Genre: Belletristik / Phantastik
Klappentext
Wie weit würdest du gehen, um deinen Traum zu leben? Die junge Sängerin Pauline ist hochbegabt, aber ohne Engagement. Das ändert sich schlagartig, als sie den geheimnisvollen Constantin Dumont kennenlernt. Innerhalb kürzester Zeit macht er sie zum Star, dafür verlangt er aber bedingungslose Hingabe auf der Bühne — und in der Liebe. Anfangs zögerlich, dann immer mutiger lässt sich Pauline auf das verführerische Spiel aus Sex und Macht, Dominanz und Unterwerfung ein. Ein Spiel mit dem Feuer ...
Interview mit Jeanine Krock (August 2013)
Rezension
Pauline ist eine begnadete Opernsängerin, doch ausgerechnet beim Vorsingen versagt ihr immer wieder die Stimme. Gelegenheitsjobs halten sie gerade so über Wasser, während sie in Europa herumreist, um ein Engagement zu ergattern. In Venedig begegnet sie dem mysteriösen Mäzen Constantin Dumont, der zufällig Paulines wahre Stimme hört und beschließt, sie zu fördern. Durch seine Hilfe erhält Pauline Gesangsunterricht bei einer berühmten Lehrerin, sie lernt die richtigen Leute kennen und endlich bekommt sie große Rollen. Aber Constantin will mehr und Pauline ist hingerissen von diesem reichen Mann, der scheinbar alles möglich machen kann. Anfangs fühlt sie sich in seiner Welt aus Glanz und Glamour unwohl, doch Constantin zeigt ihr stets den rechten Weg. Auch in der Liebe ist er dominant – er will, dass Pauline sich ihm unterwirft. Doch kann sie sich auf dieses Spiel einlassen?
„Gib mir deine Seele“ ist ein imposanter Einzelroman aus der Feder von Jeanine Krock, die ihre Fans bereits mit düster-romantischen Vampir- und Engelromanen begeistern konnte. Nun wagt sie sich an ein völlig neues Thema und inszeniert ein gefährliches Spiel, in dem der Preis für den Erfolg erschreckend hoch ausfällt. Denn Constantin ist kein gewöhnlicher Mann, er ist nicht einmal ein Mensch. Zu Beginn ist Pauline für ihn eine weitere Künstlerin, der er Flügel verleihen wird, um sie dann fallen zu lassen. Doch im Lauf der Geschichte entwickelt er tiefgehende Gefühle für diesen grauen Schwan, der neugierig und unsicher in seine Welt eindringt und ihm den Verstand raubt. Pauline ist mädchenhaft und herzlich, kann aber ebenso eine verführerische Grand Dame des Theaters sein. Ihr Facettenreichtum macht sie auch für den Leser attraktiv, allerdings würde man ihr in der ersten Hälfte des Romans mehr Selbstbewusstsein wünschen. Sie und Constantin geben dennoch ein wunderbares Paar ab, bei dem jeder den anderen verändert. Ihre Entwicklung wird glaubhaft und spannend geschildert und so werden sie schnell zu herausragenden Protagonisten, die den Vampiren, Feen und Engeln beinahe den Rang ablaufen.
Mit der Oper wagt sich Jeanine Krock an ein ungewöhnliches Thema. Doch Pauline ist genau die Richtige, um die Leserschaft in die träumerische und intrigante Welt des Theaters zu entführen. „Gib mir deine Seele“ liest sich dabei modern und wartet mit vielen Details aus dem Alltag hinter und auf der Bühne auf. Ihre Erfahrung als Kostümbildnerin kommt der Autorin dabei zu Gute: Sowohl die Kostüme der Darsteller, als auch die Alltags- und Abendkleidung der Charaktere beschreibt sie raffiniert – selbst ausgefallene Stücke erblühen auf der inneren Leinwand des Lesers. Als Setting dienen jeweils die großen Metropolen Europas: London, Paris, Barcelona, Berlin, um nur einige zu nennen. Jede Stadt verzaubert mit ihrer eigenen Atmosphäre und man hat durchweg das Gefühl, dass die Autorin alle Schauplätze tatsächlich besucht hat. Constantins Reichtum macht den häufigen Ortswechsel selbstverständlich, doch Pauline muss sich erst an dieses Umherziehen gewöhnen. Dabei ebnet ihr zwar auch ihre Stimme, aber vor allem der Einfluss ihrer neuen Bekanntschaften den Weg an die großen Opernhäuser.
