Tiara (Kara und Yun-Hee Lee)

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Tokyopop (Dezember 2012)
Taschenbuch, 180 Seiten, 6,50 EUR
ISBN: 978-3-8420-0530-3

Genre: Shôjo / Romance / Fantasy


Klappentext

Litra Palia ist wunderschön und klug, und dennoch führt sie im Königreich Keyhollan kein leichtes Leben. Denn sie ist ein "Pet" und zählt somit zur Unterschicht der Gesellschaft. Als sie an der Königlichen Militärakademie aufgenommen wird, bricht sie frohgemut in ihr neues Leben auf, nichts ahnend, welch außergewöhnliches Schicksal ihr vorherbestimmt ist ...


Rezension

Litra Palia lebt schon seit sie denken kann allein in einem wundervollen Herrenhaus. Die Bediensteten kümmern sich zwar um den Haushalt, aber eine richtige Bindung hat Palia zu niemandem. Zu Beginn der Geschichte ist sie ziemlich ahnungslos – so erfährt sie erst im Teenageralter, dass sie wohl ein so genanntes Pet ist. Eine Waise, um die sich ein reicher Prashian kümmert. Oder wie das Volk sagt: ein verwöhntes Kind, das sich aushalten lässt. Ein Pet ist in der Gesellschaft weniger wert als die Elan, die ganz normalen Menschen. Die magisch begabten Prashian stehen ohnehin über allen. Als die naive Palia auf die königliche Schule geschickt wird, gibt sie offen zu, ein Pet zu sein und macht sich damit selbst zum Außenseiter. Dabei würde sie gerne einen neuen Herrn finden, denn Palias Gönner scheint verschwunden zu sein …

Palia ist die Naivität in Person und die das erste Kapitel dient hauptsächlich dazu, ihr die Welt zu erklären. Es liest sich seltsam, dass die Protagonistin so gar nichts weiß, aber je mehr man über Palia erfährt, desto besser versteht man ihre Situation. Sie hatte offenbar niemandem, mit dem sie einfach mal reden konnte, keine Familie oder Freunde, die ihr zeigen, wie die Welt funktioniert. Statt in Traurigkeit zu versinken, überspielt sie ihre Einsamkeit mit Fröhlichkeit. Bei der Suche nach einem neuen Herrn geht sie recht energisch vor und nimmt kein Blatt vor den Mund. Es ist ihr egal, was andere von ihr denken und auch das Mobbing an der Schule steckt sie recht gut weg. Dabei freundet sie sich mit dem Prashian Keith-Chel an, der als Neureicher ebenfalls abseits steht und von Palia sofort fasziniert ist.

Keith-Chel ist sanft und gleichzeitig lebhaft – und wäre somit der perfekte neue Herr für Palia. Doch die hat sich längst in den düsteren Prashian Achellans verguckt, den sie ganz frech Aki nennt. Palia ist besessen davon, dass er ihr neuer Herr werden soll, doch Achellans behandelt sie kalt und abweisend. Für ihn ist ein Pet der letzte Abschaum. Allerding soll ausgerechnet er Palia beschützen, wobei zum ersten Mal wirklich die Frage aufkommt, wer dieses überdrehte Mädchen eigentlich ist. Bereits im ersten Band wird Palia angegriffen – offenbar will sie jemand tot sehen. Aber warum? Und weiß Achellans, wer sie wirklich ist? Abseits dieser ernsten Fragen wird die Geschichte von zahlreichen Comedyeinlagen aufgelockert und Palia selbst nimmt alles auf die leichte Schulter. Sie ist sich zunächst gar nicht bewusst, dass sie sich in Gefahr befindet und überlegt nur, wie sie Achellans auf sich aufmerksam machen kann.

Die Prashian erscheinen stets erhaben und auch ein wenig arrogant. Sie besuchen zwar zusammen mit den normalen Menschen die königliche Schule, doch sie werden in getrennten Klassen unterrichtet. Jedem Prashian zur Seite steht ein so genannter Homunkulus, ein magisches Wesen, das optisch relativ menschlich aussieht. Die Homunkuli spielen im weiteren Verlauf der Reihe eine wichtige Rolle, ebenso wie die Alchemie, die zu ihrer Erschaffung führt. Die Welt erinnert ein wenig an das europäische 19. Jahrhundert: mehrgeschossige Gebäude im Jugendstil dominieren die Städte und auch das Herrenhaus, in dem Palia aufgewachsen ist, sowie die Schule haftet der Flair des viktorianischen Zeitalters an. Die Magie verleiht diesem Setting einen zusätzlichen Reiz, allerdings erfährt man nur häppchenweise etwas über die Fähigkeiten der Prashian und ihrer Homunkuli.

Karas verspielten Zeichenstil erkennt man sofort und auch bei „Tiara“ sind es vor allem die Augen, die den Leser in ihren Bann schlagen. Im Vergleich zu „Demon Diary“ wirkt „Tiara“ heller – eigentlich sind zunächst nur Achellans und sein Homunkulus düstere Komponenten in diesem Manhwa. In punkto SD-Zeichnungen lebt sich Kara jedoch weiterhin aus und übertreibt es weiterhin. So lustig und auflockernd die Krakeleien sind, in manchen Situationen sind sie vollkommen deplatziert. Insgesamt hat „Tiara“ dennoch eine traumhafte Optik, die stark an Shôjo-Größen wie Arina Tanemura erinnert und trotzdem ganz individuell ist. Inhaltlich ist „Tiara“ eher einem romantikbegeisterten Publikum zu empfehlen, denn der Fokus liegt zunächst auf den Problemen mit Palias Mitschülern und ihrer unerwiderten Liebe zu Achellans (erst ab dem vierten Band wandelt sich die relativ kitschige Geschichte und wird zunehmend komplexer und düsterer).


Fazit

Der Auftaktband von „Tiara“ wartet mit einem magischen Setting auf, das an das viktorianische Zeitalter erinnert. Palia ist eine lebhafte und naive junge Frau, die nach jahrelanger Isolation vollkommen unvorbereitet in den Schulalltag entlassen wird. Ihr Temperament kann dem Leser manchmal auf die Nerven gehen, doch je mehr man sich mit ihrem Charakter beschäftigt, umso interessanter wird sie. Insbesondere im Hinblick auf die Folgebände ein schöner Manhwa, der mit einer geheimnisvollen Atmosphäre und liebevoll ausgearbeiteten Charakteren überzeugt.


Pro & Contra

+ viktorianisches Setting mit Magie
+ die geheimnisvollen Prashian und ihre Homunkuli
+ Palias lebhafte und naive Art lässt sich gut nachvollziehen
+ interessante Hintergrundstory
+ traumhafte, besondere Optik

o spezieller Humor

- Einsatz von SD-Zeichnungen manchmal unpassend
- Palia wirkt anfangs zu dümmlich

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5

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