Verlag: Carlsen Comics (März 2000)
Softcover, 48 Seiten, 10 Euro
ISBN – 13: 978-3-551-76321-1
Genre: Historie, Religion, Krimi, Thriller, Mystery
Klappentext
„Gegenwärtig kann nichts die Inquisition davon abhalten, sich einzumischen!!“
Rezension
„Schuldig, Conrad Reinhardt Marcus, Graf von Marburg, der die Heilige Mutter Kirche verriet, um seine Seele den Launen des Dämons zu unterwerfen!“
Was haben ein verurteilter Ketzer, die Ziehtochter eines Erzbischofs und ein mysteriöser Fund gemeinsam? Sie sind zusammen auf der Suche nach einem geheimen, von Gott verfassten Schriftstück: Dem Dritten Testament. Während ihrer Reise entdecken sie manch vergessenen Ort und lüften längst verschollene Geheimnisse. Werden sie das Schriftstück finden? Schnell finden sie heraus, dass sie nicht die Einzigen sind, die nach dieser wertvollen Reliquie trachten.
„Ich bin nicht der Einzige, der euch folgt! Es ist der Teufel! Der Teufel und die gesamte Hölle sind euch auf den Fersen. Ich habe sie gesehen…“
Der Charakter des Grafen von Marburg, könnte interessanter nicht sein. Er ist einer der Personen, die eine Geschichte allein tragen können, da sie facettenreich genug sind. Früher ein festes Mitglied, der gefürchteten Inquisition, doch nachdem sich die Ereignisse überschlagen, wendet er sich ab und wird als Ketzer verurteilt. Ihm gelingt die Flucht und verstrickt sich in die Suche nach dem Dritten Testament. Seine geheimnisvolle Aura und starke Persönlichkeit lassen vermuten, dass er in seiner Vergangenheit Dinge getan hat, die besser im Verborgenen bleiben. Obwohl er einst ein Inquisitor war, vermag der Leser ihm zu vertrauen und freundet sich mit ihm an, da er durch seinen Glauben an Gott die Wahrheit erlangen will. Von Marburg gehört zu jenen, die um der Ehrlichkeit und Weisheit willen handeln. Das bisher noch verschollene Schriftstück muss gefunden werden, denn es wird prophezeit, dass die Welt, wie man sie vorher kannte, nicht mehr existieren wird. Marburg nimmt sich auf der Reise der jungen Elsenor an, die durch ein schicksalhaftes Ereignis an ihn gebunden ist.
„Erwartet nicht von mir, dass ich in den Tiefen eines Klosters dahinvegetiere…Ich kenne sie gut genug, um aus ihnen zu fliehen. Ich werde die finden, die ihn töteten, Marburg! Und da ihr meine Begleitung nicht wollt, gehe ich allein! Mit oder ohne euch, sie werden bezahlen!“
Elsenor ist zu Beginn skeptisch, da sie nicht recht weiß, ob sie Marburg trauen kann oder nicht. Ihr wird klar, dass dieser Mann sie beschützen wird, aber zu welchem Preis? Ihre Motive sich Marburg anzuschließen hängen zwar auch mit der jüngsten Vergangenheit zusammen, doch ist sie sich dennoch nicht sicher, ob sie den Anforderungen gerecht wird. Brisant wird es vor allem durch die Gegenspieler der Beiden, denn diese verleihen der Geschichte eine dämonische Aura, welche sehr schnell deutlich macht, welche Art Gefahren noch vor Elsenor und Conrad liegen. Auch alle weiteren Protagonisten und Antagonisten bringen immer mehr Leben in die Geschichte, doch sind Marburg und Elsenor wohl diejenigen, die von allen herausstechen. Besonders in den ersten Szenen dürften sich Fans von epischen Werken, an beispielsweise Der Name der Rose erinnert fühlen, da besonders der Erzbischof sehr große Ähnlichkeit mit dem Erscheinungsbild eines Sean Connery aufweist. Die Atmosphäre und der Grundton der Geschichte erinnern ebenfalls an Umberto Ecos Meisterwerk. Die Geschichte an sich ist sicherlich nichts Neues, da Vieles wahrscheinlich schon irgendwo, irgendwie vorgekommen ist.
„Wenn du jetzt schwach wirst, bist du tot! Du musst mit mir kommen!“
Trotzdem ist der erste Band der Tetralogie Das Dritte Testament etwas Besonderes. Bereits das Cover von Markus oder das Erwachen des Löwen zeigt, dass der biblische Aspekt immer begleitend ist, denn auch die nächsten Bände werden mit dem Namen eines Evangelisten gekennzeichnet. Wichtig ist hierbei, dass der Titel immer die jeweilige Darstellungsart des zentralen Evangelisten aufzeigt, was wichtig für die Geschichte ist. Im Falle von Markus ist dies der Löwe. Neben dem imposanten Titelbild, sind auch die Zeichnungen und Szenarien innerhalb des Comics eine Klasse für sich. Da man als Leser sehr viele Informationen erhält und nicht überladen werden soll, werden im Hintergrund von Alex Alice zeichnerische Elemente perfekt umgesetzt, die eine wechselhafte und ausgeglichene Komposition zum jeweiligen Text bilden. Ab und an verstecken sich in seinen Zeichnungen Hinweise, die anders nicht zu erkennen sind. Sowohl Personen, als auch Landschaften werden temperamentvoll und dynamisch dargestellt, so dass Eintönigkeit und Langeweile prinzipiell nicht aufkommen können. Der wohl einzige Minuspunkt wäre das Fehlen einer Übersicht der einzelnen Akteure und Orte, damit man sich jedes Mal, ohne große Umstände an die Zusammenhänge erinnert. Bonusmaterial ist leider nicht vorhanden, was sehr schade ist. Es wäre interessant zu wissen, welche Motivation sich hinter der Konzeption und Grundidee verbirgt. Aber alles in allem, ist dies ein wirklich lesenswertes Stück Comic - Literatur.
Fazit
Das Dritte Testament ist die vierbändige Vorgeschichte zu Das Dritte Testament: Julius, das ebenfalls vom Erfolgsduo Xavier Dorison und Alex Alice stammt. Der Auftaktband verspricht eine spannende Reise auf der Suche nach einem geheimnisvollen, von Gott geschriebenen Manuskript. Hier werden hauptsächlich Charaktere und Ziel vorgestellt, aber mit einer gesunden Portion Spannung und Geschichte. Der Makel, dass hier leider keine Übersicht der handelnden Personen zu finden ist, ist bei einem Blick auf das Gesamtkonzept durchaus zu verkraften. Je öfter die Geschichte gelesen wird, desto mehr Informationen hält sie parat. Zugreifen, es lohnt sich!
Pro/ Contra
+ Interessante Charaktere
+ sehr schön ausgearbeitete Zeichnungen, die mit den Szenarien korrelieren
+ Grundgeschichte
- kein Bonusmaterial
- keine Übersichten
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Preis/ Leistung: 4,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Alex Alice:
Rezension zu Siegfried
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