Sara Noxx und Markus Förster (26.05.2013)

Interview mit Sara Noxx und Markus Förster

zum Erscheinen von  "Zweimal Liebe zum Mitnehmen, bitte!"

foerster noxx1Literatopia: Hallo, Sara, hallo, Markus! Kürzlich ist bei Tredition Euer Lyrikband “Zweimal Liebe zum Mitnehmen, bitte!” erschienen. Was erwartet interessierte Leser?

Markus Förster: Ein unterhaltsamer Mixx aus Besonderem und Alltäglichem gewürzt mit einer Prise Ironie, Sarkasmus und Melancholie.

Literatopia: Was sind die Leitthemen von „Zweimal Liebe zum Mitnehmen, bitte!“? Und welche Rolle spielt dabei die Liebe?

Sara Noxx: DIE Leitthemen gibt es nicht – wir philosophieren über Banalitäten und Bedeutsames und doch ist es wohl nicht vermessen, zu behaupten, dass die Liebe als Antrieb allen Lebens eine übergeordnete Rolle auch in unseren Texten einnimmt. Die Liebe als Geschenk und Qual, in ihrer Unbarmherzig- und ihrer Lautlosigkeit unverzichtbar, ummantelt sie zuweilen transparent, als auch teilweise bewusst aufdringlich unsere Lyrik.

Literatopia: Trotz Gesellschaftskritik und depressiver Gedanken – würdet Ihr sagen, „Zweimal Liebe zum Mitnehmen, bitte!“ ist lebensbejahend?

Markus Förster: Auf jeden Fall und spätestens denen, die eine Lesung von uns erlebt haben, stellt sich diese Frage gewiss nicht (mehr).

Literatopia: Lyrik zu zweit – wie können wir uns Eure Zusammenarbeit vorstellen? Und über welchen Zeitraum hinweg sind die einzelnen Werke entstanden?

Sara Noxx: Teilweise handelt es sich um reine Noxx- beziehungsweise Förster-Texte, komplettiert durch Gemeinschaftsarbeiten. Manchmal ist es so, dass beim Lesen der Texte des anderen eigene Gedanken eingefügt wurden, diese wiederum ergänzt und somit in einem regen Austausch zur endgültigen Fassung reiften. Die gemeinsamen Texte dürfen deshalb bedenkenlos als eine Entwicklung betrachtet werden - gegenseitiges Befruchten von der Grundidee bis zur finalen Version, facettenreiches Betrachten, teilweise unerwartete Wendungen, Ergänzen und Vervollkommnen im Wechselspiel.

Literatopia: Wie ist Eure Zusammenarbeit überhaupt entstanden?

Sara Noxx: Markus, wir sollten uns endlich in vollem Umfang zueinander bekennen, oder was denxxt Du?

Markus Förster: Die Ursprungsidee war eine Lyrikanthologie mit ganz verschiedenen schreibenden Musikern zu realisieren. Mit den Monaten wurde jedoch deutlich, dass man sich auf eine Vielzahl kaum verlassen konnte, was Zuarbeiten anging. Einzig Sara, die sich wirklich immer kontinuierlich meldete. Und irgendwann kam uns dann die Idee einfach „nur“ ein gemeinsames Buchprojekt ohne Mitschreiben zu realisieren.

Literatopia: Warum steht im Buch eine Warnung, es sei erst ab 18 Jahren geeignet? Ist diese tatsächlich ernst gemeint?

Markus Förster: Natürlich! Das Thema Jugendgefährdung ist zu ernst, als dass wir wagen würden, damit zu scherzen.

Literatopia: Was inspiriert Euch? Fallen Euch manchmal in der Bahn oder bei einem Spaziergang Gedichtzeilen ein? Und habt Ihr für solche Fälle Notizbücher dabei?

Sara Noxx: Glücklicherweise erspart der wissenschaftlich-technische Fortschritt das permanente Mitführen mehr oder weniger umfangreicher Schreibutensilien, aber das Smartphone hat durchaus schon des Öfteren sehr nützliche Dienste geleistet. Tatsächlich ist es so, dass mir das Leben in all seiner brutalen Herrlichkeit Inspiration ist. Demzufolge entstehen Texxtideen nahezu immer und überall.

