Genre: Urban Fantasy
Klappentext
Das Schicksal führt sie zusammen …Eigentlich hatte die Hochstaplerin Audrey Callahan ihrem kriminellen Dasein endgültig abgeschworen. Doch als ihr Bruder in Schwierigkeiten gerät, erklärt sie sich bereit, einen allerletzten Diebstahl zu begehen. Dass das keine gute Idee war, zeigt sich, als kurze Zeit später der zwielichtige Kaldar Mar vor ihrer Tür auftaucht. Kaldar ist auf der Suche nach dem Diebesgut, und obwohl Audrey ihn zunächst unerträglich findet, lässt der Fremde ihr Herz schon bald höher schlagen …
Rezension
Audrey Callahan ist eine gerissene Betrügerin, die ihre Opfer mit ihrem Liebreiz betört und ihnen dabei die Hosen runterzieht. Das Schwindeln liegt ihrer Familie im Blut, trotzdem möchte sie mit ihren Eltern und ihrem drogenabhängigen Bruder nichts mehr zu tun haben. Als ihr Vater wieder einmal vor der Tür steht, um sie zu einem Diebstahl zu überreden, lässt sie sich dummerweise darauf ein und bringt damit unwissentlich alle Bewohner des Edge in Gefahr. An der einen Seite dieser Zwischenwelt liegt das Broken, die von Technik dominierte Realität wie wir sie kennen. Auf der anderen Seite liegt das Weird, ein Reich voller Magie, in dem der Wert eines Menschen an der Farbe des Blitzes, den er erzeugen kann, gemessen wird.
Kaldar stammt ebenfalls aus dem Edge und ist ein Cousin von Cerise, die Fans der Reihe noch aus „Spiegeljagd“ kennen. Er ist der hinterlistige Betrüger in der Familie, der fast jedes Gesetz bricht. Da er sowohl im Weird als auch im Broken operieren kann, wird er ausgewählt, um einen gestohlenen Apparat zurückzubringen. Dabei heften sich die jüngeren Brüder von Rose, bekannt aus dem ersten Band „Magische Begegnung“, an seine Fersen. Schlimm genug, dass Kaldar nun babysitten muss, während der Feind dicht hinter ihm ist – der Dieb des Apparat entpuppt sich auch noch als eine Frau. Eine verdammt heiße Frau, wohlbemerkt. Eine, die sich nicht von seinen Schmeicheleien einwickeln lässt.
In „Schicksalsrad“ gibt es ein Wiedersehen mit liebgewonnenen Charakteren der ersten beiden Bände, was zu spannenden Verknüpfungen der einzelnen Reihenteile führt. Roses Brüder haben sich zu mutigen Jugendlichen gemausert, die beide ihre erstaunlichen Fähigkeiten trainiert haben – trotzdem verkompliziert ihre Anwesenheit die Suche nach dem Apparat. Zudem ist Audrey und Kaldar die so genannte Hand auf den Fersen: ein finsteres Staatsorgan aus dem Weird, das seine magisch mutierten Krieger losgeschickt hat. Und die sind für ihre bestialischen Methoden berühmt. Wem nur die Haut abgezogen wird, kommt dabei glimpflich davon. Da die Hand viele Familienmitglieder von Kaldar auf dem Gewissen hat, will er die komplette Organisation vernichten. Denn Familie zählt für jemanden aus dem Edge alles. Man klaut und betrügt, tötet zahllose Monster und kann mit blutbesudelten Händen immer wieder zur Familie zurückkehren.
Wo der ersten Teil der Reihe – für die Verhältnisse von Ilona Andrews – noch etwas zu soft wirkte, überzeugte bereits „Spiegeljagd“ wieder mit brutaler Action, die den Leser kaum zu Atem kommen lässt. Auch „Schicksalsrad“ startet rasant und wartet mit abartigen Kreaturen und blutigen Gemetzeln auf. Sarkasmus und reichlich komische Situationen machen den Roman zu einem wahnsinnigen Lesespaß, der Action und glaubhafte Emotionen geschickt kombiniert. Insbesondere die Dialoge lesen sich phantastisch, ganz so, wie man es von dem Autorenduo kennt. Die Romane von Ilona Andrews würden sich perfekt für eine actiongeladene Verfilmung eignen, mit coolen Spezialeffekten und hitzigen Wortwechseln. „Schicksalsrad“ ist wieder einmal großes Kopfkino und ein wahrer Page Turner, den man einfach nicht aus der Hand legen kann. Wer „Stadt der Finsternis“ und die anderen Teile von „Land der Schatten“ geliebt hat, wird auch diesen Roman lieben.
Den Autoren gelingt es dabei auch dieses Mal, einzigartige und interessante Protagonisten zu kreieren, die wie gegensätzliche Elemente aufeinanderprallen und sich dabei unglaublich ähnlich sind. Schwindler trifft auf Schwindler – für beide eine verdammt heikle Situation und für den Leser einfach nur verdammt amüsant. Wie auch andere Romane von Ilona Andrews eignet sich „Schicksalsrad“ sowohl für weibliche Leser, die nichts gegen blutige Gemetzel einzuwenden haben, als auch für Männer, die heftigen Emotionen etwas abgewinnen können. Die Lovestory zwischen Audrey und Kaldar ist von bissigen Dialogen und heißen Szenen geprägt – genau so muss es aussehen, wenn sich zwei hartgesottene Betrüger ineinander verlieben. Beide gewinnen auf Anhieb die Sympathie des Lesers und können Cerise und William aus „Spiegeljagd“ locker das Wasser reichen. Letztere mischen übrigens auch mit.
Das Cover von „Schicksalsrad“ sieht wunderbar verträumt aus, was leicht über den blutigen Inhalt hinwegtäuscht. Wer Ilona Andrews jedoch kennt, weiß, welch irrwitzige Action einen erwartet. Trotzdem passt das verspielte Cover zur Story, in der Magie sich bei jedem Wesen anders zeigt und phantastische Welten kreiert, die den Leser staunen lassen. Die Qualität des Klappbroschurs ist wie gewohnt erstklassig.
Fazit
Ilona Andrews ist ein Garant für rasante Action und explosive Emotionen. „Schicksalsrad“ überzeugt wie sein Vorgänger mit bissigen Dialogen und blutiger Situationskomik, bietet dabei eine skurrile und irgendwie auch romantische Lovestory und verdammt gute Unterhaltung. Phantastische Ideen und ein temporeicher Schreibstil voll schwarzem Humor – Lesespaß pur!
Pro & Contra
Wertung:
Interview mit Ilona Andrews (Dezember 2011)
Interview mit Ilona Andrews (englisches Originalinterview)
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