Band 2
Thienemann Verlag, 1. Auflage Januar 2013
Gebundene Ausgabe, 448 Seiten
Aus dem Amerikanischen von Heidi Lichtblau
16,95 € (D) | 17,50 € (A) | 24,90 € (CHF)
ISBN: 978-3-522-20165-0
Genre: Romantic Fantasy
Klappentext
Ohne Asher zu sein …
… ist für Remy unvorstellbar. Längst hat sie die Grenze zwischen Heilerinnen und Beschützern überschritten, liebt ihn, den Feind, allen Widerständen zum Trotz. Doch als ihr Großvater Franc sie bittet, ihn zu besuchen, siegt die Neugier. Wer ist dieser Mann, vor dem ihre Mutter einst floh? Asher begleitet Remy. Heimlich. Kurz darauf wird eine junge Frau ermordet. Eine Heilerin. Wurde sie verraten? Gerüchte machen die Runde- und Asher verschwindet spurlos. In ihrer Verzweiflung muss Remy die Hilfe eines Mannes akzeptieren, dem sie nie vertrauen konnte: Gabriel, dem älteren Bruder von Asher …
Die Autorin
Corrine Jackson studierte Englische Literatur, bevor sie zunächst als Grafikdesignerin arbeitete und dann in eine große Marketingagentur wechselte. Sie war außerdem Chef-Redakteurin von zwei literarischen Online-Zeitschriften und ist Mitglied der SCBWI (Society of Children’s Book Writers & Illustrators).
Rezension
Nach den tragischen Entwicklungen im ersten Band ist Ruhe eingekehrt in Remys Leben. Zwar muss sie immer noch die Entdeckung durch die Beschützer fürchten, allerdings wäre dies an jedem Ort der Welt nicht anders. So genießt sie ihr Leben mit ihrem widergefundenen Vater und dessen Familie, die sich schon nahezu wie die eigene anfühlt. Nebenbei trainiert sie mit Gabriel und Asher ihre Fähigkeiten. Allerdings können die beiden Brüder auch nur ihre Beschützer-Seite verstehen, eine Heilerin fehlt in Remys Leben. Als ihr Großvater mütterlicherseits überraschend Kontakt zu ihr aufnimmt, bricht sie, entgegen aller Warnungen, auf, um ihn zu treffen. Schließlich war er lange Zeit mit einer Heilerin verheiratet. Vielleicht hat er sogar nach wie vor Kontakt zu einer, so dass alle ihre Wissenslücken zumindest etwas Füllung erfahren. Asher, zuerst wenig begeistert, von ihrem Entschluss, begleitet sie, verspricht aber im Hintergrund zu bleiben. Obwohl er besorgt ist, weiß er, nur die Heiler besitzen womöglich ein Mittel, um ihm und Remy einen dauerhaftes Miteinander, ohne ihre Mauern und negative Auswirkungen, möglich zu machen.
Remys Großvater Francois stellt sich als netter Hüne heraus, der nicht nur Kontakt zu einer Konklave besitzt, sondern ihr auch in gewisser Weise vorsteht. Aus Furcht vor Zurückweisung oder gar Hass, denn ihre Großmutter wurde von Beschützern ermordet, beschließt Remy dieses Erbe ihres Blutes geheim zu halten und gibt sich als reine Heilerin aus. Dass sie nicht so ist wie die anderen wird allerdings offenbar, als sie ein verletztes Kind rettet: Anders als andere Heilerinnen absorbiert Remy die Verletzungen der Opfer und muss sich selbst heilen. Während Remys Großvater fasziniert ist und ihre Gabe erforschen will, überschlagen sich die Ereignisse. Asher und Remy werden von Beschützern entführt und gefoltert. Remy kann zwar entkommen, ist schwerverletzt allerdings auf die Hilfe Gabriels angewiesen, der nicht nur aus brüderlicher Liebe zu ihrer Rettung eilt. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem die einzelnen Spieler und ihre Motive erst nach und nach ersichtlich scheinen.
Remy muss sich immer öfter fragen, ob die Heilerinnen-Konklave wirklich so friedlich ist, wie sie scheint. Wo fließen die Grenzen zwischen Beschützern und Heilerinnen, und wo ist eigentlich ihr Platz in diesem Konflikt? Nicht immer ist alles schwarz und weiß. Am Ende will anscheinend jeder seinen Profit aus Remys besonderer Gabe schlangen.
