The Walking Dead Bd.3 – Die Zuflucht (Robert Kirkman, Charlie Adlard, Cliff Rathburn)

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Verlag: Cross Cult (November 2006)
Hardcover, sw, 144 Seiten, 16 Euro
ISBN : 978-3-936480-33-7

Genre: Horror/ Drama


Klappentext

Wie viele Stunden hat ein Tag, wenn man nicht die Hälfte davon vor dem Fernseher verbringt? Wie lange ist es her, dass wir uns WIRKLICH anstrengen mussten, um etwas zu bekommen, das wir wollten? Wie lange ist es her, dass wir etwas WOLLTEN, das wir wirklich BRAUCHTEN? Die Welt, die wir kannten, ist Vergangenheit. Die Welt des Kommerzes und der Dekadenz ist einer Welt der Verantwortung und des Überlebens gewichen. Eine Epidemie apokalyptischen Ausmaßes lässt rund um den Globus die Toten auferstehen, um sich an den Lebenden schadlos zu halten. Nach ein paar Wochen ist die Gesellschaft am Ende. Es gibt keine Regierung mehr. Keinen Supermarkt. Kein Internet. Kein Kabelfernsehen. In einer Welt, die von den Toten regiert wird, sind wir gezwungen, endlich unser Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Rick Grimes Odyssee ist zu Ende – oder nicht? Die kleine Gruppe Überlebender findet einen scheinbar sicheren Ort – ein ehemaliges Hochsicherheitsgefängnis mitten im Nirgendwo. Schnell richtet man sich ein hinter Stacheldraht und hohen Mauern. Das Problem ist nur: Sie sind nicht allein. Wer sind die vier Männer, die als einzige die Zombie – Epidemie im Knast überlebt haben? Angst, Paranoia und ein Mord lassen die Situation eskalieren, während vor den Toren die Untoten warten. Und dann mach Rick auch noch eine furchtbare Entdeckung…


Rezension

Wer jemals geglaubt hat, dass die Geschichte nach den ersten beiden Bänden bereits durch wäre und keine neuen Überraschungen bereit hielte, der hat sich geirrt. In dem Hochsicherheitsgefängnis, in dem Rick und seine Gruppe nun Zuflucht gefunden haben, soll der Grundstein für einen neuen Lebensabschnitt gelegt werden. Doch neuer Ort bedeutet neue Menschen und vor allem neue Probleme. Nachdem das Gefängnis von Beißern bzw. den „Walkern“ gesäubert wird, richten sich die neuen Siedler in den einzelnen Zellen ein. Direkt nach ihrer Ankunft lernen sie auf der Suche nach der Speisekammer, überlebende Häftlinge kennen. Das Misstrauen ist beiderseits geweckt, dennoch beschließt man zu kooperieren und sich gegenseitig zu helfen. Obwohl das Gefängnis geschützt ist, sterben Menschen. Zwist innerhalb der Gruppe entsteht und Rick muss jetzt aufpassen, wem er vertrauen kann und wem nicht.

Die Zuflucht ist der dritte Band der epischen Zombie – Reihe und kann in allen Punkten überzeugen. Mehr als zuvor geht es um Vertrauen und Zusammenhalt, es sind insbesondere die Häftlinge, die Unruhe in das Geschehen bringen. Sie bezeichnen sich als Überlebende eines Massakers und wurden angeblich von den Behörden zurückgelassen. Doch bald stellt sich heraus, dass sie nicht die sind, die sie vorgeben zu sein. Ricks Charakter entwickelt sich immer mehr, fast schon zu einer tragischen Gestalt, denn das Wohl der gesamten Gruppe lastet auf seinen Schultern. Darüber hinaus fällt es ihm schwer, mit den Ereignissen der jüngsten Vergangenheit abzuschließen. Also beschließt er dorthin zu fahren, wo sein ehemals bester Freund Shane begraben wurde, gräbt diesen aus und will sich ihm stellen. Shane, der mittlerweile zu einem Zombie geworden ist, kommt nicht mal in die Nähe von Rick, da dieser nicht zögert ihn erneut zu erschießen. Ricks vermeintlich gute Tat, um sich gänzlich seiner Familie zu widmen, die ihn in Person seiner Frau immer weiter unter Druck setzt, zieht dennoch negative Konsequenzen nach sich, da sich die Machtverhältnisse im Gefängnis schlagartig geändert haben. Die anderen Charaktere haben genau wie Rick das Problem, nicht zu wissen, wohin ihr Weg eigentlich führen soll. Besonders hart trifft es die Jüngsten, die sehen, wie ihre Gruppe sich entzweit. Fatale Gedanken bestimmen den Alltag von Julie und Chris, einem Pärchen, das die Gruppe schon in den ersten beiden Bänden begleitet hat. Hatte man vorher den Eindruck, dass sie einen Groll gegen einen ihrer Freunde hegen, so wird nun endlich klar, was sie wirklich vorhatten. Diese beiden Charaktere sind der Gegensatz zu Ricks kämpferischer Art, alles für seine Leute zu tun, auch wenn ihn manchmal der Gedanke kommt, aufzugeben, da niemand so recht weiß, wofür es sich noch zu leben lohnt.

