Incarceron – Fliehen heißt sterben (Catherine Fisher)

fisher c-incarceron

penhaligon Verlag, 1. Auflage, März 2013
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 475 Seiten,
aus dem Englischen von Marianne Schmidt
18,99 Euro [D]
ISBN-13:978-3-764-53080-8

Genre: Fantasy


Klappentext

Es ist ein gewaltiges Gefängnis. Sein Inneres besteht aus gigantischen Metallwäldern, verfallenen Städten und endlosen Weiten. An diesem Ort gibt es keine Freundschaft. Es gibt keine Hoffnung, kein Entkommen. Doch der junge Häftling Finn hat eine Verbindung nach Außerhalb, zu Claudia, der Tochter des Gefängnishüters. Sie ist Finns einzige Chance, aus Incarceron zu entkommen, und er wiederum ist Claudias letzte Hoffnung, dem goldenen Käfig ihres eigenen Lebens zu entfliehen. Doch Finns und Claudias größter Feind ist Incarceron selbst, das seine Insassen wie ein hungriges Raubtier belauert.
Denn dieses Gefängnis lebt!


Die Autorin

Catherine Fisher ist die Autorin vieler phantastischer Kinder- und Jugendbücher sowie zweier preisgekrönter Gedichtbände. Mit »Incarceron« gelang ihr der große internationale Durchbruch. Catherine Fisher lebt und schreibt in Wales.


Rezension

Eine Welt, die der Hölle gleicht. Eine Zukunft, in der Technik verboten ist und alle einem Lebensstil folgen, der im 17 Jahrhundert üblich war. Beide Welten haben etwas gemeinsam, denn sie beherbergen Menschen, die nur einen Gedanken kennen: Flucht.
Einer dieser Menschen ist Finn. Seit er ohne Erinnerung in den Gefängnismauern Incarcerons erwacht ist, lebt er bei den Comitatus – einer Gruppe von Insassen, die sich in dem Gefängnis mit Diebstahl und Gewalt über Waser halten. Obwohl Finn seit Jahren bei den Comitatus lebt, ist er nicht wirklich eingegliedert. Er ist ein Sternenseher und seine Visionen sollen die Menschen eines Tages in die Freiheit führen; zumindest glaubt der Weise Gildas daran. Übermäßiger Respekt und Misstrauen sind aber nur das kleinere Übel in Finns leben. Denn während sich alle mit ihrem Schicksal abgefunden haben, leidet er unter der ständigen Beobachtung des Gefängnissen, hadert mit seinem Schicksal und will nur eines, nämlich dorthin zurück, woher er seines Erachtens kam: Außerhalb.
Helfen soll ihm dabei Claudia Arlex, die Tochter des Hüters von Incarceron. Zwei Schlüssel, die durch unterschiedliche Schicksale in die Hände der beiden Protagonisten gelangen, bieten ihnen die Möglichkeit, über Zeit und Raum miteinander zu kommunizieren. Doch Claudia hat eigene Probleme. Als Tochter des Hüters ist sie dem Prinzen versprochen. Die Hochzeit steht kurz bevor. Claudia hofft, das Ereignis abwenden zu können. In einer Welt, in der alle einem strikten Protokoll folgen und Frauen nichts zu sagen haben, kämpft sie nicht nur für ihr Schicksal, sondern auch für die Öffnung Incarcerons und kreuzt dadurch so manche Pläne.

Obwohl Incarceron auf den ersten Blick recht gewöhnlich in der Masse der Fantasy-Romane scheint, bietet der Roman durchaus inhaltliche Tiefe. Sei es durch die beiden Protagonisten Claudia und Finn, die eben nicht mit dem Strom schwimmen, sondern sich gegen widrigste Umstände durchsetzen, um ihre Träume zu erfüllen. Auch wenn das heißt, Verluste in Kauf zu nehmen und hinter der die bequeme Maske der Freundschaft zu schauen. Dabei sind die beiden nicht die typischen Kämpfer. Wo Claudia auf ihren Verstand und Verstohlenheit angewiesen ist, muss Finn im Kampf auf seinen Eidbruder Keiro vertrauen. Dieser und die anderen Charaktere sind gut ausgestaltet und eigenständig, wirklichen Erinnerungswert besitzen sie jedoch nicht. Vielleicht weil das Gefängnis selbst der wirkliche Star des Buches ist.

Incarceron war als Experiment gedacht, eine neue, in sich geschlossene und unabhängige Welt für alle Straftäter und Andersdenkenden. Ungestört und nur unter Beobachtung des Hüters sollte sich ein Utopia entfalten. Die Schaffung Incarcerons ist mittlerweile über hunderte Jahre her, und es könnte nicht weiter entfernt vom Himmel sein. Wie es dazu kam, wird nicht offenbar. Ob es an den Menschen lag, die das Böse und Zwietracht mit sich tragen, oder an dem Gefängnis selbst, bleibt der Phantasie des Lesers überlassen. Die unendlichen Weiten Incarcerons sowie die vielfältigen Welten darin machen Lust auf mehr, irritieren aber auch - insbesondere im Hinblick auf die Auflösung, wo sich Incarceron befindet und was es damit auf sich hat.

Sowohl im Charakterdesign und auch im Grundgerüst hinter Incarceron hat man daher oft das Gefühl, Fisher wollte zu viel oder wusste selbst nicht weiter, weshalb sie gegen Ende so manche Wendung eingebaut hat, die sicherlich die Ecken glatt schleifen sollten, jedoch eher für Kopfschütteln sorgen.


Fazit

Catherine Fishers Incarceron ist sicherlich ein interessanter Roman. Konzept und Welt sind geradezu ideal für eine gute Geschichte. Irgendwie fehlt aber der letzte Funke. Das mag an Charakteren liegen, die keinen Wiedererkennungswert aufweisen, einem Hintergrund, der zwar angedeutet, aber nicht wirklich durchdacht scheint oder der Auflösung, die selbst für Menschen mit einem schwachen Verständnis von Physik arg überstrapaziert scheint.


Pro/Contra

+ Incarceron
+ Grundidee

- Charaktere bleiben nicht haften
- Auflösung

Bewertung: sterne3.5

Charaktere: 3,5/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5