Wie bereits im ersten Teil der Trilogie ist auch Die Schatten der Vergangenheit ein Spagat zwischen plätscherndem Alltagstrott und spannendem Abenteuer. Remys Vergangenheit, die aus Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung bestand, ist nach wie vor großes Thema und liefert einen tragischen Hintergrund für ihr Verhalten und auch Mistrauen in vielen Situationen. Heile Welten gibt es selten genug. So müssen Remy und auch Asher im vorliegenden Band ordentlich einstecken, und das wie gewohnt ungeschönt, wobei wieder einmal deutlich wird, wie stark die beiden Parteien im Ungleichgewicht hinsichtlich ihrer Kräfteverteilung sind: So überzeichnet wie die Beschützer sind, scheint selbst eine Handvoll bewaffneter Männer ohne wirkliche Chance. Ashers zunehmender Kräfteverlust ist daher auch ein großes Thema des Buches. Denn während Remy zunehmend erstarkt, wird er immer menschlicher und somit anfällig – ein interessanter Bogen, der durch einige Vorhersehbarkeiten getrübt wird. Ganz nach typischer Manier lässt es sich Jackson zum Beispiel nicht nehmen, eine Dreiecks-Beziehung einzubauen, die den Fokus von der eigentlichen Handlung weg auf ein Gefühlschaos zieht. Dabei mag sich so manch einer fragen, ob das wirklich Not tat, während andere das Team Gabriel T-Shirt nur zu gerne überziehen.
Gabriel ist von den Charakteren wohl der interessanteste, einfach weil er im Gegensatz zum perfekten Asher Ecken und Kanten aufweist und durch Vielseitigkeit mehr Präsenz besitzt. Neben Gabriel überzeugen auch Remy selbst, die zerrissen um ihre Liebe und ein normales Leben kämpft, gleichzeitig aber auch ihrem Erbe als Heilerin gerecht werden möchte, und ihr Großvater Franc, wobei zu schnell offensichtlich wird, dass mit diesem etwas nicht stimmt. Vielleicht müsste Remy hier auch misstrauischer sein, aber der Wunsch nach einer Familie mag wohl ihr Urteilsvermögen trüben. So muss der Leser zusehen wie Remy mit rosaroter Brille in ihr Unglück rennt – zumindest ab der zweiten Hälfte des Buches, denn vorher passiert recht wenig.
Wenig geschieht auch in Bezug auf die Sprache - noch immer schlicht, aber flüssig - und den Hintergrund der Welt Jacksons. Obwohl Remy teilweise Zugang zu einer Bibliothek erhält, sind die Informationen über Beschützer und Heilerinnen sowie ihre Hintergründe und Verbindungen mangelhaft. Auch die anderen Heilerinnen erhalten wenig Raum. Stattdessen verbringt Remy die meiste Zeit mit Gleichaltrigen und anderen Themen. Ein Manko, dass vielleicht im dritten Band endlich aufgelöst wird, so dass Remys Welt geerdet wird. Bleibt zu hoffen, dass der Abschluss der Reihe nicht zu lange auf sich warten lässt, denn das dramatische Ende lässt so einige Dinge offen.
Fazit
Auch im zweiten Band ihrer Trilogie um die ungwöhnliche Remy schafft es Corrine Jackson, trotz einiger Längen und schlichtem Stil, den Leser zu fesseln. Zwar enthält Touched - Die Schatten der Vergangenheit kleinere Mängel; Charaktere und Handlung sowie einige spannende Wendungen retten jedoch darüber hinweg. So dass ein abwechslungsreicher Jugendroman entsteht.
Pro und Contra
+Interview mit der Autorin und ihre Playlist
+interessante Charaktere
+ Handlung gewinnt im Laufe der Geschichte merklich an Fahrt
o schlichter, teilweise zu salopper Stil mit unnötigen Anglizismen
o teilweise Längen
o Hintergrund fehlt
- Entwicklung vom Gespann Asher-Remy-Gabriel absehbar
- Kräfteverteilung unausgegoren
Wertung:
Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/ Leistung: 4/5
Rezension zu Touched - Der Preis der Unsterblichkeit (Band 1)