Kill Decision (Daniel Suarez)

kill decision
 
Rowohlt Verlag (April 2013)
Taschenbuch
496 Seiten, € 12,99
ISBN: 978-3-499-25918-0
 
Genre: Thriller, Techno-Thriller
Klappentext

Sie leben nicht. Aber sie töten.

Blutiger Drohnenangriff auf eine Pilgerstätte im Irak. Ein weiterer Angriff trifft eine kalifornische Universität. Die Biologin Linda McKinney ahnt nichts davon: Sie erforscht gerade eine besonders aggressive Spezies afrikanischer Ameisen, als sie mitten im Dschungel gekidnappt wird. Ihr Entführer heißt Odin, und er hat ihr offenbar das Leben gerettet. Wer sind die Mächte, die Lindas Forschungen zur Schwarmintelligenz unterdrücken wollen? Während sich in den USA grauenhafte Bombardements häufen und in den hintersten Winkeln des Planeten Millionen fliegender Tötungsmaschinen vom Band laufen, macht sich das Team um Odin und McKinney daran, die Menschheit vor der Vernichtung durch ihren eigenen technologischen Fortschritt zu retten …
Rezension

Mit „Kill Decision“ präsentiert der neue Superstar des Technothrillers Daniel Suarez seinen bislang dritten Roman. Und auch diesmal hat er sich wieder eines brandaktuellen Themas angenommen, dessen er sich mit Hingabe widmet – den Drohnen. So aktuell ist dieses Thema indes, dass es vermutlich noch nicht einmal in den Köpfen der meisten Leute angekommen sein dürfte. Von Zeit zu Zeit jedoch hört man von US-Drohneneinsätzen im Rahmen des Kampfes gegen den Terror.

Was Suarez aus diesem Thema herausholt, geht natürlich sehr viel weiter – er ist niemand, der zaghaft über den Rand des aktuellen Standpunktes hinausdenkt. Vielmehr gehen seine Ideen radikal, dabei jedoch sehr konsequent über alles hinaus, was heute möglich scheint. Denn ebenso überraschend wie seine Ideen selber, ist meist die deren Logik und Plausibilität. Und so macht er auch in „Kill Decision“ das Undenkbare vorstellbar. Dass er hierbei mit viel Kreativität verschiedenste Themengebiete einflechtet, macht das Gesamtkonzept umso interessanter; eine offenbar solide Recherche macht diese Vielfalt für den Leser sehr aufschlussreich.

Ein Beispiel für diese Vielfalt ist etwa die Protagonistin McKinney: Als Ameisenforscherin hat ihr Fachgebiet auf den ersten Blick nicht mit Drohnen, Computern und dergleichen zu tun. Dass dies aber sehr wohl der Fall ist, offenbart sich, als sie abrupt aus ihrem beschaulichen Forschungsalltag in Afrika gerissen wird: Als eine unbemannte Drohne versucht, sie umzubringen, kann sie im letzten Moment von „Odin“ gerettet werden. Er und sein Team gehören zu einer geheimen Spezialeinheit, die die erschreckenden Drohnenangriffe in aller Welt aufklären sollen.
Denn offenbar haben Unbekannte sich in den verschiedensten Ländern Zugang zu Spitzentechnologie verschafft, um ein Drohnenprogramm auf die Beine zu stellen. Und hier schließt sich der Kreis zu McKinney: Mit Hilfe eines Computerprogramms simuliert sie die Schwarmintelligenz von Ameisen – dieses Programm wurde offenbar auf die Drohnen übertragen, die somit zu allem Überfluss eine Art Schwarmintelligenz besitzen. Was genau es mit diesen Drohnen aber letztendlich auf sich hat, wer dahinter steckt und vor allem, mit welchen Motiven – das alles bleibt sehr zur Enttäuschung des Lesers nicht nur im Verborgenen, sondern wird nahezu komplett ausgeblendet. Hier macht es sich Suarez deutlich zu leicht.

Immer wieder im Verlauf der Handlung verdeutlicht Suarez eindrücklich den aus den Drohnenangriffen resultierenden Schrecken; unbarmherzig lässt er ganze Armeen von Drohnen über die Task Force, der McKinney sich mittlerweile angeschlossen hat, herfallen. Es mächtig krachen zu lassen gehört eben zu Suarez‘ Büchern genauso dazu, wie seine vielen vielen spannenden Ideen zu aktuellen Themen. Diese streut er immer wieder mal in die Handlung ein, ohne viel Aufhebens darum zu machen – dabei sind viele seiner Ideen derart spannend, dass sie vermutlich Stoff für weitere Bücher bieten würden. Dass Suarez „State of the Art“ schreibt, ist ohnehin bekannt – mit „Kill Decision“ jedoch spielt er wirklich ganz vorne bei den Zukunftsprognosen für die nächsten Jahre mit.

So raffiniert seine Ideen auch sind, so geradlinig ist auf der anderen Seite die Handlung. Immerhin aber wird diese durch einige Nebenhandlungen, in denen Suarez weitere Details und Hintergründe geschickt unterbringt, aufgelockert. So erfährt man Interessantes über andere Technologien, die ebenfalls gut zum Thema des Buches passen – seien es Social Networks oder hochentwickelte Computerprogramme. Weniger geschickt hingegen wirkt die gekünstelte Beziehung zwischen McKinney und Odin, die wohl nur der Form halber ihren Weg in die Handlung gefunden hat und ziemlich abgeschmackt daherkommt. Das mag auch nicht zuletzt an den Charakteren liegen, die leider über die gesamte Handlung sehr schablonenhaft bleiben.
Fazit

Ein brandaktuelles Thema, Spannung und viele interessante Ideen machen „Kill Decision“ zu einem gelungenen Technothriller. Wie immer ist Suarez an der vordersten High-Tech-Front – auch wenn darunter Handlungsaufbau und Charaktere etwas leiden müssen.
Pro & Kontra

+ spannend, action- und temporeich
+ brandaktuelle Themen, gut recherchiert
+interessante Ideen und Ansätze zu aktuellen Themen

- geradliniger Handlungsaufbau
- Charaktere eher schablonenhaft

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3/5
Rezension zu "DAEMON"