvolle Einzelgängerin mit erstaunlichen Fähigkeiten. Allerdings sind sowohl die Guten als auch ihre Gegenspieler zu überzeichnet, um wirklich realistisch zu wirken. Die Kopfgeldjäger werden als gefühllose Monster dargestellt, die kleine Kinder zu ihrem Vergnügen missbrauchen. Immer wieder wird Gameland erwähnt, ein geheimer Ort, in dem die Kopfgeldjäger Kinder gegen Zombies kämpfen lassen, während die Menschen in den Enklaven absichtlich wegsehen.

Einzig Tom, und später auch Benny, scheinen als einzige human geblieben zu sein und versuchen, den Kopfgeldjägern Einhalt zu gebieten. Trotz dieser interessanten Geschichte schläfert Tom den Leser nahezu ein, denn er ist einfach zu glatt, zu perfekt und liebt es übertriebene Reden über Moral und Gerechtigkeit zu halten. Im Kampf mutiert er zudem zu einer unstoppbaren Kampfmaschine wie man sie nur aus Filmen wie Rambo kennt. Ihm gegenüber steht Benny, der sich innerhalb weniger Tage vom nölenden Teenager ohne wirkliche Ausbildung zum Helden mausert, trotz keimendem Verständnis aber immer wieder „dumme“ Fragen stellt. Keiner der beiden Brüder vermag es wirklich, den Leser zu begeistern und somit im Leichenland um sie zu bangen. Einzig Lilah, die in der zweiten Hälfte zur Geschichte stößt, wirkt noch etwas realistisch. Allerdings wirkt die Geschichte der 13 jährigen so verstörend abstrus, dass man kaum glauben mag, dass sie immer noch am Leben ist und sich allein durch eine Welt angefüllt mit Zombies und mordenden Kopfgeldjägern schlägt.

Neben den mangelnden Charakteren scheitert Lost Land aber vor allem an seinen Dialogen. Hier fehlt es an Realismus und Natürlichkeit. Stattdessen wirken viele Unterhaltungen wie Lehrmaterial der Ethik. Mangelnde Dynamik und schwer nachvollziehbare Sprünge lassen so manchen Dialog als Schlafmittel durchgehen. Oftmals dienen die Unterhaltungen auch nur zur Vermittlung von Informationen, so ungeschickt sind die Themen teilweise eingeleitet.  

Dabei sind sowohl die Geschichte an sich als auch das Erzähltempo und Maberrys Erzählstil weitestgehend überzeugend, zwar schlicht und schnörkellos, aber dem Thema durchaus gewachsen. Ebenso gibt es viele interessante Aspekte, wobei vor allem die ungewöhnliche Sicht auf die Zombies, als tote Angehörige der Lebenden, denen man mit Respekt gegenübertreten sollte, sowie die Gestaltung der Welt und der darunterliegenden menschlichen Abgründe hervorzuheben sind. Insgesamt sind die Schwerpunkte der Geschichte jedoch ungleich verteilt, so dass sich die Spannung ein ums andere Mal dem erhobenen Zeigefinger oder überzeichneten Kämpfen beugen muss.


Fazit

Jonathan Maberrys Lost Land – die erste Nacht ist ein durchwachsener Auftakt einer neuen Zombie-Serie. Zwar bieten die vermischten Motive aus dem Zombie-Genres an sich gute Ansätze, die Mixtur krankt allerdings an der Umsetzung, schwachen, eindimensionalen Charakteren, künstlichen Dialogen und manchmal schwer nachvollziehbaren Kämpfen, die im Ende ihren Höhepunkt haben.


Pro und Contra

+ Idee + Welt
+ Charakterkonstellation
+ Coverdesign

o Zombies

- schwaches Charakterdesign und Entwicklung
- Dialoge wirken teilweise aufgesetzt und belehrend oder dienen als purer Informationslieferant für den Leser
- Finale erinnert an typisches Actionkino (Rambo etc.)
- fehlende Spannung

Wertung:alt


Handlung: 2,5/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5