Bedroht (Hans Koppel)

koppel h-bedroht

Heyne Verlag, 1. Auflage, April 2013
Klappbroschur, 416 Seiten,
aus dem Schwedischen von Lotta Rüeger und Holger Wolandt
14,99 Euro [D] 15,50 Euro [A] CHF 21,90*
ISBN-13:978-3-453-26801-2

Genre: Thriller


Klappentext

Tödliche Versuchung

Als sie Erik in einer Bar kennenlernt, glaubt Anna an einen harmlosen Flirt. Und so geht sie, anfangs zwar zögerlich, dann aber zunehmend interessiert, auf seine Avancen ein. Erik sieht sehr gut aus, und es schmeichelt ihr, dass er um sie wirbt. Aber Anna ist verheiratet, und sie hat ein Kind. Trotzdem landet sie in Eriks Bett. Als sie sich am nächsten Morgen verabschieden, ist Anna sicher, Erik nie wieder zu sehen. Darin irrt sie gewaltig.


Der Autor

Hans Koppel wurde 1964 in Helsingborg geboren. Er hat lange als Journalist gearbeitet, bevor er sich gänzlich dem Schreiben zuwandte. Hans Koppel lebt heute mit seiner Frau und seiner Tochter in Stockholm.


Rezension

Kriminalromane und Thriller erfahren seit Jahren einen wachsenden Erfolg und somit einen höheren Anteil am Markt. Insbesondere Werke aus schwedischer Feder erweisen sich dabei als besonders erfolgreich, seien sie nun von Henning Mankell oder Liza Marklund. Mit Bedroht wagt sich nun ein neuer Schwede, Hans Koppel, auf den Markt und erzählt die Geschichte eines Seitensprungs, deren Ende einer der Beteiligten nicht akzeptieren kann bzw. will.

Dabei beginnt alles so harmlos. Anna, eine von drei Chefredakteurinnen einer Zeitung, zieht sich für die Jahresbesprechung mit ihren Kolleginnen Trude und Sissela für zwei Tage in ein Hotel zurück. Dort treffen sie abends an der Bar auf Erik Månsson und seine beiden Kollegen. Anna fühlt sich sofort zu dem attraktiven Werbetexter hingezogen, und kann nicht nein sagen. Sie, die ansonsten so zuverlässig und treu ist, verheiratet mit einer elfjährigen Tochter, lässt sich auf eine gemeinsame Nacht mit Erik ein, und damit nicht genug. Obwohl ihr der Mann immer suspekter wird, trifft sie sich noch drei weitere Male mit ihm, bevor sie endlich den Schlussstrich zieht. Erik hingegen kann seine Zeit mit Anna nicht vergessen; Er ist zwar um einiges jünger sie, sieht in ihr aber die große Liebe seines Lebens. Internet, Handy und Festnetz – auf allen Wegen versucht er Kontakt mit ihr aufzunehmen, sucht sie sogar unter fadenscheinigen Vorwänden auf der Arbeit und sogar Zuhause auf. Schließlich hält es Anna nicht länger aus, sie offenbart sich zuerst ihrer Mutter und schließlich sogar der Polizei und setzt dadurch eine Lawine furchtbarer Ereignisse in Gang.

Erzählt wird die Geschichte in kurzen Kapiteln aus der Sichtweise von Anna, ihrer Mutter Kathrine und, seltener, Erik, wobei die Handlung zumeist über Dialoge vorangetrieben wird. Typisch für viele Schweden ist der verwendete Stil: recht schlicht und schnörkellos, hier aber fast schon zu einfach gehalten. Neben dem Anspruch fehlt es den Dialogen und der Geschichte insgesamt an Reife. Insbesondere die Gespräche lassen Lebendigkeit und Entwicklung missen, wenn Anna im Streit mit Erik wie eine alte Schallplatte immer wieder das gleiche wiederholt, ohne wirklich voranzukommen.

Schwächen ziehen sich auch durch die Charaktere. Die Unterschiede, die Alter und Erfahrung der einzelnen Figuren mit sich bringen, sind nicht wirklich umgesetzt. Trude redet wie Anna, Anna wie Erik und dieser wie Lucas, Annas Ehemann, bei dessen Autowahn und Weichheit man nicht weiß, ob man ihn sympathisch finden soll. Anna mag vielleicht aus ihrer Spur gefallen sein, warum sie jedoch weitere drei Mal mit Erik schläft, ist wenig nachvollziehbar, insbesondere nachdem Erik sich bereits von Anfang an merkwürdig verhält. Erik ist ohnehin der Hauptkritikpunkt des Buches.

Bereits am Anfang verschenkt Koppel eine Menge Potenzial, in dem er den Leser an Eriks Mord an der eigenen Mutter teilhaben lässt. So ist bereits ab Seite 2 offenbar, worauf sich Anna mit diesem Mann eingelassen hat. Der Rest der Geschichte entfaltet sich dann auch nach den Erwartungen des Lesers und bietet kaum Überraschungen. Zudem wirkt Eriks Verhalten in seiner Inkonsequenz eher unglücklich konstruiert als wirklich gewollt geistig gestört. Gerade nach großartigen Charakteren wie die Lisbeth Salander aus Larssons Millenium-Trilogie oder Jilliane Hoffman Cupido Mörder fallen solche Mängel im Charakterdesign negativ ins Auge. So wirken alle Figuren recht eindimensional und teilweise sprunghaft im Verhalten.


Fazit

Hans Koppels Bedroht bietet, trotz interessanter Ansätze nur eine mittelmäßige Unterhaltung. Eine vorhersehbare Geschichte sowie ein unausgereifter Hauptcharakter in einer Handlung, die hauptsächlich aus schwachen Dialogen besteht, können einen erfahrenen Thriller-Leser nicht überzeugen.


Pro/Contra

+ Idee

o einfach gehaltener Stil

- Charaktere wirken nicht lebendig/ echt
- Dialoge sind teilweise konstruiert bis unstrukturiert
- Handlung ist zu vorhersehbar

Bewertung: stern2

Charaktere: 2/5
Handlung: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5