Combat Planet (Andy Remic)

remic a-combat planet

Heyne Verlag, 1. Auflage, Januar 2013
Taschenbuch, 542 Seiten,
aus dem Englischen von Ingrid Herrmann-Nytko
9,99 Euro [D]10,30 Euro [A]
ISBN-13: 978-3-453-52958-8

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Dieser Planet kann dich das Leben kosten.
Für den gestressten Cop Dexer Colls ist der Urlaub auf dem Themenplaneten – einem künstlichen Himmelskörper, der als Freizeitpark konstruiert wurde – die herbeigesehnte Abwechslung vom harten Berufsalltag. Kaum auf dem Planten angekommen, stellt Dex jedoch fest, dass sich hinter der bunten Glitzerwelt ein furchtbares Geheimnis verbirgt – ein Geheimnis, das die gesamte Galaxis zerstören könnte. Und das ist noch Dex` geringstes Problem …


Der Autor

Andy Remic lebt in England, doch sein Herz gehört den schottischen Bergen. Seine Hobbys sind Schwertkampf, Klettern und Kickboxen. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Lincoln.


Rezension

» Ketten rasseln. (...)
Schließlich endet das Hochklettern, in einer Höhe von satten fünf Kilometern. Die Welt, der ThemenPARK, der Themenplanet breitet sich vor den versammelten Achterbahnfreaks aus, bunt, furchterregend. Und ungeheuer groß. « (S.9)

Der Freizeitpark-Planet ist die Attraktion im Universum. Aliens aller Rassen, darunter auch die Menschheit, lieben das diverse Angebot, das vom kindlichen Geist über den hungrigen Abenteurer bis hin zum Abgedrehten jeden Wunsch erfüllt – und das alles ohne Anstehen zu müssen.

Dexter Colls, von Natur aus ein misstrauischer, eher mürrisch eingestellter Mensch, glaubt den Versprechungen von Monolith, der Firma hinter dem Themenplaneten, nicht. Als seine Frau Kat daher einen Familienurlaub bucht ist er, im Gegensatz zu seinen beiden Töchtern Toffee und Molly, wenig begeistert. Er erwartet Menschenschlangen, überteuerte Produkte und nörglige Kids – kurzum Stress. Und davon hat er in seinem Beruf als Polizist bei der PUF (Police Urban Force) genug. Doch bereits am Raumhafen erwartet ihn die erste Überraschung: alles ist durchorganisiert, und selbst bei der Einreise werden sie weder durch Zoll oder langatmige Einreisestandards aufgehalten, sondern von ihrer persönlichen Familiendrohne in ihr äußerst ansprechendes Hotel gebracht. Dexter beginnt sich zu entspannen – soweit seine Achterbahn verrückten Töchter das zulassen, da verschwindet plötzlich seine Familie und die nette fliegende Familiendrohne versucht, ihm im Aufzug den Schädel einzuschlagen. Während Dex alles daran setzt, Frau und Kinder wiederzubekommen, erreicht Amba Miskalov den Themenplaneten. Die Anarchy Androidin ist eine ausgebildete Killerin und hat den Auftrag, sechs hochrangige Angestellte der Monolith Organisation auszuschalten. Davon wird sie wie immer von ihrer FREUNDIN Zi begleitet, einer hochtechnologischen Intelligenz und Waffe, die in ihrer Brust ruht und ihre Gedanken lesen kann. Amba, eigentlich zuverlässig und kaltblütig, ringt mit den Nachwirkungen eines Kindsmords, den sie zu tun gezwungen war. Die Erinnerungen lassen sie nicht los, und sie beginnt, sich und ihre Existenz in frage zu stellen, obwohl Schwäche das Letzte ist, das sie in diesem Kampf gebrauchen kann.

Combat Planet ist sicherlich ein Sci-Fi Roman der ungewöhnlichen Art, denn Hauptakteur dieser Geschichte ist niemand anderer als der Themenplanet selbst. In einer überladenen Zukunft, in der es vom Fatty Fat ExtraFat Burger bis zur Bible 2 – The Remix alles gibt, hat der Mensch seine Träume verloren. Dunkelheit und Gewalt regieren in den Metropolen der Welt. Ist es da ein Wunder, dass die Menschen nach dem Themenplaneten streben? Nach Ruhe und Entspannung? Reinem Abenteuer und ungefährlicher Lust?

