Das dritte Testament Bd.3 - Lukas oder der Atem des Stiers (Xavier Dorison, Alex Alice)

lukas

Verlag: Carlsen Comics (März 2000)
Softcover, 56 Seiten, 10,00 Euro
ISBN-13: 978-3551763253

Genre: Historie, Religion, Krimi, Thriller, Mystery


Klappentext

„Dein Glaube und die Gebote deines Herrn sind eine Beleidigung Gottes! Ich werde nicht wie du den Fehler begehen, sie anzuhören!“


Rezension

„Zwanzig Jahre sind nun vergangen, und jeden Tag habe ich aus tiefstem Herzen bereut, dass man mich nicht tot inmitten der Asche fand…“

Zu Beginn des dritten Teils des Zyklus zum „Dritte(n) Testament“ wird ein Rückblick auf die Vorkommnisse gegeben, die im ersten Band (Markus oder das Erwachen des Löwen) aufgezeigt werden. Mit dem bis dato erhaltenen Hintergrundwissen, dürfte nun Vieles zumindest ein wenig verständlicher sein. Fast Schlag auf Schlag kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht und so langsam verdichten sich die Ereignisse rund um Conrad von Marburg, seinem Auftrag und seinen Verfolgern. Besonders brisant wird es, nachdem ein Mönch es mit einer besonderen Methode schafft, die Codes in den Dokumenten, die Marburg gefunden hat und seitdem verteidigt, zu entziffern. Zwar bleiben noch ein paar Dinge ungeklärt, denn man kann sich nicht sicher sein, ob die hebräischen Radikale tatsächlich richtig interpretiert und verstanden werden, doch man ist dem Ziel ein ganzes Stück näher gerückt. Die Frage, die wohl im Raum steht, ist, ob Conrads Feinde nah genug an ihn herankommen werden, um ihm die geheimnisvollen Dokumente zu entreißen und ihn zu töten.

„Ganz ohne Zweifel, denn wir haben es mit einem komplexen Rätsel zu tun…Es führt über mehrere Stufen, für deren Verständnis man verschiedene Schlüssel benötigt. Nur der weiseste aller Weisen oder aber eine Armee Gelehrter kann die Antwort finden…“

Auch wenn ein weiteres Rätsel vermutlich gelöst werden konnte, so sind Marburg und Elisabeth weiterhin in großer Gefahr, nicht zuletzt deswegen, da sie nicht die einzigen zu sein scheinen, die an den geheimnisvollen Manuskripten und ihren Codes interessiert sind. In Lukas oder der Atem des Stieres gewinnen die einzelnen Charaktere und Ereignisse immer mehr an Farbe. Vieles aus Marburgs Vergangenheit als Mitglied der Inquisition wird erneut aufgegriffen bzw. aufgedeckt und die Bedeutung der Schriftstücke des Julius aus Samarien wird zunehmend zentraler für eine erfolgreiche Mission. Der dritte Band impliziert die Inhalte seiner Vorgänger und erweitert sie um so manches Detail. Die logischen Schlussfolgerungen werden somit im letzten Teil der Tetralogie gezogen werden. Aus diesem Grund lässt sich der Lukas – Band durchaus als eine letzte, wichtige Etappe definieren. Diese eine Hürde, die vor dem großen Finale genommen werden muss.

„Vor dreißig Jahren wurde viel über seltsame Vorgänge in dieser einsamen Abtei gesprochen. Die Gerüchte verstummten als sie von den Sümpfen eingeschlossen wurde und die Gemeinde auseinanderbrach, als die Abtei zu versinken begann…Versunken unter dem Gewicht der Blasphemie.“

Inhaltlich und zeichnerisch hat Lukas oder der Atem des Stieres über weite Strecken in Nichts nachgelassen. Die Arbeiten von Alice und Dorison harmonieren erneut auf eine ganz besondere Art und Weise miteinander, sodass niemand, der diesen Comic in den Händen hält, irgendwie enttäuscht werden könnte. Im Gegensatz zu den ersten beiden Bänden, wurde Matthieu Lauffray beauftragt zwei spezielle Seiten zu gestalten. Sie fügen sich sehr gut in die Gesamtkomposition ein, jedoch behalten sie dabei ihre Einzigartigkeit. Lauffrays Gestaltung transportiert eine düstere, dunkle und gefährliche Atmosphäre, aber ohne zu viel Schwärze benutzen zu müssen. Die Farben sind zwar kräftiger als die, die Alice für gewöhnlich verwendet, doch heben sie sich nicht vom Rest ab. Ein kleiner Makel, falls man überhaupt von solch einem sprechen kann, ist, dass die Zeichnungen zu Beginn etwas schwächer wirken, fast so als ob Szenarist und Zeichner bei der Fertigstellung unter Zeitdruck standen. Im Laufe der Geschichte verbessert sich die Qualität und gleicht sich den aus den ersten beiden Bänden an.  Besonders hervorzuheben sind auch die sehr gut portionierten Textstellen, die zum Nachdenken anregen oder sich perfekt für die eigene Zitatensammlung eignen. Erstaunlich ist, wie geschickt Dorison den Inhalt dosiert, da der Leser weder überladen, noch überfordert wird.

„Schneller als die Flinksten aller Boten ließen wir eine Spur hinter uns, die genauso sichtbar war wie eine Pflugschar…“

Nachdem die ersten Bände wohl eher in das Thema und die Zeit einführen und die einzelnen Charaktere vorstellen sollten, wird die Geschichte hier weiter entfaltet. Durch die schnell aufeinanderfolgenden Geschehnisse, erhält der Comic ein sehr temporeiches Attribut, wobei alles überschaubar bleibt und weiterhin einem roten Faden folgt. Obwohl es auch dieses Mal keinen Bonusteil mit Skizzen o.Ä. gibt, ist die Einführung zu Beginn sehr hilfreich, denn dort werden die Inhalte zuvor nochmals auf den Punkt gebracht. Das Tüpfelchen auf dem I ist das Titelbild von Lukas oder der Atem des Stiers. Stimmungsvoll und ein Blickfang. Darüber hinaus spiegelt es den Inhalt auf eine sehr metaphorische Weise wider.


Fazit

Ein absolutes Muss für all diejenigen, die bereits Markus oder das Erwachen des Löwen und Matthäus oder das Gesicht des Engels in ihrem Regal stehen haben. Für Neueinsteiger dürfte der Einstieg zwar schwer sein, aber der Genuss der teilweise wieder überragenden Zeichnungen wird dadurch keineswegs geschmälert. Zugreifen lohnt sich!


Pro/Contra

+ weitere Einblicke in die Rahmenhandlung
+ temporeiches Spektakel
+ interessante Lösung zum Entschlüsseln der Codes
+ letzte Etappe vor dem großen Finale

- kein Bonusteil
- Zeichnungen zu Beginn etwas schwächer

Bewertung: alt

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Preis/ Leistung: 5/5


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