Der Löwe und die Königin (Susanne Stein)

Knaur Taschenbuch Verlag
464 Seiten, 8,95 Euro
ISBN: 978-3-426-63533-9

Genre: Historik


Klappentext

Berenguela, Prinzessin von Navarra, ist 25 Jahre alt, als sie erfährt, dass sie den englischen König Richard I. heiraten soll. Doch was andere Frauen ihrer Zeit glücklich machen würde, nämlich die Gattin des großen Frauenverführers zu werden, ruft bei ihr alles andere als Freude hervor. Denn Berenguela hat einen Traum: Sie möchte als Ärztin kranken Menschen helfen.
Das Schicksal aber will es anders und führt sie an der Seite des Königs bis ins Heilige Land. Ganz allmählich kommen sich die so unterschiedlichen Eheleute näher ...


Rezension

Mit dem bisher vieldiskutierten Historikroman „Die Mätresse des Kaisers“ feierte Susanne Stein vor knapp zwei Jahren ihr Debüt und kehrt nun mit Nachschub, dem gewählten Muster treu geblieben, in das Historik-Genre zurück.

Diesmal weniger abendländisch schildert sie die Geschichte von Berenguela ...

Schon vor langer Zeit hat die Prinzessin von Navarra sämtliche Heiratspläne aufgegeben und sich ganz ihrer Leidenschaft gewidmet. Im königlichen Schlossgarten züchtet sie Pflanzen und Kräuter und träumt davon, ein eigenes Krankenhaus zu errichten. Ihr Wunsch jedoch wird unmöglich, als König Richard Löwenherz um Berenguelas Hand bittet und ihr damit keine andere Wahl lässt, als sich doch noch einer Heirat zu fügen. An der Seite des jungen Ritters Oliver, Richards Mutter und schließlich auch seiner Schwester, zieht sie in das Heilige Land und erlebt dabei die Vor- und Nachteile der ihr aufgezwungenen Verbindung.

In der Zwischenzeit erschüttert eine entsetzliche Mordserie das ganze Land, doch auch wenn weit von Richard entfernt, so ist der König nicht minderschwer in Gefahr. Intrigen beginnen sich zu flechten und stellen seine junge Braut vor ungeahnte Hindernisse.

... und zeichnet damit ein glaubhaftes historisches Portrait.

Viel über Richards Beziehung zu Berenguela ist aus historischer Sicht nicht bekannt. Außer ihrer Heirat scheint das ungleiche Ehepaar nicht viel verbunden zu haben. Die Prinzessin von Navarra wurde niemals als Königin anerkannt und verbrachte den Großteils ihres Lebens außer Landes. In „Der Löwe und die Königin“ ist es Susanne Stein jedoch gelungen, eine glaubhafte und auch romantische Vorstellung der Beiden zu ermöglichen. Realitätsnah und dennoch mit einem guten Stück Phantasie erzählt die Autorin aus dem Leben von Berenguela, die als herzensgute Frau an Richards Seite kein leichtes Dasein führt. Weder der ihr aufgezwungene Mann schafft es, ihre minderen Erwartungen an Tugend und Herzlichkeit zu erfüllen, noch die angeheiratete Familie.
Ganz besonders Richard ist schwer zu verstehen. Nicht nur Berenguela, sondern auch den Leser befremden seine Launen und die so plötzlich eingestandene Liebe zu ihr, die leider im Verlauf des Buches nicht ganz greifbar wird. Im Gegensatz zu den Erwartungen, die durch den letzten Satz des Klappentextes geschürt werden, ist das Näherkommen der Beiden eher in den Hintergrund gestellt. Irgendwann ist die Liebe ein erwünschter Fakt, dessen Entstehung jedoch verschwommen bleibt. Zu wenig erlebt man das Liebespaar Seite an Seite. Eine Tatsache, die zwar vorerst bedauerlich ist, man jedoch durch die empfundenen Sympathien für die Protagonisten schnell verdauen kann und dem Vorankommen der Handlung durchaus zugute kommt. Denn der Verzicht einer ausgereiften Liebesgeschichte bietet notwendigen Platz, um die historischen Hintergründe zu integrieren. So erfährt man von naheliegenden Intrigen, über Richards Reise ins Heilige Land, den Zwist mit dem französischen König Philipp, den Verschwörungsversuchen von Bruder Prinz John (Johann Ohneland) und den spektakulären Umständen des Kreuzzugs.

Als Kritikpunkt bleibt die viel zu schnell schwindende Seitenanzahl. Mit 464 Seiten wirken Geschichte und Nebenhandlungen zu gedrängt. Etwas mehr hätten es schon sein dürfen, im Idealfall vielleicht sogar doppelt so viel, um der Fülle des Inhalts vollends gerecht werden zu können.


Fazit

„Der Löwe und die Königin“ lässt gieren nach mehr. Susanne Stein schreibt zwar in etwas altertümlicher Sprache und ein wenig zu verblümt, schafft es jedoch, nur selten Langweile aufkommen zu lassen und die vorgegebenen, historischen Inhalte wirklich angenehm und lesenswert zu verpacken.
Für Leser leichter, historischer Lektüre mit Anspruch an Sprache in jedem Fall ein Muss.


Pro und Kontra

+ angenehme Historiklektüre
+ authentische Darstellung der Charaktere
+ kurzweilig

o hochgestochene Dialog-Sprache

- ein wenig zu oberflächlich aufgrund mangelnden Raums
- wankende Liebesgeschichte

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5