Die erotische Seite des Romans fällt – wie der Klappentext schon deutlich macht – dieses Mal etwas härter aus: Constantin macht kein Geheimnis aus seinen Vorlieben. Er liebt es, seine Dominanz auszuleben und Pauline zu unterwerfen. Dass es dabei nicht um Erniedrigung, sondern um Vertrauen geht, muss die junge Sängerin erst noch lernen. Constantin entführt sie in eine Welt aus Lust, Schmerz und Macht und lässt ihr Zeit, Erfahrungen zu sammeln und herauszufinden, was genau ihr gefällt. Heiße Liebesszenen kommen dabei nicht zu kurz und wie gewohnt sind Jeanine Krocks Beschreibungen stets niveauvoll und anregend. Einige Tabus werden dabei gebrochen, doch auch wer nicht viel mit den geschilderten Spielarten und Spielzeugen anzufangen weiß, kann nachvollziehen, was Pauline daran gefällt. Die ein oder andere Szene, beispielsweise in einem einschlägigen Etablissement, scheint jedoch nur der Vollständigkeit zu dienen – Pauline entdeckt zwar die Lust am Schmerz, doch einiges geht auch ihr zu weit.
„Gib mir deine Seele“ ist lebendiges Kopfkino: Man sieht alles vor sich, als würde man selbst die luxuriösen Apartments betreten oder hinter der Bühne auf den großen Auftritt warten. Jeanine Krocks Stil ist schlicht und handwerklich ausgereift, wobei die Seiten auch dieses Mal nur so dahinfliegen. Man kann gar nicht festmachen, woran das liegt, denn eigentlich schreibt die Autorin weder ausgefallen, noch besonders temporeich. Trotzdem blättert man immer weiter – bis die Augen müde werden. Der Roman erreicht dabei eine Länge, die allmählich kritisch wird. So stimmungsvoll die meisten Szenen geschrieben sind: einige tragen nicht wesentlich zum Handlungsverlauf bei. Irgendwann verliert sich die Geschichte in Nebensächlichkeiten, die unterhaltsam zu lesen sind, doch ebenso zur Geduldsprobe werden. Wer die Protagonisten gerne in allen Lebenslagen und mit allen Höhen und Tiefen kennenlernt, ist hier jedoch gut beraten.
Leider kommt die phantastische Seite dieses Mal zu kurz, was dem Roman nicht unbedingt schadet, für die Fans der Autorin allerdings unbefriedigend ist. Denn eigentlich steckt hinter dieser Geschichte eine spannende Mythologie und man hätte gerne mehr darüber erfahren. Letztlich dient die Phantastik nur als zusätzlicher Anreiz, während die Geschichte ebenso in der Wirklichkeit spielen könnte.
Fazit
„Gib mir deine Seele“ ist ein wunderbarer Einzelroman, der trotz ungewöhnlicher Thematik den einzigartigen Charme von Jeanine Krocks Werken versprüht. Constantin ist dabei ein starker Charakter, der nicht nur die verführerische Pauline, sondern auch den Leser durch diese düstere und anregende Geschichte führt. Kleine Längen trüben den Lesespaß ein wenig – zumindest für ungeduldige Leser. Auch die Phantastik dient nur als Rahmen für einen Roman, in dem die Liebe zur Musik sowie Lust und Vertrauen im Mittelpunkt stehen. Sinnlich, finster, mitreißend!
Pro & Contra
- zum Ende hin immer mehr Längen
Wertung:
Interview mit Jeanine Krock (2012)
Rezension zu "Himmelsschwingen"
Rezension zu "Wind der Zeiten"
Rezension zu "Die Sternseherin"
Rezension zu "Der Blutkristall"