Stieg Larsson: Verblendung Bd.1 (Splitter) (Runberg, Homs)

Verlag: Splitter; (Mai 2013)
Gebundene Ausgabe: 64 Seiten; 14,80 €
ISBN-13: 978-3868696004

Genre: Thriller


Klappentext

Der Journalist Mikael Blomkvist wird von einem alten, zurückgezogen lebenden Konzernchef engagiert, um im Fall seiner 1966 verschwundenen Großnichte zu ermitteln. Blomkvist wird bei seinen Recherchen von der Punkerin und Top-Hackerin Lisbeth Salander unterstützt, die eine Menge emotionalen Ballast mit sich herumschleppt. Gemeinsam stoßen die beiden auf eine grauenhafte Mordserie, die bis in die Gegenwart reicht …
Die kongeniale Adaption der atemberaubenden schwedischen Thriller-Trilogie.


Rezension

Henrik Vanger engagiert Mikael Blomkvist, um das vierzig Jahre zurückliegende Verschwinden seiner Großnichte aufzuklären. Offiziell ist er damit beschäftigt eine Familienchronik der Vangers zu schreiben, allerdings sind diese auch gleichzeitig die Hauptverdächtigen in dem Fall und so muss sich Blomkvist durch ein Dickicht schlagen, welches so manche Überraschung für ihn bereit hält, angenehme und auch böse. Derweil wird Lisbeth Salander auf Blomkvist aufmerksam und beginnt in dem Fall zu recherchieren, der den Journalisten in Ungnade fallen ließ und ihm eine Gefängnisstrafe einbrachte. Zusätzlich hat sie so manches persönliche Problem zu lösen, was sie auf die ihr unvergleichliche Art und Weise tut.

Viel ist mittlerweile über Stieg Larssons Millenium-Trilogie geschrieben worden. Der leider zu früh gestorbene Journalist und Autor hat mit Lisbeth Salander eine Figur geschaffen, die wohl jedem Leser im Gedächtnis bleibt. Nicht umsonst wurden die drei Romane Verblendung, Verdammnis und Vergebung um die in jeder Hinsicht ungewöhnliche Ermittlerin verfilmt. Und dies nicht nur einmal. Auf die schwedische Umsetzung, folgte eine amerikanische von Verblendung mit niemand anderen als James Bond-Darsteller Daniel Craig in einer der Hauptrollen und von David Fincher inszeniert. Welche Verfilmung die bessere oder gelungenere Umsetzung des Buches ist, muss jeder für sich alleine entscheiden, auch wenn Noomi Rapace meist als die Idealbesetzung für Lisbeth angesehen wird, für die diese Rolle der internationale Durchbruch darstellte.

Und wie beim Film, gibt es auch in Comicform zwei konkurrierende Fassungen. Die eine, bei Panini Erschienene, stammt aus den USA und wirkt auch dementsprechend relativ amerikanisch. Die Zweite, hier vorliegende, ist die europäische von Splitter. Runberg und Homs haben sich des Romans angenommen und der erste Band bietet sogleich ein stimmungsvolles Bild von Lisbeth Salander als Cover auf. Inhaltlich gibt es für den Romanleser keine großen Überraschungen. Die Umsetzung hält sich recht nah an der Vorlage, auch wenn naturgemäß manches gekürzt werden musste. Trotzdem hat der Leser nie das Gefühl es fehle etwas, im Gegenteil. Es werden recht viele Details aufgegriffen und gezeigt, vor allem auch im Gegensatz zur amerikanischen Fassung, die sich mehr auf das Wesentliche beschränkt. Die einzelnen Szenen verknüpfen die Autoren geschickt miteinander und lassen sie ineinander übergehen. So sparen sie auf natürliche Art und Weise Platz für Nebenschauplätze.
Die Autoren geben der Geschichte zusätzlich eine neue Struktur, indem sie die Frauenmorde, um die es schlussendlich gehen wird, immer wieder einflechten und zeigen, ohne genau zu erläutern, was genau diese Szenen darstellen oder wann sie stattfinden. Dadurch erzeugen sie trotz der vielleicht bekannten Geschichte immer noch gekonnt Spannung und führen die Grausamkeit des Mörders vor Augen.

Der Fehler, davon auszugehen, dass die Geschichte in der Fassung von Homs und Runberg im Vergleich zur Fassung von Leonardo Manco, Andrea Mutti und Denise Mina stärker gerafft sei, sollte man am Besten nicht begehen. Allein durch das unterschiedliche Format (Splitter: Album, Panini: US-Format) gibt es eine andere Panelaufteilung, bei der Runberg und Homs mehr auf einer Seite unterbringen können. Inhaltlich gewinnt sogar die europäische Fassung, da sie dichter und atmosphärischer ist.

Selbiges gilt im Übrigen auch für die Zeichnungen. Diese sind hier um ein Vielfaches passender. Die düstere Atmosphäre und dunkle Seite Schwedens kommt hier trotz häufiger heller Farben viel besser beim Leser an. Damit ist es eindeutig lokalisiert und der Leser bekommt ein viel besseres Gefühl für die Geschichte. Nicht missverstehen: Besonders Leonardo Mancos Zeichnungen sind in der anderen Umsetzung ein echter Hingucker, aber leider auch sehr dem US-Mainstream verhaftet und so können sie nicht dieselbe Wirkung entfalten.

Für wen welche Umsetzung besser ist, muss jeder selber entscheiden, beide haben ihre Vorzüge. Wenn es aber um Atmosphäre und Flair geht, hat diese die Nase ein Stück weit vorn. Am Besten man besorgt sich gleich beide Varianten und entscheidet selbst.


Fazit

Die eindeutig gelungenere Adaption des Stieg Larsson Romans. Runberg und Homs fangen Atmosphäre und Inhalt in Wort und Bild einfach passend ein und zeigen, dass dieser spezielle europäische Stoff am Besten auch in europäischen Händen umgesetzt wird.


Pro & Contra

+ Atmosphäre stimmt
+ Lisbeth ist auch in ihrer zeichnerischen Umsetzung etwas Besonderes
+ trotz heller Farben düstere Atmosphäre

0 manchmal wirken die Figuren ein bisschen wie eine Karikatur

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Stieg Larsson:

Rezension zu Verblendung (Roman)
Rezension zu Verdammnis (Roman)
Rezension zu Vergebung (Roman)
Rezension zu Verblendung Bd.1 (Panini)
Rezension zu Verblendung Bd.2 (Panini)
Rezension zu Verblendung Bd.2 (Splitter)

Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Homs:

Rezension zu Shi Bd.1
Rezension zu Shi Bd.2

Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Sylvain Runberg:

Rezension zu Stieg Larsson: Verblendung Bd.2
Rezension zu Schatten der Shinobi