Emmas Geheimnis (Liz Balfour)

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Verlag Heyne, Februar 2013
TB, 367 Seiten, € 8,99
ISBN 978-3453408623

Genre: Belletristik


Klappentext

Kate will eigentlich nur vergessen. Nach dem Tod ihres Mannes Brian vor einem halben Jahr hat sie sich in ihr Heimatdorf an der Küste Irlands zurückgezogen. Mit der Unterstützung ihrer Eltern und ihrer Jugendliebe Sam kommt sie langsam zur Ruhe. Eines Tages steht plötzlich ihre Schulfreundin Emma vor der Tür. Die beiden Frauen knüpfen an vergangene Zeiten an, doch Emma scheint etwas zu verheimlichen. Kurz darauf macht Kate eine unangenehme Entdeckung, die ihr bisheriges Leben vollkommen in Frage stellt, und ihr wird klar: Wenn sie wirklich neu beginnen will, muss sie sich mit der Vergangenheit aussöhnen.


Rezension

Kann man mühelos an eine Schulfreundschaft nach Jahren der Trennung einfach wieder anknüpfen, so innig sie auch damals gewesen sei? Kate stellt sich die Frage, als sie unerwartet ihre alte Freundin Emma wieder trifft. Einst verband sie eine innige Freundschaft, aber die jetzige Emma ist ihr doch ziemlich fremd geworden. Ihre Leben hätten auch unterschiedlicher nicht verlaufen können, während Kate früh geheiratet hatte, war Emma unstet durch die Welt gereist, hatte sich in unpassende Männer verliebt und einige Jahre im Ausland verbracht, wo sie als Krankenschwester in Elendsvierteln unterwegs war. Nun ist sie wieder in Kinsale, einem kleinen Ort an Irlands Küste, in der Nähe von Dublin. Ihre kleine Tochter liegt schwerkrank in einem Krankenhaus, sie braucht dringend einen Knochenmarkspender. Auch Kate hat ihr eigenes trauriges Leid zu tragen, ihr Ehemann ist gerade bei einem Autounfall gestorben. Sie ist gerade zu Besuch bei ihren Verwandten, dem Bruder ihrer Mutter und seiner Frau, die an der Küste ein kleines Pub betreiben. Deren Tochter Sophie ist ihre engste Freundin, und als dann noch der Amerikaner Matt auftaucht findet Kate langsam wieder ins Leben zurück.

Abwechselnd und mit vielen Rückblicken erzählt Liz Balfour Emmas und Kates Geschichte, wobei die kursive Schrift bei Emmas Rückblenden nicht gut lesbar ist, dafür ist der Schriftgrad einfach zu klein. Emmas Rückblenden sind chronologisch in Tagebuchform gepackt, sie erzählt ab dem Zeitpunkt, wo sich ihre Wege getrennt haben. Unterschwellig gibt sie Kate ständig die Schuld daran, dass ihr Leben nicht so verlaufen ist, wie sie es sich vorgestellt hat. Durch die Trennung hat sie ihren Halt verloren, den Kate ihr immer gegeben hat und so driftet sie erst einmal ziellos in ein Leben ab, welches nicht viele Höhepunkte bietet. Kate hingegen wird von ihrer Großmutter aufgezogen, bei ihrer Beerdigung lernt sie Brian, ihren zukünftigen Mann kennen. Sie beide führen eine glückliche und sorglose Ehe, die sich erst durch unglückliche Umstände ändert. Der absolute Tiefpunkt ist dann der Unfalltod Brians, der Kate völlig aus der Bahn wirft. In ihren Rückblenden erfährt man, wie das Leben mit ihrer depressiven Mutter war, einen Vater gab es nie. Der ist ein gut gehütetes Geheimnis und Kate versucht später alles, ihn zu finden. Diese Suche wird dann fast zur Besessenheit, wobei sie in ihrer Familie dabei einiges aufs Spiel setzt.

Liz Balfour packt eine Menge Probleme in ihre Geschichte, es sind schon einige zuviel - und das Ende ist völlig überdimensioniert. Allerdings wird man schon von Anfang an direkt in die Geschichte hineingezogen, der Stil ist fesselnd, und durch die vielen Begebenheiten wird es auch nie langweilig. Ihre Charaktere sind ihr manchmal nicht ganz so gut gelungen, Kate ist oft zickig und glaubt lieber anderen, bevor sie das eigentliche Problem mit der betreffenden Person selber klärt. Viel lieber läuft sie erst einmal davon und lässt Ratlosigkeit zurück. Emma dagegen handelt oft sehr egoistisch und rücksichtslos, sie braucht lange, um in ihrem Leben anzukommen und zu zeigen, dass sie nicht nur ein egoistisches Miststück ist. Die Familiengeheimnisse sind gut verborgen - aber von allen einen Tick zuviel. Ein Tick zu viele Zufälle, ein Tick zu viel Dramatik und die Autorin vermag es bis zum Schluss, immer noch einen Tick draufzusetzen. Das macht das Buch leider am Ende ein bisschen unglaubwürdig, hier wäre weniger wesentlich mehr gewesen.


Fazit

Spannend, fesselnd - aber dann doch zu überfrachtet. Liz Balfour spricht in Emmas Geheimnis viele Probleme an, doch im Laufe der Geschichte übertreibt sie es mit den Zufällen und der Dramatik. Daher geht die eigentlich schöne Geschichte etwas unter. Doch es bleibt eine Autorin, deren Namen man sich merken kann.


Pro und Contra

+ atmosphärische Kulisse
+ sympathische Charaktere
+ Familiengeheimnisse
+ nach der Tragik der Weg zurück ins Leben

- Charaktere manchmal zickig 
- zu viel Dramatik
- Ende zu überfrachtet

Wertung alt

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5