Genre: Urban / Dark / High Fantasy
Klappentext
Rätselhafte Nebel suchen die Oberwelt von Paris heim. Wo sie sich über die Stadt legen, fallen die Menschen in einen tiefen Schlaf, um kurz darauf spurlos zu verschwinden. Der Gargoyle Grim und die junge Sterbliche Mia versuchen, dem seltsamen Phänomen auf die Spur zu kommen. Sie ahnen nicht, dass schon bald sehr viel mehr auf dem Spiel stehen wird als das Schicksal der verschwundenen Menschen …
Rezension
Mia führt endlich ein Leben als Künstlerin und hat sich ein wundervolles Atelier eingerichtet. Mit ihren Bildern versucht sie den Menschen einen Einblick in die Schattenwelt zu gewähren, ihnen das zu zeigen, was sie wegen eines Zaubers nicht mehr sehen können. Der Vampir Lyskian unterstützt sie dabei und ist inzwischen auch für Mia zu einem teuren Freund geworden. Mehr noch als für Grim, der den Vampir zwar sehr schätzt, doch immer ein gewisses Misstrauen behalten hat. Das ruhige Leben wird jedoch gestört, als ein mysteriöser Nebel Menschen in einen tiefen Schlaf fallen lässt, aus dem es kein Erwachen gibt. Immer mehr Frauen, Männer und Kinder fallen dem Nebel zum Opfer – bis die Welt fast menschenleer ist. Grim, Mia und die Wesen der Schatten stehen vor einer Katastrophe. Noch dazu ist nicht jeder bereit, für die Menschen etwas zu riskieren …
„Die Flamme der Nacht“ stellt den krönenden Abschluss der Trilogie um den Gargoyle Grim und das Menschenkind Mia dar, die in schwierigen Zeiten zueinander gefunden haben und immer wieder vor schreckliche Prüfungen gestellt werden. Dieses Mal steht ihnen ihr bislang schlimmster Gegner gegenüber, den man bereits im ersten Band kennenlernen dürfte. Spätestens jetzt wird klar, wie sehr die einzelnen Bände miteinander verbunden sind und es macht ungeheuren Spaß, auch kleinste Verbindungen zu entdecken und gleichzeitig neue Kreaturen und Orte kennenzulernen. Dieses Mal steht insbesondere Prag im Vordergrund des Geschehens – und auch wenn die Stadt schon oft als Schauplatz phantastischer Romane genutzt wurde, hätte Gesa Schwartz keine bessere Wahl treffen können. Der düstere Charme Prags passt perfekt diesem finsteren Abschlusband.
Bereits in „Das Siegel des Feuers“ bewies Gesa Schwartz, wie gut sie mit Worten umgehen und einzigartige Bilder in den Köpfen der Leser entstehen lassen kann. Nun, da „Grim“ seine letzten Abenteuer besteht, wird dem Leser wieder richtig bewusst, dass die Autorin unvergessliche Szenen geschaffen hat – viele sieht man wie schillernde Gemälde vor sich und viele würde man zu gerne in einer aufwändigen Inszenierung wie in „Der Herr der Ringe“ auf der Leinwand erleben. Was „Grim“ sowie auch die neue Reihe „Die Chroniken der Schattenwelt“ auszeichnet, ist die spürbare Liebe der Autorin zu ihren Figuren und zu ihrer Welt. Man lässt sich unweigerlich von ihrer Faszination für Gargoyles, Vampire, Kobolde und allerhand andere phantastische Wesen anstecken.
Allerdings lässt sich „Die Flamme der Nacht“ nicht mehr so schnell verschlingen wie die beiden Vorgänger. Der Stil von Gesa Schwartz ist adjektivreich und sie arbeitet mit ungewöhnlichen Bildern, die begeistern, aber auch erst einmal verdaut werden müssen. Dieser fast achthundert Seiten starke Roman ist wie eine riesige Schachtelt sündhafter Pralinen, eine schmeckt besser als die andere – und doch ist man nach kurzer Zeit übersättigt und erschlagen. Einige Szenen lesen sich toll, erscheinen aber für die Geschichte nicht zwingend notwendig. Es scheint viel mehr, als hätte die Autorin unbedingt noch diese und jene Kreaturen vorstellen und so manche Szene einfach schreiben wollen. In einzelnen Fällen hätte sie sich diese Ideen jedoch besser für ihre zukünftigen Romane aufheben sollen – und allmählich fragt man sich, wie Gesa Schwartz all das noch überbieten will.
Grim und Mia werden in die tiefsten Abgründe der Schattenwelt gezogen und müssen letztlich in ihre eigene Dunkelheit blicken. Auf ihrem Weg begegnen sie beispielsweise uralten Vampiren, die dem Leser das Blut in den Adern gefrieren lassen. Dabei kommt man den beiden Protagonisten so nah wie nie zuvor, doch ihr Weg ist von so vielen glücklichen Zufällen gepflastert, dass die Dramatik darunter leidet. Auf jeden Abgrund folgt ein noch dunklerer, immer wieder springen sie dem Tod von der Schippe und schweben in der Gefahr, sich selbst zu verlieren. Und immer wieder kriege sie in letzter Sekunde die Kurve. Der Mittelteil wird dadurch langatmig, doch im letzten Drittel wird man für die Geduld belohnt und kommt in den Genuss einiger atemberaubender Szenen, die sich tief ins Gedächtnis brennen. Am Ende ist man ein wenig wehmütig - doch mit "Die Chroniken der Schattenwelt" gibt es bereits eine neue Reihe, die den Leser mindestens ebenso wie "Grim" zu begeistern vermag.
Die Gestaltung ist wie bereits bei den ersten beiden Bänden äußerst gelungen: Ein schönes Hardcover mit Lesebändchen und farbigem Print im Innenteil. „Grim“ als Trilogie sieht im Regal einfach klasse aus und für die Dicke der Bücher kann man preislich nicht meckern. Schade, dass nicht auch „Die Chroniken der Schattenwelt“ in einer so edlen Aufmachung erscheint.
Fazit
„Die Flamme der Nacht“ stellt den krönenden und finsteren Abschluss der „Grim“-Trilogie dar und beutelt den Leser nochmals richtig durch. Grim und Mia blicken in die Abgründe ihrer Welt und ihrer Seelen und nur die Unterstützung treuer Freunde und neuer Weggefährten bewahrt sie vor dem Absturz. Gesa Schwartz hat unvergessliche Bilder geschaffen und mit ihrer unbändigen Liebe zur Phantastik viele Leserherzen erobert. Schreiben kann sie meisterhaft – nur dieses Mal wird man von der Gewaltigkeit vieler Szenen erschlagen. Es wird daher zu einem langsamen Genuss geraten.
Pro & Contra
Wertung:
Rezension zu "Grim - Das Siegel des Feuers" (Band 1)
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