Es sind eben jene Hauptcharaktere, die auch in der Fernsehfassung zu sehen sind, die die Geschichte des Comics tragen. All die Nebendarsteller tragen sehr interessante Aspekte, Zwistigkeiten und  Gefühle bei, die zwar nötig, aber nicht maßgebend sind. Wie in seinen Vorgängern, spielt sich die wahre Tragik in Die Zuflucht auf der menschlichen Ebene ab. Die Zombies sind wiederum zweitrangig und sind für den Leser lediglich ein sehenswertes Detail des Ganzen. Der Leser wird schnell merken, dass die „Walker“ im Endeffekt genau so sind, wie sie sich jeder vorstellt und trotzdem ist an ihnen keinerlei Klischee angehaftet, weswegen man der Geschichte überdrüssig werden könnte. Dummes Abschlachten, sinnloses Blutvergießen und hirnlose Gemetzel gehören einfach nicht zum Stil von The Walking Dead, was mehr als erfreulich ist. Wirft man nach der Lektüre einen Blick auf andere, vergleichbare Serien, kann man nur noch mit den Augen rollen. Kirkman hat mit dieser Serie einen Maßstab gesetzt, den man so nicht mehr einholen wird. Der dritte Band ist ein Paradebeispiel dafür, wie sehr die Autoren auf den Wert der Menschlichkeit setzen, denn mit den Zombies kommen sie nur dann wieder in Verbindung, wenn sie in die nächstgelegene Stadt fahren, um Waffen, Nahrungsmittel oder andere Utensilien zu beschaffen.

Kirkman, Adlard und Rathburn verstehen ihr Handwerk und auch die Zeichnungen sind, wie bereits in den Vorgängerbänden, immer passend schattiert und entsprechend der Situation angelegt. Der Comic erhält durch die schwarz – weißen Zeichnungen, eine Melancholie, die ihre Tragik gut in die Geschichte impliziert, sodass Geschehen und Hintergrund perfekt korrelieren. Hinzu kommt Tony Moores Coverzeichnung, die dem Titel des Ganzen die richtige Nuance verleiht.

Die Zuflucht erschien nicht nur in dieser sehr schönen Hardcover – Ausgabe, die natürlich wieder mit dem gewohnten Bonusmaterial und der Fortsetzung des Zombie – Guides gespickt ist, sondern auch in einer limitierten, Softcover, A5 -  Fassung. Diese war bei Cross Cult, mittels Gewinnspiel erhältlich und zu dem kann man sie durch den Erwerb der wunderschönen Box, in der die ersten beiden Staffeln der Serie zu finden sind, erhalten.


Fazit

The Walking Dead - Die Zuflucht hat alles, was den Zombie- und Comic – Liebhaber erfreut: Unglaubliche detaillierte Zeichnungen, eine fundierte Geschichte, sich stetig weiterentwickelnde Charaktere und einen nicht zu übertriebenden Anteil an Horror- und Slasherelementen. Ein absolutes „Must Have“.


Pro/Contra

+ Ricks Entwicklung
+ perfekter Einbezug von neuen Charakteren
+ neue Konflikte
+ sehenswerte Zombies

Bewertung: alt

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Preis/ Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Robert Kirkman:

Rezension zu The Walking Dead Bd.1 - Gute Alte Zeit
Rezension zu The Walking Dead Bd.2 - Ein langer Weg
Rezension zu The Walking Dead Bd.4 - Was das Herz begehrt
Rezension zu The Walking Dead Bd.5 - Die beste Verteidigung
Rezension zu The Walking Dead Bd.6 - Dieses sorgenvolle Leben