Before Watchmen: Rorschach (Brian Azzarello, Lee Bermejo)

beforewatchmenrorschach

Verlag: Panini Manga und Comic (Juni 2013)
Broschiert: 110 Seiten; 12,95 €
ISBN-13: 978-3862014804

Genre: Superhelden/ Thriller


Klappentext

Wer waren die Wächter?

Darauf hat die Comic-Welt ein Vierteljahrhundert lang warten müssen: die Prequels zu Alan Moores preisgekrönten Comic-Klassiker Watchmen...

Der Mann mit der Maske

Rorschach ist die düsterste Figur aus dem Comic-Bestseller WATCHMEN. Gnadenlos gegenüber seinen Feinden und sich selbst jagt er auf eigene Faust Kriminelle, getrieben von einem verzweifelten Zorn, der ihn innerlich zerfrisst.
Während im Jahre 1977 die Stadt New York in Drogen, Prostitution und Bandenkriminalität versinkt, treibt ein schauriger Frauenmörder in den düsteren Gassen sein Unwesen, den die Presse den „Barden“ getauft hat. Rorschach nimmt die Fährte der menschlichen Bestie auf – und gerät dabei in die Falle eines versessenen Gangsterbosses...

Dieser Band enthält als deutsche Erstveröffentlichung die komplette US-Miniserie Before Watchmen: Rorschach, geschrieben von Brian Azzarello (SUPERMAN: DER MANN VON MORGEN, 100 BULLETS, WONDER WOMAN) und mit Artwork von Lee Bermejo (BATMAN: NOEL, DMZ)


Rezension

Die Watchmen sind zurück. 1986 schufen Alan Moore und Dave Gibbons einen Klassiker der Comicliteratur, der nicht nur auf seinem Gebiet Anerkennung erfuhr, sondern auch in die Liste der 100 besten englischsprachigen Romane seit 1923 aufgenommen wurde. Mittlerweile wurden Watchmen von Zack Snyder verfilmt, der dafür sowohl Lob und Kritik erhielt. Vor allem von Alan Moore, der sich im Gegensatz zu Dave Gibbons nicht an der Arbeit an dem Film beteiligte. Gleiches gilt auch für die Reihe Before Watchmen, die sich in jeweils einer Miniserie einem der Helden aus Watchmen widmet und einen Teil ihrer Vorgeschichte erzählt. Brian Azzarello und Lee Bermejo beschäftigten sich dabei mit Rorschach, für viele der heimliche Star von Watchmen, dessen Tagebucheinträge im Originalcomic eine wichtige Funktion für die Geschichte einnehmen.

Die Ereignisse in Verdammte Stadt finden 1977 statt, acht Jahre vor denen in Alan Moores und Dave Gibbons Graphic Novel und präsentieren innerhalb zweier Handlungsstränge einen Rorschach, der durchaus noch Fehler begeht. Fehler, die ihn mehr kosten als nur ein paar Kratzer. Im Jahr 1977 macht Rorschach in den Straßen New Yorks Jagd auf einen Drogenboss und geht dabei unbeirrt seinen Weg. Mehrmals geht er zu Boden, landet sogar im Krankenhaus, aber er lässt sich durch nichts aufhalten. Sein Fixpunkt ist ein kleines Diner, dessen Bedienung eine besondere Beziehung zu ihm aufbaut. Neben diesen Geschehnissen geht gleichzeitig ein Killer um, der Frauen die Kehle aufschneidet und ihnen gedichtartiges in die Haut ritzt. Aufgrund dessen wird er auch der Barde genannt. Für Rorschach zunächst ein Nebenschauplatz, den er kaum bis gar nicht beachtet, hat er doch im Drogenboss ein vermeidlich größeres Ziel im Auge.

Eins vorweg, wer nur Alan Moores Version der Watchmen sehen will und nichts anderes gelten lässt, der wird mit Before Watchmen nicht glücklich. Denn der Autor hat nichts mit dieser Reihe zu tun, trotzdem oder gerade deshalb lohnt sich aber ein neutraler Blick auf das Geschehen in diesem Comic. Brian Azzarello stellt Rorschachs Leben als einen einzigen Kampf dar, indem er sich verliert und hauptsächlich als Einzelgänger agiert und das auch zurecht. Rorschach ist ein Charakter der Extreme. Er kennt nur schwarz und weiß. Nuancen dazwischen sind ihm egal und so ist die Geschichte voller Gewalt, Zynismus und Sakasmus. Rorschach glaubt in einer Welt ohne Hoffnung zu leben und handelt dementsprechend. Woher diese Haltung kommt, wird ein stückweit enthüllt und auch wenn es erst etwas klischeehaft anmutet, passt diese Erklärung doch perfekt zu Rorschach. Und obwohl kaum eine Seite ohne eine Schlägerei oder einen Besuch Rorschachs im Krankenhaus endet, findet so etwas wie eine Entwicklung bei der Hauptfigur statt, nur um dann wieder völlig ins Gegenteil verkehrt zu werden und Rorschach so werden zu lassen, wie er in Watchmen letztlich auftritt. Das Aufgreifen der Tagebucheinträge ist von Autor und Zeichner gut umgesetzt und erschafft eine ganz eigene Atmosphäre, die den Leser sofort ins Watchmen-Universum eintauchen lässt. Dialoge, Geschichte und Charaktere passen mehr als gut zusammen.

Das, was Rorschach dann aber richtig gut werden lässt, sind Lee Bermejos Zeichnungen im Zusammenspiel mit Barbara Ciardos Farbgebung. Den typischen US-Superheldenstil findet man hier nicht. Bermejo arbeitet mit vielen kleinen Strichen und Details und trotzdem wirkt das Geschehen nicht statisch, sondern äußerst dynamisch. Bewegungen, Kämpfe und Gesichtsausdrücke wirken lebendig. Dazu kommen die sehr gut ausgearbeiteten Hintergründe, die das New York der 70er und 80er Jahre wiederauferstehen lassen und so gleich illustrieren, wieso Rorschach so handelt, wie er handelt.

Am Ende des Bandes befinden sich noch eine Covergalerie, Biographien der Macher und eine kurze Abhandlung über Rorschach selbst.


Fazit

Before Watchmen: Rorschach ist schnell, hart, zynisch und brutal und erzählt so viel über Rorschach. Für jeden der Watchmen gut fand und der nicht darauf besteht, dass nur Alan Moore über sie schreiben kann, sehr gute Comicunterhaltung, die vielleicht öfter als nur einmal gelesen werden wird.


Pro & Contra

+ der Taxi Driver findet sich wieder
+ Lee Bermejos hat immer das richtige Bild zur Stelle und das in wunderbaren Zeichnungen
+ Rorschach bekommt etwas Tiefe, wenn man zwischen den Zeilen liest

Bewertung:


Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopie-Links zu weiteren Titeln aus der Reihe Before Watchmen:

Rezension zu Before Watchmen: Comedian
Rezension zu Before Watchmen: Nite Owl
Rezension zu Before Watchmen: Silk Spectre

Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Lee Bermejo:

Rezension zu Batman: Damned Bd.1
Rezension zu Batman: Damned Bd.2
Rezension zu Batman: Damned Bd.3
Rezension zu Batman/ Deathblow – Nach dem Feuer
Rezension zu Batman: Dear Detective