Morddrohungen gegen Autor Hamed Abdel-Samad

Seit seinem Vortrag in Kairo letzte Woche wird der  deutsch-ägyptische Politologe Hamed Abdel-Samad mit einer Hetzkampagne überzogen, die direkt dem Umfeld des ägyptischen Staatspräsidenten Mohammed Mursi entspringt. Hamed Abdel-Samad vertrat in seiner Rede die These, dass der Islamismus ein verspäteter Faschismus sei. Kritiker werfen Abdel-Samad vor, er habe den Propheten Mohammed und den Islam beleidigt. Zahlreiche Internetseiten der Salafisten und Muslimbrüder zeigten daraufhin das Bild des Autors mit der Überschrift „Wanted Dead!“. Am Freitag gipfelte die Hasspropaganda in einem vom ägyptischen Fernsehen ausgestrahlten Mordaufruf. Assem Abdel-Maged, einer der Köpfe der militant-islamistischen Bewegung "Dschamaa Islamiya" und einst auch am Attentat auf Präsident Sadat beteiligt, rief im salafistischen Fernsehsender "Al-Hafez" zur Ermordung des Islamkritikers auf. Hamed Abdel-Samad nimmt den Mordaufruf ernst und ist derzeit untergetaucht. In einem Spiegel-online-Interview sagte er, dass er als deutscher Staatsbürger von Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Westerwelle erwarte, dass sie den ägyptischen Präsidenten auffordern, dem Mordaufruf entgegenzutreten.

„Wir sind schockiert über die Verfolgung unseres Autors“, sagt Margit Ketterle, Verlagsleiterin bei Droemer Knaur, „und unterstützen ihn soweit wir können. Denn wenn es eines braucht in dieser Lage, dann kritische Aufklärung, und für die steht Hamed Abdel-Samad nicht nur in Deutschland, und für die wird er nun mit dem Tod bedroht.“ Im Droemer Verlag erscheint im Frühjahr 2014 Hamed Abdel-Samads neues Buch zum Thema seines Vortrages.

Über "Krieg oder Frieden"

Hamed Abdel-Samad war während des Umsturzes im Frühjahr in Ägypten und anderen arabischen Staaten. Er analysiert die arabische Revolution, die wie ein Erdbeben eine Weltregion erzittern ließ. Er zeichnet Ursachen und Verlauf nach und skizziert zwei Szenarien, die die europäischen Länder einmal als wirtschaftlichen Gewinner, einmal als bedrohten Verlierer der neuen Strukturen im Nahen Osten erscheinen lassen. Seine engagierte Warnung lautet: Das Schlimmste, was der Westen jetzt tun kann, ist, die Entwicklung zu verschlafen. Hamed Abdel-Samad gilt derzeit als einer der wichtigsten Kenner des Landes. Auch zum aktuellen Konflikt in Ägypten liefert er wesentliche Hintergrundinformationen in seinem Buch. Ein zentrales Kapitel dreht sich um das problematische Verhältnis von Kopten und Muslimen.


(Quelle: Droemer Knaur)