The Walking Dead Bd.2 - Ein langer Weg (Robert Kirkman, Charlie Adlard, Cliff Rathburn)

Verlag: Cross Cult (1. Auflage, Mai 2006)
Hardcover, sw, 144 Seiten, 16 Euro
ISBN – 13: 978-3-936480-32-0

Genre: Horror/ Drama


Klappentext

Wie viele Stunden hat ein Tag, wenn man nicht die Hälfte davon vor dem Fernseher verbringt? Wie lange ist es her, dass wir uns WIRKLICH anstrengen mussten, um etwas zu bekommen, das wir wollten? Wie lange ist es her, dass wir etwas WOLLTEN, das wir wirklich BRAUCHTEN? Die Welt, die wir kannten, ist Vergangenheit. Die Welt des Kommerzes und der Dekadenz ist einer Welt der Verantwortung und des Überlebens gewichen. Eine Epidemie apokalyptischen Ausmaßes lässt rund um den Globus die Toten auferstehen, um sich an den Lebenden schadlos zu halten. Nach ein paar Wochen ist die Gesellschaft am Ende. Es gibt keine Regierung mehr. Keinen Supermarkt. Kein Internet. Kein Kabelfernsehen. In einer Welt, die von den Toten regiert wird, sind wir gezwungen, endlich unser Leben selbst in die Hand zu nehmen.



Wer ist Freund, wer Feind? Die kleine Gruppe Überlebender um Dorfpolizist Rick Grimes gibt ihr Lager auf und macht sich in einer von Zombies bevölkerten Welt auf die Suche nach einem sicheren Zuhause. Durch Zufall finden sie den perfekten Ort. Doch bald muss die Schicksalsgemeinschaft erneut erfahren, wie nah Hoffnung und Enttäuschung, Leben und Tod in dieser Welt beieinander liegen. Es ist ein langer Weg zu einer neuen Existenz für Rick und seine Freunde…und nicht immer sind es die gefräßigen Untoten, von denen die größte Gefahr für Leib und Leben ausgeht.


Rezension

Rick hat es tatsächlich geschafft seine Frau und seinen Sohn wiederzufinden. Er trifft sie in einer größeren Gruppe an, in der sich Shane befindet, der am Ende des ersten Bandes durch Ricks Sohn Carl erschossen wird. Shane hatte sich zuvor in Ricks Frau Lori verliebt und hatte nicht vor, diese mit seinem ehemals besten Freund zu teilen. Carl erfuhr, was Shane vor hatte und erschoss ihn noch rechtzeitig. Die Gruppe macht sich weiter auf den Weg, um irgendwo eine geeignete Bleibe zu finden. Auf dem Weg entdecken sie eine Art kleine Stadt, die friedlich auszusehen scheint und einen guten Ausgangspunkt für die Zukunft bietet. Kaum haben sie das Gebiet unter sich aufgeteilt und wollen die Gegend heimischer gestalten, entdecken sie, dass sie gar nicht alleine sind und es nur so von Zombies wimmelt. Nicht ganz ohne Verluste hinzunehmen, verlassen sie den Ort wieder. Nach längerer Zeit, in der viele schon den Glauben an eine Hoffnung aufgegeben haben, entdecken sie eine Farm, auf der sie Hershel, der Besitzer, freundlich empfängt. Sie scheinen endlich, nach einem langen Weg, ein Zuhause gefunden zu haben.

Der zweite Band knüpft mit der gleichen Intensität da an, wo der erste aufgehört hat. Mittlerweile fühlt man sich als Leser, als gehöre man zu dieser Gruppe dazu. Jeder Charakter entwickelt sich um ein ganzes Stück weiter, besonders Rick, der mittlerweile die Verantwortung für alle anderen trägt. Er ist eine Art Identifikationsfigur der Hoffnung geworden, da er der Einzige ist, der weiß wie man in gefährlichen Situationen Ruhe bewahrt. Doch auch er zeigt, dass er Vielem nicht gewappnet ist, aber trotzdem stark bleiben will, um insbesondere seinen Sohn Carl nicht zu enttäuschen. Lori hat sich nach Shanes Tod verändert und ist sich nicht sicher, ob das Kind, das sie erwartet, von Rick ist. Bei ihr kommen Zweifel auf, ob es überhaupt sinnig ist in diesen Zeiten ein Kind in die Welt zu setzen. Auch die anderen Gruppenmitglieder haben ihre Höhen und Tiefen und der ein oder andere hat noch ein paar interessante Details parat. Bei Carl zeigt sich beispielsweise immer mehr, dass er immer stärker wird und versucht das Geschehen um ihn herum auszublenden. Obwohl er noch ein Kind ist, muss er erkennen, dass er sich Kind-Sein nicht zwangsläufig erlauben darf.

