Malcolm Max - Kapitel 1: Body Snatchers (Peter Mennigen und Ingo Römling)

Splitter-Verlag (April 2013)
Hardcover, 72 Seiten, 15,80 EUR
ISBN: 978-3-86869-546-5

Genre: Steampunk / Gothic Novel


Klappentext

Malcolm Max und seine wagemutige Begleiterin Charisma kommen anno Domini 1889 in London eigenartigen Ereignissen auf die Spur, die sich negativ auf ihre Lebensspannen auszuwirken drohen. Im Flackerlicht der Gaslaternen nimmt eine Serie grausamer Frauenmorde, die mit der Hinrichtung des Mörders „Der Poet“ eigentlich ein Ende gefunden haben sollte, ihre Fortsetzung. Diese Bluttaten stehen möglicherweise in Zusammenhang mit den Leichendiebstählen, die Malcolm Max im Auftrag der Geheimloge „Custodes Lucis“ untersucht. Schon bald erfahren der Vampirjäger und die Halbvampirin am eigenen Leib, wie schnell aus Jägern Gejagte werden können.


Rezension

Der Vampirjäger Malcolm Max und die Halbvampirin Charisma lauern hinter einer Engelsstatue, während Leichendiebe gerade ein Grab ausheben. Plötzlich taucht eine tollkühne Reporterin auf, die die Grabschänder eiskalt ablichtet und verkündet, eine große Story über sie zu schreiben. Als die Männer auf sie losgehen, greift Malcolm Max ein – und wird kurz darauf von der emanzipierten Frau als Chauvinist beschimpft, während sich Charisma als Betthäschen beleidigen lassen muss. Empört lassen die beiden die vorlaute Journalistin allein, die in der gleichen Nacht noch einem grausamen Mord zum Opfer fällt. Wenig später taucht eine ebenfalls bestialisch ermordete Frauenleiche in der Oper auf. Malcolm Max unterstützt im Auftrag der Geheimloge Custodes Lucis die Polizei und gerät dabei selbst ins Visier des Inspektors. Dabei weiß Malcolm längst, dass der Mörder ein enthaupteter Schwerverbrecher ist – nur wie soll er beweisen, dass dem Fall ein paranormales Mysterium zu Grunde liegt?

Malcolm Max ist ein charmanter Frauenheld, der auf den Straßen Londons immer wieder mit eindeutigen Angeboten begrüßt wird. Statt auf übernatürliche Kräfte muss er sich auf seinen Intellekt und seine körperlichen Fähigkeiten verlassen. Dabei gibt er sich selbstironisch und neigt zur Selbstüberschätzung, doch unter seiner spöttischen Fassade liegt ein guter und manchmal auch zweifelnder Kern. So stellt sich beispielsweise heraus, dass er eine alleinstehende Mutter und deren Kinder unterstützt. Auch macht er sich wegen der ermordeten Journalistin Vorwürfe, die Charisma nur bedingt teilt. Die Halbvampirin ist recht unerfahren im Umgang mit der menschlichen Gesellschaft, doch man sollte sie keinesfalls als naiv abtun. Sie neigt dazu, sich in fremder Leute Angelegenheiten einzumischen, während sie sich mit Malcolm amüsante Wortgefechte liefert. Beide streiten jederzeit ab, tiefergehende Gefühle füreinander zu hegen, doch dass es zwischen den beiden stetig knistert, dürfte keinem Leser entgehen. Mit Charisma hat Malcolm jedenfalls eine ebenbürtige Partnerin an seiner Seite, die zwar ab und an zickig wird, aber insgesamt als selbstbewusste, clevere und bildschöne Frau überzeugt.

Der Fokus der Geschichte liegt auf der Lösung der Mordfälle, die einige Rätsel aufgeben. Was als Kriminalgeschichte beginnt, wird zu einem paranormalen Abenteuer, in dem Tote beschworen werden und mit schaurigen Methoden künstliches Leben geschaffen wird. „Malcolm Max“ mutet wie eine Gothic Novel im Comicgewand an und lässt sich dem Steampunk zuordnen. Als Setting dient das viktorianische London, das vielen Werken des Genres als atmosphärische Kulisse dient. Zu „Malcolm Max“ passt das England des 19. Jahrhunderts ebenfalls hervorragend, wobei der Humor entsprechend trocken und distinguiert daherkommt. Die einzelnen Storyelemente sind nicht neu, in ihrer Kombination aber erfrischend ironisch umgesetzt.

Die Zeichnungen von Ingo Römling besitzen hohen Wiedererkennungswert und passen perfekt zur Geschichte. Der Stil ist entsprechend düster und wird von satten Farben dominiert, wobei insbesondere die Mimik der Charaktere gelungen ist. Oft bräuchte es den Dialogtext gar nicht, um genau zu wissen, was die Protagonisten denken oder fühlen. „Malcolm Max“ gehört dabei zu den Comics mit hohem Dialoganteil. Die Charaktere drücken sich gewählt aus und gesprochene Sätze werden mitunter relativ lang. Daneben gibt es erzählende Passagen, in denen zusätzliche Informationen geliefert oder auch einzelne Bilder kommentiert werden. Das liest sich anfangs ungewöhnlich und man hat das Gefühl, dass zu viel von den tollen Zeichnungen verdeckt wird. Andererseits machen die stimmungsvollen Beschreibungen und ausufernden Wortwechsel viel vom Charme dieses Werkes aus. Im Verlauf der Geschichte beschränkt sich der Text schließlich nahezu ganz auf die Dialoge.

Im Anhang finden sich Informationen über Autor und Zeichner, über die Entstehungsgeschichte und das Setting. Dazu gibt es noch einige Skizzen und farbige Illustrationen der Charaktere zu sehen. Einzig Bilder befreundeter Zeichner zu „Malcolm Max“ fehlen noch. Das Hardcover ist von gewohnt guter Qualität und beweist einmal mehr, das Splitter seine Comics einfach erstklassig in Szene setzt. Da schlägt das Sammlerherz gleich höher!


Fazit

„Malcolm Max“ überzeugt mit dem Charme einer Gothic Novel und düsterer Steampunkatmosphäre, die Ingo Römling zeichnerisch grandios umsetzt. Sympathische Protagonisten mit reichlich Ecken und Kanten runden das positive Gesamtbild ab und so sei dieser Comic jedem ans Herz gelegt, der das viktorianische Zeitalter samt paranormalem Flair schätzt oder auch einfach nur ein spannendes Abenteuer mit Hang zur Selbstironie sucht.


Pro & Contra

+ düstere Steampunkatmosphäre
+ sympathische Protagonisten mit Ecken und Kanten
+ bestens in Szene gesetztes viktorianisches London
+ Charme einer Gothic Novel
+ spannende Handlung (inklusive fiesem Cliffhanger)
+ stimmungsvolle Zeichnungen mit Wiedererkennungswert

o viel Dialogtext

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Malcolm Max:

Rezension zu Malcolm Max Bd.2
Rezension zu Die Fälle von Emmeline und Miranda Finch 

Interview mit Ingo Römling und Peter Mennigen Teil 1

Interview mit Ingo Römling und Peter Mennigen Teil 2

Tags: Malcolm Max