Laut Werbung macht der Themenplanet glücklich. Vielleicht sogar dauerhaft. Warum sollte man also nicht in der Kids Zone mit Achterbahnen mit Namen wie Wahnsinn Urlaub machen wollen? Je nach Belieben Traumstrände oder malerische Bergkulissen genießen?
Weil es zu perfekt ist – zumindest denkt sich das Dexter. Als Großstadtpolizist hat er schon so Einiges gesehen. Am Tag vor seinem Urlaub wäre er von einem Androiden beinahe in die Luft gesprengt worden. Einziger Halt in der Welt, der er mit Verachtung und Bitternis, gegenübersteht, ist seine Familie. Für seine Töchter würde er alles tun, sogar in eine 5km hohe Achterbahn steigen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er auf der Suche nach seinen Kindern alles in Bewegung setzt, obwohl der halber Themenplant sich gegen ihn verschworen zu haben scheint.
Neben dem brodelnden Dex ist die Profikillerin Amba eher ruhig gezeichnet. Als Androidin ist sie erschaffen worden, um kühl und kalkuliert zu handeln, auch wenn die Welt um sie herum im Flammen steht. Faszinierend ist der menschliche Aspekt, den Remic seinen Androiden verleiht, denn obwohl durch genetische Veränderungen gestärkt und robuster, sind sie nach wie vor Fleisch und Blut, gelten allerdings unter den Menschen als Minderwertig, weil es ihnen angeblich an Empathie fehlt. Amba hadert mit diesem Stempel, denn gäbe man ihr die Möglichkeit, wäre sie dann nicht in der Lage, richtig zu fühlen? Und wer ist eigentlich verachtenswerter, ein Geschöpf ohne Empathie, das auf Befehl tötet, oder ein mordender Mensch mit seiner Bandbreite an Gefühlen? So wie sie tiefer in ihre eigene Psyche vorzudringen sucht, führt die Suche nach ihren Zielen sie tiefer in die Kulissen des Themenplaneten. Sie bemerkt, dass ihr Chef ihr so Einiges verschwiegen hat. Denn Monolith und der Themenplanet sind nicht was sie scheinen, und ihre Ziele ebenso gefährlich, wie der Plan, der hinter den Auftragsmorden steckt.

Es ist eine große Welt, die Remic auf knapp 550 Seiten zu kreieren versucht, und obwohl einige interessante Ideen und Aspekte zu finden sind, bleiben viele Hintergründe unklar. Dennoch überzeugen sowohl die Charaktere als auch die Geschichte an sich. Es macht Spaß, sich an Dex’ Seite durch den Themenplaneten zu bewegen und seine zynische Sicht zu erleben. Die Handlung ist dicht gepackt mit Action, und die Frage nach dem Ursprung der Menschlichkeit sowie die Androiden an sich und einige spätere Entwicklung bringen unerwartete Tiefe.

Dennoch ist Combat Planet keine leichte Kost. Unnötig ausdetaillierte Gewalt, Fäkalsprache und unzählige Flüche schieben den Roman auf eine Ebene für erwachsene Leser, wobei auch hier nicht jeder an dem angebotenen Spektrum an Blut und anderen Flüssigkeiten Gefallen finden wird. Auch stilistisch ist Remic sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig. Akkumulationen sowie Anhäufungen von Adjektiven lassen den Text schnell überladen wirken. Seltsame Zukunftsvisionen inklusive wie Produkte mit Namen Fatty Extrafat Fat Burger und Ähnlichen ziehen die Geschichte zusätzlich ins Absurde.


Fazit

Andy Remics Roman bietet Science Fiction Fans eine unterhaltsame Mischung aus Spannung, Action und vielseitiger Zukunftsvision, schwächelt allerdings in Stil und Umsetzung der Kampfszenen. Wer sich dennoch auf Combat Planet einlässt, findet ausgereifte Charaktere, einen interessanten Handlungsbogen mit zahlreichen Wendungen und eine vielseitig ausgestaltete Welt.


Pro/Contra

+ Themenplanet
+ Idee und Umsetzung der Geschichte
+ dichte Charaktere vor lebendiger Welt
+ Spannung

o zahlreiche Adjektive und Akkumulationen
o teilweise verwirrend

- Ambas Verhalten wird nach Zusammentreffen mit Dex schwer nachvollziehbar
- übertrieben dargestellte Gewalt
- Fäkalsprache und unglaubwürdige Produktnamen
- Ende etwas unbefriedigend

Bewertung: sterne4

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5