Der Leuchtturmwärter (Camilla Läckberg)

leuchtturmwrter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verlag List, Januar 2013
Originaltitel: Fyrvaktaren, Übersetzt von Katrin Frey
Der 7. Band mit Erica Falck und Patrik Hedström
Hardcover, 475 Seiten, € 19,99
ISBN 978-3471350805

Genre: Schwedenkrimi


Klappentext

Schriftstellerin Erica Falck hat mit ihren Zwillingen alle Hände voll zu tun, seit ihr Mann Patrik wieder im Polizeidienst ist. Sie findet kaum Zeit für ihre Schulfreundin Annie, die gerade in das idyllische Fischerdorf Fjällbacka zurückgekehrt ist. Annie zieht in das kleine Haus auf der Leuchtturminsel vor der Küste. Dort soll es nachts spuken, und dunkle Legenden ranken sich um den Ort. Annie scheint es nicht zu stören, vor allem als Mats, ihre erste große Liebe, zu ihr zurückkehrt. Doch dann wird Mats brutal ermordet. Patrik und Erica beginnen zu ermitteln.


Die Autorin

Camilla Läckberg, geboren 1974, ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie stammt aus Fjällbacka – der kleine Ort und seine Umgebung sind Schauplatz ihrer Bücher. Weltweit hat Läckberg inzwischen über zehn Millionen Bücher verkauft, sie ist Schwedens erfolgreichste Autorin. Heute lebt Camilla Läckberg in Stockholm.


Rezension

Zum Glück wird als Erstes der fiese Cliffhanger des letzten Bandes aufgelöst, Erica und Patrick ist nichts Schlimmes passiert und sie können weiter ermitteln. Allerdings müssen einige Nebencharaktere Federn lassen, Ericas Schwester Anna muss wieder einmal mit einem schweren Schicksalsschlag zurechtkommen. Jeder Mensch geht anders mit seiner Trauer um, für Anna ist es besonders schwer, da es nicht der erste Verlust in ihrem Leben ist. Hilflos sehen ihre Lieben mit an, wie sie sich immer mehr verschließt und beinahe aufgibt, aber da hat sie nicht mit ihrer Schwester Erica gerechnet. Mit viel Geduld und ungewöhnlichen Methoden nähert sie sich behutsam an, eindrucksvoll beweist die Autorin, dass Trauer ein normaler Findungsprozess ist und wie man beispielsweise damit umgehen kann. Wobei es ein Patentrezept hierfür wohl niemals geben wird.

Annie, Ericas ehemalige Schulfreundin, zieht nach der Trennung von ihrem Mann mit ihrem Sohn Sam wieder auf ihre Insel, die allgemein nur die Geisterinsel genannt wird. Außer einem Leuchtturm und dem dazugehörigen Haus gibt es nur noch viel Landschaft auf der Insel, die Einsamkeit ist genau das richtige für Annies verwundete Seele. Bei Mats Severin, ihrer ersten großen Liebe, findet sie Geborgenheit, seine Eltern Gunnar und Signe haben sich schon immer um die Insel gekümmert. Aber dann wird Mats ermordet, in seiner Wohnung. Sollten Unregelmäßigkeiten vertuscht werden, die er möglicherweise durch seine Tätigkeit bei der Gemeinde entdeckt haben könnte? Immerhin war er für das Projekt Badis zuständig, ein Wellnesszentrum, welches von einem privaten Investor mit Hilfe von Gemeindegeldern auf die Beine gestellt wird. Die Renovierung eines alten Gemäuers verschlingt viel Geld, doch die Geschwister Vivianne und Anders sind da sehr zuversichtlich, dass sie die Einlagen schnell amortisieren werden bei dem luxuriösen Angebot. Schließlich haften sie auch mit ihrem Privatvermögen. Oder ist er in Göteborg auf die schiefe Bahn geraten, als er dort einige Jahre für ein Frauenhaus gearbeitet hat? Ein zufälliger Drogenfund lässt diese Rückschlüsse zu. Patrik ermittelt in Göteborg und sieht dort Grauenvolles, was Frauen ertragen müssen, nur weil Männer sie für ihr Eigentum halten.

Wie gewohnt packt Camilla Läckberg noch viel mehr in ihr Buch, es wird niemals langweilig. In einem Seitenstrang, kursiv hervorgehoben, erzählt sie in Rückblicken das Schicksal einer Familie vor etwa einhundertfünfzig Jahren, die damals auf der Insel lebte und den Leuchtturm betrieb. Daneben gibt es wieder viel Privates von Erica und Patrik, die sich mit Tod und Trauer in der eigenen Familie auseinandersetzen müssen. Im Fokus steht auch wieder einmal der Dienststellenleiter Mellberg, der diesmal eindringlich erfährt, was er durch sein vorschnelles und unfähiges Handeln anrichten kann. Auch die Geschwister Vivianne und Anders, die als private Investoren das Projekt Badis organisieren, tragen maßgeblich zu den Ermittlungen bei. Viel Raum nehmen auch die gedemütigten Frauen ein, in einer weiteren Nebenhandlung kommt eindringlich an die Oberfläche, wie sehr diese Frauen leiden und dass es manchmal einfach keine Auswege für sie gibt, so schockierend es auch klingen mag. Frauen und Kinder sollten unbedingt gegen prügelnde Männer beschützt werden, doch was so heroisch klingt ist oftmals schlichtweg nicht durchzusetzen. Die perfiden Methoden der Männer, sich der Frauen wieder zu bemächtigen sind unendlich, ihre Gewalt richtet sich gegen jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Das Schlimmste daran ist, dass sie sich auch noch im Recht fühlen und jeden gnadenlos niederwalzen, der es wagt, sich ihnen in den Weg zu stellen.


Fazit

Der nun mittlerweile siebte Teil mit Erica Falck und Patrik Hedström birgt viel Explosives in sich. Neueinsteiger werden kaum eine Chance haben, hinter die ganzen persönlichen Verflechtungen zu kommen, die eine ganze Menge Raum in der Geschichte einnehmen. Was aber auch völlig gelungen ist, denn die Fans der Serie haben ja ein gesteigertes Interesse daran, wie es ihren Lieblingen im alltäglichen Leben so ergeht. Auch in Der Leuchtturmwärter ist es Camilla Läckberg wieder einmal gelungen, Belletristik gekonnt mit Thrillerelementen zu versehen und neben vielen persönlichen Problemen wie Trauer und Freude auch auf brisante Themen wie Drogensucht, Unterschlagung und Gewalt gegen Frauen eindringlich hinzuweisen.


Pro und Contra

+ angenehmer Erzählstil
+ wechselnde Perspektiven
+ sympathische, bereits bekannte Charaktere
+ neutraler Umgang mit Problemen
+ hochbrisante Themen
+ verschiedene, aktuelle Themen
+ viele überraschende Wendungen
+ Rückblicke auf eine vergangene Geschichte

- lediglich kurze Stellen mal etwas langatmiger

Wertung sterne4.5

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5