Mein Traumschiff (Ilse Behl)

mein traumschiff

Abentheuer Verlag, September 2012
Taschenbuch, 210 Seiten, € 9,80
ISBN: 978-3940650344

Genre: Belletristik / Jugend


Klappentext

Milena, 12, die gern älter wäre, muss umziehen und begegnet dort am kleinen Yachthafen Nils, den sie ganz attraktiv findet. Aber dessen Vater, der Kapitän ihres Traumschiffs, wird nach einem Segeltörn vermisst, wie die Presse berichtet. Quelle: Abentheuer


Die Autorin

Ilse Behl, geboren in der Lüneburger Heide, ist Mutter zweier Töchter. Sie absolvierte eine Ausbildung in der Landwirtschaft. Nach ihrem Studium arbeitete sie zwanzig Jahre lang als Lehrerin, u. a. mit türkischen Kindern und im Rahmen kirchlicher Jugendarbeit. Neben anderen Auszeichnungen erhielt sie 1987 den Hans-im-Glück-Preis und 1992 den Hebbel-Preis.


Rezension

Milena ist unglücklich. Nur weil ihr Vater eine neue Stelle hat, müssen sie umziehen. In ein Dorf. An der Nordsee. In die totale Einöde. Eine neue Schule, eine neue Wohnung und neue Freunde, sofern sie denn welche findet. Außerdem möchte ihre Mutter wieder arbeiten, dann muss sie sich auch ein bisschen um ihren kleinen Bruder kümmern. Das passt ihr eigentlich so gar nicht, will sie doch lieber schmollen und sich nur um ihr eigenes Leben kümmern. Als sie dann auf eigene Faust ihre Umgebung erkundet, lernt sie zwei Jungen kennen, Bülent und Nils. Die beiden kümmern sich um sie und ihr Fahrrad, besonders Nils hat es ihr angetan. Seine Familie besitzt ein Schiff – und schon beim ersten Blick weiß Milena, das dies ihr Traumschiff ist. Nils’ Vater kümmert sich um Suchtkranke, er fährt mit ihnen aufs Meer um sie dort zu therapieren, durch die Einengung sind sie gezwungen, sich mit ihren Problemen intensiv auseinander zu setzen. Doch eines Tages findet man das Schiff leer im Meer, der Vater ist verschwunden. Milena ist vollkommen verstört, Nils’ Verzweiflung nimmt sie sehr mit. So bemüht sie sich nun, nicht nur mit ihrem eigenen Seelenleben zurecht zu kommen, auch Nils steht sie hilfreich zur Seite.

Der Stil ist sehr gewöhnungsbedürftig, arg holprig und leider überhaupt nicht romantisch. Mag er anfangs noch die Wut Milenas ausdrücken, über ihren Umzug und die neue Umgebung so wirkt er schon bald sehr sprunghaft und abgehackt, man hat Schwierigkeiten, der Geschichte gebührend zu folgen. Die Sätze sind kurz und einfach, der Stil im Präsens trägt nicht zum Wohlfühlen bei. Man kann sich nicht fallenlassen und genießen, immer wieder muss man sich erinnern, wo man eigentlich grade ist. Komplexere Sätze sind Teenagern durchaus zuzumuten, ihnen kommt es sowieso mehr auf die Stimmung an. Die leidet allerdings stark an den diffusen Charakteren, durch die kurzen Sätze können sie sich nie richtig entwickeln. Ihre Handlungen sind oft widersprüchlich und vor allem wirken sie sehr launisch. Oft wechselt die Stimmung mitten im Satz, gehen sie anfangs noch freundlich miteinander um, enden sie dann in Streit und Aggression. Unverständlich auch, warum Milena sich so vereinnahmen lässt von fremden Menschen, warum verschüchtert sie ein Mann so, dass sie es nicht schafft, sich auf ihr Fahrrad zu setzen und davon zu radeln. Das kann sie doch sonst ganz gut, entzieht sie sich durch Flucht gerne vor ihrer Verantwortung. Verständlich, dass ein Teenager nicht darauf erpicht ist, auf ihren kleinen Bruder aufzupassen, aber in einer Familie muss man auch Pflichten übernehmen, die einem nicht so gut gefallen. Solange es nicht überhand nimmt, aber das erwartet keiner von ihr. Die Besessenheit von ihrem Traumschiff nimmt überhand, warum wird nicht wirklich verständlich.

Die Idee ist gut, die Umsetzung leider nicht. Der Stil macht vieles zunichte, die Sprunghaftigkeit lässt kein Hineinfallen in die Geschichte zu. Milenas Wut über den Umzug spricht aus jeder Seite, die Romantik leider nicht. Sie wird erst etwas ruhiger, als sie neue Freunde findet. Die Atmosphäre des kleinen Ortes ist gut getroffen, ein freundliches Küstenstädtchen, für Teenager allerdings hauptsächlich langweilig. Zum Schluss bleiben noch einige Fragen offen, die Charaktere können sich nicht wirklich entfalten, dafür sind ihre Auftritte zu kurz.


Fazit

Sprunghaftigkeit ist das größte Manko von Mein Traumschiff. Sprünge im Stil, in der Geschichte und bei den Charakteren strengen das Lesen an, der Stil im Präsens wirkt holprig. Ilse Behl schafft es, die Wut über Milenas veränderte Lebensumstellung gut herauszubringen, die Romantik bleibt dabei leider ein bisschen auf der Strecke.


Pro und Contra

+ stimmige Atmosphäre
+ jugendgerechte Problematik
+ Milenas Wut und Gedanken

- Schreibstil im Präsens
- Story zu sprunghaft und abgehackt
- kurze, knappe Sätze
- Charaktere können sich nicht entfalten und sind sehr launisch
- unverständliche Handlungen

Wertung sterne3

Charaktere 3/5
Handlung 3/5
Lesespaß 2.5/5
Preis / Leistung 3/5