Literatopia: Markus, würdest Du sagen, Deine Lyrik hat sich seit „Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe“ verändert?

Markus Förster: Es wäre schlimm, wenn sich nichts geändert hat. Dann würde das indirekt ja auch heißen, dass das gemeinsame Schreiben mit Sara zu keinerlei Veränderung geführt hat. Noch dazu das mein Leben nicht stillsteht, im Gegenteil.In den letzten Wochen und Monaten habe ich viele neue Facetten entdeckt, die wohl auch mein Schreiben beeinflussten und weiter beeinflussen werden.

Literatopia: Kann man Euch beide gemeinsam auf Lesungen erleben? Wenn ja, was erwartet die Zuhörer?

Sara Noxx: Die Zuhörer erwartet vor allem eine „etwas andere“ Lesung, bei der hoffentlich nicht nur unsere Gäste, ganz sicher aber wir sehr viel Spaß haben.  Offen gestanden wissen wir selbst vor einer Lesung nie, was die Zuschauer und uns erwartet. Aktuelle Termine sind auf unserer Facebook-Seite zu finden.

Literatopia: Euch kennt man vor allem in der schwarzen Szene – ist diese Lyrik gegenüber grundsätzlich aufgeschlossener als der Durchschnittsbürger? Oder seht Ihr da keine Unterschiede?

Sara Noxx: Ich denke nicht, dass sich das Interesse an Lyrik szenespezifisch einordnen lässt. Literatur betrachte ich als ein Geschenk, das  Menschen aller Bevölkerungsschichten und unabhängig von musikalischen Vorlieben zu schätzen wissen.

Literatopia: In unserem letzten Interview hat Markus unter anderem Books on Demand kritisiert, wo jeder ein Buch veröffentlichen kann, sei es noch so schlecht. Nun machen es einem Amazon und Co. noch leichter, der Markt wird mit unlektorierten eBooks überschwemmt. Wie seht Ihr diese aktuelle Entwicklung? Chance oder Grauen?

Sara Noxx: Ich persönlich denke, und hier bezieht sich meine Meinung sowohl auf musikalische wie auf literarische Veröffentlichungen, dass die Schnelllebigkeit unserer Zeit und Gesellschaft zu gleichem Teil Gefahren wie Chancen birgt. Diejenigen, die talentiert und aufgrund verschiedenster Umstände kein Label / keinen Verlag finden, können ihr Glück selbst in die Hand nehmen. Andererseits eröffnet sich natürlich auch denen, die eventuell berechtigter Weise keine durch Verlag oder Label geführte Chance auf Publikation erhalten, die Möglichkeit, sich zu verwirklichen. Kein Licht ohne Schatten – Ich stehe der Entwicklung nicht vorbehaltlos, aber positiv gegenüber.

Markus Förster: Ich bleibe dabei, es ist bedenklich, dass mittlerweile wirklich jeder Depp ein eigenes Buch veröffentlichen kann. Der Markt wird überschwemmt, mit inhaltlosen Wortaneinanderreihungen selbsternannter „Schriftsteller“.

Literatopia: War „Zweimal Liebe zum Mitnehmen, bitte!“ ein einmaliger gemeinsamer Ausflug oder könnt Ihr Euch vorstellen, weiterhin zusammen Lyrik zu schreiben? Was wird uns allgemein von Euch in naher Zukunft erwarten?

Sara Noxx: Mir drängt sich an dieser Stelle der Vergleich zu unseren Lesungen auf  – wir wissen selbst nie so genau, was euch und uns erwartet. Ganz sicher ist, dass wir den geneigten Lesern auch weiterhin Gemeinsames nicht ersparen werden.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

 

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Autorenfotos: Copyright by Sara Noxx und Markus Förster

www.facebook.com/saranoxx

Homepagevon  Markus Förster: www.politischbedenklich.de

Interview mit Markus Förster

Rezension zu "Ich suchte Glück und fand nicht mal Liebe"


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.