Auch hier ist ein Blick auf die Fernsehserie nicht vermeidbar. Wenn man diese kennt, dann wird man relativ schnell feststellen, dass Vieles aus dem Comic nicht verfilmt wurde. Kirkman ist in dieser Hinsicht aber kein Vorwurf zu machen, denn so bleibt sowohl dem Comic als auch der Serie ein gewisser Charme enthalten. Darüber hinaus wäre eine 1:1 Verfilmung wohl eher etwas schleppend verlaufen. Lediglich das Aufeinandertreffen von Ricks Gruppe und Hershel auf der Farm ist ähnlich, auch wenn die Geschichte letztendlich anders verläuft. Die Entwicklung der einzelnen Personen ist in der Serie etwas radikaler und teilweise verzweifeln einige von ihnen an dem, was sie tagtäglich tun müssen: Töten, um zu überleben. Die Farm und Hershel sind in der TV-Fassung ein willkommenes Ereignis, da die Gemüter aller hier zur Ruhe kommen können. Doch sowohl in Comic, als auch Fernseh-Serie liegt seinem Charakter eine Verzweiflung zu Grunde, mit der er lernen muss, umzugehen. Comic und Serie haben jeweils ein unterschiedlich hohes Konfliktpotenzial, das im jeweiligen Rahmen sehr gut ausgeschöpft wird. Rick erhält beispielsweise in der Serie grundsätzlich andere Charakterfacetten als im Comic. Kirkman und die Macher beider Serien, haben bewusst einiges an Material nicht in die Fernsehfassung integriert, da so der Reiz am Lesen des Comics natürlich weiterhin bestehen bleibt und man so immer noch die Möglichkeit hat, zu gucken, wie der Verlauf der Geschichte hätte alternativ aussehen können. So gibt man jedem Leser die Chance seinen eigenen Film zu produzieren.

Der Comic ist sehr stimmungsvoll und man sieht auch hier wieder, dass die Zombies eine eher untergeordnete Rolle spielen. Überleben! Sonst nichts. Die Erzählung ist zu keiner Zeit langweilig und birgt ein ums andere mal noch Überraschungen. Diese Zombie – Reihe gehört nicht zu den klischeehaften Horrorszenarien, sondern zu einem Genre, das wohl eine Mischung aus Horror, Drama und Thriller sein könnte, doch muss das jeder für sich selbst entscheiden. Hier passt alles zusammen: Geschichte, Grundton, Szenario und vor allem die Zeichnungen. Charlie Adlards Zeichnungen und Cliff Rathburns geschickt gesetzte Grautöne kreieren ein besonderes Erlebnis, das in Farbe bei weitem nicht so aufregend gewesen wäre. Jede Zeichnung passt perfekt zu Kirkmans Text.


Fazit

The Walking Dead - Ein langer Weg
ist der perfekte Nachfolger zum ersten Band Gute Alte Zeit. Cross Cult legt wieder einen hochwertigen Hardcover – Band vor, der durch das Coverbild von Tony Moore perfekt abgerundet wird. Als kleinen Bonusteil, gibt es wie im ersten Band auch, einen Zombieguide. Für alle Fans beider Serien ein absolutes Muss.


Pro/Contra

+ Charaktere entwickeln sich weiter
+ spannende Szenarien
+ einige Überraschungen
+ keine Klischees

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Preis/ Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Robert Kirkman:

Rezension zu The Walking Dead Bd.1 - Gute Alte Zeit
Rezension zu The Walking Dead Bd.3 – Die Zuflucht
Rezension zu The Walking Dead Bd.4 - Was das Herz begehrt
Rezension zu The Walking Dead Bd.5 - Die beste Verteidigung
Rezension zu The Walking Dead Bd.6 - Dieses sorgenvolle Leben