Pulsarnacht (Dietmar Dath)

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Heyne Verlag (Dezember 2012)
Klappenbroschur, 432 Seiten, EUR 13,99
ISBN: 978-3-453-31406-1
 
Genre: Science-Fiction
Klappentext

Was wäre, wenn eines Tages der Herzschlag des Universums aussetzt …

Die Pulsarnacht: Mythisches Ereignis. Zu einem bestimmten Zeitpunktsetzt die pulsierende Radio- und sonstige Signaltätigkeit aller Pulsare aus, und die Signalverdunkelung ist an jedem beliebigen Punkt des Universums gleichzeitig wahrnehmbar. Dieses Ereignis ist physikalisch wegen des Bruchs der Gesetze der Relativitätstheorie unmöglich. Es tritt dennoch ein.

In ferner Zukunft: Die Menschen sind auf ihrem Weg in die Galaxis nicht nur auf zahllose außerirdische Intelligenzen gestoßen, sondern haben sich auch weit von dem entfernt, was wir heute unter „Mensch“ verstehen. Und doch haben sie immer noch die gleichen Bedürfnisse, träumen die gleichen Träume, kämpfen die gleichen Kämpfe. Bis sich eines Tages „Pulsarnacht“ ankündigt, ein astronomisches Ereignis, nach dem nichts im Universum mehr so sein wird, wie es war. So jedenfalls berichten es die uralten Legenden. Doch niemand weiß, was die Pulsarnacht wirklich ist und welche Folgen sie hat. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
Rezension

Gleich vorweg: „Pulsarnacht“ ist kein einfaches Buch. Schon gar nicht ist es die locker-unterhaltsame Space-Opera, auf die man aufgrund des Klappentextes vielleicht schließen könnte. Pulsarnacht ist anders: Komplex und anspruchsvoll, teilweise bis an die Grenzen der Verständlichkeit und darüber hinaus.
Dath bedient sich bei seiner Erzählung eines Systems aus verschiedenen Ebenen, die alle ineinandergreifen und in ihrer Gesamtheit die abstrakten Ideen, die hinter dem Roman stehen, transportieren sollen. Diese reichen von physikalischen über technologische bis hin zu gesellschaftswissenschaftlichen Überlegungen – wer hier den allumfassenden Überblick behalten will, ist zumindest mit einem Grundwissen auf diesen Gebieten nicht schlecht beraten.

Die eigentliche Handlung - auf der obersten Ebene - erzählt dabei von verschiedenen Charakteren, die in dem komplexen Weltenkonzept mehr oder weniger ihr Leben leben. Scheinbar in krassem Widerspruch steht diese eigentliche Handlung in ihrer Schlichtheit zum Setting, das Dath hierfür entwirft: Mit Feuereifer macht er sich daran, ein Science-Fiction-Utopia zu schaffen, das seinesgleichen sucht. Außerirdische Intelligenzen, Gesellschaftskonzepte, Technologie und Politik, Daths Welt sprüht vor Kreativität – als Leser wird man regelrecht erschlagen von all den Ideen, die da auf einen niederprasseln. Da kann es schon vorkommen, dass man aus Überforderung den Roman erst einmal aus der Hand legen muss. Dennoch lebt der Roman von genau diesen Ideen: Beinahe begraben unter der Last dieses Konstrukts liegt die eigentliche Story, die – wie sollte es anders sein – nichts weiter als ein Transportmedium für etwas Größeres ist, das Dath vermitteln will. Diese Handlung, die die verschiedenen Protagonisten beim Kämpfen, lieben, Politik machen – kurz, beim Leben – verfolgt, steuert nun also mehr oder weniger offensichtlich auf die mysteriöse Pulsarnacht zu. Das heißt bei Dath dann so viel, dass diese hin und wieder mal in einem Nebensatz erwähnt wird, etwa „Ach ja, und außerdem gibt es da noch diese Pulsarnacht, an die manche glauben und die vielleicht bald bevorsteht“. Und natürlich ist auch dieses von der Idee her sehr spannende Ereignis ein weiterer Vorwand für tiefgründige Philosophiererei, die Leinwand, auf der alle Überlegungen zusammenlaufen und kondensieren. Nicht, dass all dies offensichtlich wäre. Für das Offensichtliche ist in „Pulsarnacht“ kein Platz. Einfach, weil Dath diesen nicht einräumt, ja auf Gedeih und Verderb nicht einräumen will. Dabei hätte der eine oder andere geradlinige, aufklärende Satz sicherlich nicht wehgetan, um den Leser vielleicht mal ein stückweit abzuholen. So aber bleibt dieser allein auf weiter Flur mit Daths Ideen, die man sicherlich spannend, innovativ, interessant und was nicht alles finden kann – so man sie denn für sich isolieren und verstehen kann.
Immerhin hat „Pulsarnacht“ neben all diesen diffusen Andeutungen auch harte „Sci-Fi“-Ideen zu bieten; vom bewusstseinserweiternden Compuerimplantat über unglaubliche Raumschiffe bis hin zu planetengroßen Lebewesen findet man nette Ideen – und auch bei den verschiedenen extraterrestrischen Völkern gibt Dath sich Mühe – nicht zuletzt dabei, diese in das Konzept der Geschichte sehr geschickt einzuarbeiten.
Fazit

Um mit „Pulsarnacht“ etwas anfangen zu können, sollte man schon eine gehörige Portion Durchhaltevermögen und Spaß an abstrakten, komplexen Ideen mitbringen. Bei all den Ideen fällt es mitunter schwer, auch nur der eigentlichen Handlung zu folgen, geschweige denn, jene Ideen in ihrer Gänze zu erfassen – auch wenn diese sicherlich interessant und spannend sind.
Pro & Kontra

+ ein Füllhorn an interessanten und kreativen Ideen

- unglaublich komplex und sperrig
– keinesfalls für das Lesevergnügen zwischendurch

Wertung: alt

Handlung: 3/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 3/5

Tags: Space Opera, Hard SF, deutschsprachige SF, Aliens