Seerosensommer (Tania Krätschmar)

Verlag Knaur, Juli 2009
TB, 318 Seiten, € 7,95
ISBN 978- 3426500187

Genre: Belletristik


Klappentext

„Man nehme: 1 Flasche eisgekühlten Champagner, 2 zarte Kristallgläser, 1 Frau, 1 Mann, 1 Sommer, 1 See, 1 Vollmond, 30 Frösche. Alle Zutaten vorsichtig mischen und sich diskret entfernen.“

Kann man die große Liebe zweimal finden? Eigentlich ist Josephine nach dem Tod ihres Mannes fest davon überzeugt, dass ihre beiden Söhne von nun an die einzigen Männer in ihrem Leben sind. Als sie jedoch im Sommer darauf in eine alte Villa an der Müritz zieht, um dort ein Restaurant zu eröffnen, ist sie sich plötzlich gar nicht mehr so sicher. Denn da ist Severin, dessen Augen so blau sind wie der Sommerhimmel. Doch ist sie wirklich schon bereit für eine neue Liebe?


Die Autorin

Tania Krätschmar wurde 1960 in Berlin geboren. Nach dem Abschluss einer Buchhändlerlehre und eines Germanistikstudiums in Berlin, Florida und New York arbeitete sie zunächst als Bookscout in Manhattan. Heute ist Tania Krätschmar als Texterin, Übersetzerin und Autorin tätig. Sie lebt mit ihrem Sohn und ihrem Lebenspartner abwechselnd in Berlin und auf einem Biobauernhof in der Mark Brandenburg.


Rezension

Glatt - viel zu glatt ist die Geschichte. Zwar beginnt sie mit dem Unfalltod des Ehemannes von Josephine, aber danach entwickelt sich einfach alles viel zu glatt. Probleme, die kurzfristig auftauchen, werden meistens mühelos wieder gemeistert. Mit echten Schwierigkeiten hat hier keiner zu kämpfen.

Schneewittchen als Seerosenprinzessin ist die Assoziation, die man bei näherer Beschreibung Josephines bekommt. Sie selbst ist natürlich eine hinreißend schöne Frau, bei der sich jeder im Klaren ist, dass sie mit ihrem Aussehen nicht lange alleine bleiben wird. Allerdings ist sie sehr verschlossen, was ihr Gefühlsleben angeht, und so entstehen manchmal missverständliche Situationen. Auch einer betörend schönen Frau ist nicht anzusehen, was sie denkt und warum sie auf einmal so unverständlich reagiert.

Severin ist vom ersten Anblick an fasziniert von ihr und möchte ihr unbedingt näher kommen. Allerdings versteht auch er vieles sofort falsch und glaubt lange noch an einen Mann in ihrem Leben, was aber auch daran liegt, dass Josephine ihren Mund nicht aufbekommt. Trotzdem überreagiert er so manches Mal, was der Geschichte wohl einen Hauch von Dramatik geben soll, aber eigentlich kann man nur den Kopf über sein Verhalten schütteln. Die Missverständnisse dauern nicht lange an, und so verläuft alles weitere - glatt.

Auch die Kinder sind zwar durch den Tod des Vaters leicht traumatisiert, davon abgesehen sind sie aber höflich, gut erzogen, mitfühlend und für ihr Alter viel zu verständig. Als es darauf ankommt, verbringen sie auch noch Heldentaten – ihrem Alter weit voraus und es bringt sie in Lebensgefahr. Aber man hat nie das Gefühl, dass echte Gefahr besteht, sonst würde es ja nicht weiter glatt verlaufen.

Und genau das ist es, was dem Buch fehlt, ein paar Pannen oder Umwege hätten ihm sehr gut getan. Josephine ist eine gute Köchin, sie eröffnet in ihrem neu gekauften Haus ein kleines Restaurant, was natürlich von Anfang an gut läuft. Es gibt keine Pannen bei der Eröffnung, aus der sich vielleicht die ein oder andere lustige Begebenheit ergeben hätte, nein, es läuft alles einfach glatt. Auch findet sie sofort Lieferanten mit besonderen Erzeugnissen, sei es Biofleisch und Gemüse, oder der Ziegenkäsehersteller, der seinen Erzeugnisse witzige Namen verpasst und alles natürlich ganz wunderbar schmeckt.

Natürlich gibt es auch den Bösewicht in der Geschichte, er ist natürlich skrupellos und nur auf seinen Vorteil bedacht, aber man kann ihn eigentlich nicht richtig ernst nehmen, sonst würde das Buch ja auch nicht so glatt verlaufen. Selbst ihn kann man verstehen, seine Handlungen sind für die Geschichte stimmig, aber sein Projekt zu phantastisch, als das es ernsthaft in Erwägung gezogen werden könnte.

Sehr stimmig in dem Buch ist allerdings die Atmosphäre: die Müritz mit ihren abgelegenen Seitenkanälen sowie der Seerosenteich werden einfach zauberhaft und romantisch beschrieben, man möchte sofort eine Tasche packen und zu ihren Ufern aufbrechen, um den Zauber mitzuerleben. Auch die kleinen Rezepte am Anfang jedes Kapitels sind ein schöner Einfall, sie sind sehr leicht, bestehen aus wenigen Zutaten, so dass selbst Kochmuffel sie bewältigen könnten. Und in jedem Rezept gibt es eine kleine Zutat oder einen Handgriff, der es zu etwas ganz Besonderem macht. Manche entspringen auch einfach dem Wunschdenken, man kann herrlich über sie schmunzeln. Das wunderschöne Cover fällt sofort ins Auge, man fühlt sich direkt an einen Seerosenteich versetzt und würde gerne die Beine und die Seele baumeln lassen.


Fazit

Ein Buch mit einer sehr stimmigen Atmosphäre, dessen Geschichte aber ohne Ecken und Kanten verläuft. Das richtige für den Liegestuhl und einen lauschigen Sommerabend, aber nicht zu vergleichen mit dem richtigen Leben. Eines macht das Buch allerdings -  Hunger. Hunger auf frischen Fisch mit leichtem Gemüse und herrlichen, erfrischenden Dips, würzigen Ziegenkäse und Fleisch von freilaufenden Tieren, aber erst nachdem man die von der Süßlichkeit der Geschichte verklebten Zähne weit genug auseinander bekommen hat.


Pro und Contra

+ lauschige Sommerabendatmosphäre
+ gefühlvolle, romantische Landschaftsbeschreibung
+ geniale Rezepte, von denen einige sehr viel Humor enthalten
+ wunderschönes Cover

- zu glatte Charaktere
- die Geschichte ist zu einfach
- Probleme lösen sich zu schnell und zu simpel

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5