Das kalte Schwert (Richard Morgan)

das kalte schwert
 
Heyne Verlag (Januar 2013)
Taschenbuch, 704 Seiten, EUR 14,99
ISBN: 978-3-453-52592-4
A land fit for Heroes 2
 
Genre: Fantasy
Klappentext

Die Zeit der Schwerter ist gekommen

Yelteth, die pulsierende Hauptstadt des südlichen Imperiums, schwebt in höchster Gefahr, denn an den Grenzen des Reiches erhebt sich ein uralter Feind, der nichts als Chaos und Zerstörung im Sinn hat. In der Stunde der größten Not müssen sich drei Helden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dem Feind mit dem blanken Schwert in der Hand entgegenstellen. Auch wenn es ihren eigenen Untergang bedeutet …
Rezension

Mit „Das kalte Schwert“ legt Morgan bereits den zweiten Band seiner „A Land fit for Heroes“ Trilogie vor – der erste Band „Glühender Stahl“ ist bereits 2010 erschienen. Man kann allerdings nicht gerade behaupten, dass der Verlag diese Tatsache an die große Glocke hängt: Weder im Buch selbst noch auf der sonst so zuverlässig gepflegten Verlagswebsite ist eine Spur von einer Reihenfolgeninformation zu finden. Zum Glück ist der Zug für Quereinsteiger aber noch nicht abgefahren, denn „Das kalte Schwert“ funktioniert auch eigenständig überraschend gut. Dabei taucht man von Anfang an voll ins Geschehen ein – und auch im weiteren Verlauf hält sich Morgan nicht mit Erklärungen auf. Vielmehr lässt er seine drei Protagonisten für sich selbst sprechen, denn Fürsprecher haben diese wahrlich nicht nötig. Hier wird am ehesten die unkonventionelle Art, die auch der Buchrücken verspricht, deutlich. Denn auch, wenn das Buch ein Stück davon entfernt ist, Wie eine Axt durch sämtliche Klischees der Fantasy zu fahren, so kann man es doch als erfrischend innovativ bezeichnen. Und das nicht nur, wenn auch größtenteils, dank ebendieser Charaktere. Mit Ringil, Egar und Archeth schafft Morgan genau die Sorte von Charakteren, die man gerne durch eine Fantasyreihe hindurch begleitet. Denn auch wenn es heute gewissermaßen schon zum guten Ton gehört, unvollkommene Charaktere zu schaffen, gilt es auch hier, den richtigen Ton zu treffen. Einen Ton, den der Leser dem Autor auch abkaufen kann. Glücklicherweise schafft Morgan dies mit Leichtigkeit. So folgt man einem abgehalfterten Haudegen, einer unter Drogenentzug leidenden Unsterblichen und einem schwulen und draufgängerischen Krieger bei ihren Abenteuern – sicherlich eine Kombination, der man in Fantasy-Romanen nicht allzu häufig begegnet.

In einer komplexen Welt entwickelt Morgan nun seine drei Handlungsstränge, die alle auf etwas Größeres hinarbeiten, lässt hierbei seine Leser aber ungewöhnlich lange im Dunkeln tappen. Diese heikle Situation – denn als Leser tappt man schließlich nur eine gewisse Zeit freiwillig im Dunkeln, bevor man die Geduld verliert – meistert er dennoch gekonnt, einfach, indem er die einzelnen Handlungsstränge auch abseits des Großen Ganzen spannend genug macht. So bekommt man auf der einen Seite spannende und kurzweilige Unterhaltung, während auf der anderen Seite die Aussicht auf wirklich epische Ereignisse einen zusätzlichen Reiz hat. Und auch, wenn davon noch nicht viel enthüllt wird, ist dies nur ein Zeichen für das Potential, das der dritte Band in sich birgt – eben dank der guten Vorarbeit dieses zweiten Teils. Bleibt zu hoffen, dass Morgan dieses auch richtig zu nutzen weiß und es nicht verschenkt.
Dass diese Gefahr zumindest theoretisch besteht, zeigt sich in seiner Art, auf scheinbar unbedeutende Details einzugehen. Denn auch, wenn diese Details der Geschichte mehr Tiefe verleihen, bringen sie diese nicht immer voran. Dies ist aber allemal verzeihlich, sind besagte Details doch das wichtigste Mittel für die wirklich gelungene Atmosphäre in diesem Buch. Hiervon kann auch das Setting profitieren – neben zahlreichen schön gestalteten Schauplätzen ist insbesondere Yeltheth der Star in dieser Hinsicht. Mit dieser wimmelnden Fantasy-Metropole schafft Morgan einen Ort, der wunderbar lebendig und plastisch vorm inneren Auge des Lesers die Leinwand für seine Handlung bietet.
Fazit

Sympathische Charaktere, Spannung und Action; "Das kalte Schwert" bietet alles, was ein gelungener Fantasy-Roman braucht. Hierbei langweilt Morgan nicht mit Altbekanntem, sondern überrascht mit Neuem. Und auch, wenn diesem Band der undankbare zweite Teil einer Trilogie teilweise anzumerken ist, so doch zum großen Teil am Potential, das dieser für den nachfolgenden Band entwickelt.
Pro & Kontra

+ Charaktere
+ spannend und actionreich
+ Atmosphäre und Setting

o arbeitet deutlich wahrnehmbar auf den Nachfolger hin
o großes Potential für Nachfolger

- aus dem Buch und der Vermarktungsstrategie des Verlages geht nicht hervor, dass es sich um einen zweiten Teil handelt

Wertung: sterne4

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5