Before Watchmen: Comedian (Brian Azzarello, J.G. Jones)

Verlag: Panini Manga und Comic (Juli 2013)
Broschiert: 144 Seiten; 16,99 €
ISBN-13: 978-3862014811

Genre: Superhelden/ Thriller


Klappentext

Wer waren die Wächter?

Darauf hat die Comic-Welt ein Vierteljahrhundert lang warten müssen: die Prequels zu Alan Moores preisgekrönten Comic-Klassiker Watchmen...

Der lachende Killer

Der Comedian ist der kompromissloseste Verbrecherjäger aus Alan Moores und Dave Gibbons´Meisterwerk WATCHMEN. Unnachgiebig, entschlossen und loyal – das sind schon die positivsten Dinge, die man über Edward Blake sagen kann. Begleiten Sie den grinsenden Söldner auf seinem ebenso erstaunlichen wie verstörenden Raubzug durch die Sechzigerjahre des 19. Jahrhunderts, vom Oval Office von Präsident Kennedy bis auf die Schlachtfelder Vietnams.

Dieser Band enthält als deutsche Erstveröffentlichung die komplette US-Miniserie Before Watchmen: Comedian, geschrieben von Brian Azzarello (SUPERMAN: DER MANN VON MORGEN, 100 BULLETS, WONDER WOMAN) und gezeichnet von J.G. Jones (FINAL CRISIS, WANTED).

„Auf jeden Fall die mutigste aller BEFORE-WATCHMEN-Serien.“ comicbookresources.com


Rezension

Nach Rorschach nimmt der Comedian eine Ausnahmestellung bei den Watchmen ein. Im Prinzip ist er, je nachdem welcher Blickwinkel eingenommen wird, das helle oder dunkle Spiegelbild Rorschachs. Beide gehen kompromisslos gegen jeden vor, der es in ihren Augen verdient. Was unterscheidet sie aber? Ihre Motivation. Rorschach wird von einem unbändigen Gerechtigkeitssinn angetrieben. Um jeden Preis will er Verbrecher bestrafen. Edward Blake hingegen will nur eins – seinen Spaß. Er durchschaut die Welt und sieht wie sie ist, korrupt und brutal und zieht daraus den entgegengesetzten Schluss wie Rorschach. Er kann sowieso nichts ändern, also kann er genauso gut brutal und unbarmherzig gegen seine Gegner vorgehen, denn alles was er tun kann ist ein Witz, ein großer Witz, der ihn persönlich unterhalten soll. Die Frage ist natürlich, wie es zu dieser Weltsicht kam. Die von Brian Azzarello geschriebene Miniserie gibt dafür einige Hinweise.

Alles beginnt im Jahr 1962. Edward Blake ist ein guter Freund von John F. Kennedy und seiner Familie und beschützt sie. Einen Umstand der gleich zu Anfang zu einem düsteren Geschehen führt. Jackie Kennedy gibt ihm indirekt und inoffiziell einen Auftrag, der seine Seele ein stückweit bricht. Kurz darauf folgt der nächste Tiefschlag. Blake wird für einen Einsatz des FBIs angefordert und kann so den Präsidenten an dem Tag nicht schützen, an dem Kennedy Dallas besucht. Der Präsident stirbt und Edward Blake wird in die Einsamkeit getrieben und begibt sich auf die Suche nach einer Aufgabe. Diese findet er in Vietnam. Eigentlich als Berater, greift er aktiv ins Geschehen ein und das ist nicht Gutes, kann er seiner Neigung zur Gewalt und Mord freien Lauf lassen, ohne großartig Konsequenzen zu fürchten, dafür hat er zu mächtige Freunde. Aber dann kommt der Tag, an dem er eine Grenze überschreitet und ab da ist nichts mehr wie zuvor.
Brian Azzarello verzahnt die Geschichte des Comedian eng mit der Geschichte der Sechzigerjahre, lässt ihn mehr als einmal entscheidend Handeln und lässt so seine Figur realistisch erscheinen. Manches erschiene regelrecht plausibel, wenn der Leser nicht wüsste, dass er den Ausschnitt einer fiktiven Biographie lese. Dabei wird der Weg des Edward Blake in allen Konsequenzen nachgezeichnet und der Frage nachgegangen, wieso wurde der Comedian zudem, der er in Watchmen war. Gerade das Ende ist in Bezug darauf sehr stark. Die letzte Sequenz lässt einen verstehen, warum nur der Comedian fähig war, Ozymandias Plan in Watchmen in seiner vollen Tragweite zu entdecken und zu verstehen und trotzdem nichts zu unternehmen. Er versteht den Wahnsinn und hat eine zynische Sicht auf die Welt, die ihn das Verbrechen als notwendig erscheinen lässt. Für ihn ist ab jetzt alles ein großer Witz, Anstand und Ehre existieren in seiner Welt nicht mehr und vor allem auch keine Treue und Loyalität. Brian Azzarello versteht es, dies in eine durchaus spannende Geschichte zu verpacken und beweist mehr als einmal Mut dabei, garniert mit etwas lakonisch-zynischem Humor.

Zeichner J.G. Jones macht seine Sache gut. Bekannte Persönlichkeiten sind meist auf den ersten Blick zu erkennen und erwählt für jede Szene die richtige Perspektive und ordnet mitunter die Panels kreativ an und gibt so teilweise entscheidenden Momenten einen eigenen Rhythmus. Richtig abheben von anderen US-Zeichnern kann er sich aber nicht, da wäre noch mehr drin gewesen, wie Rorschach beweist.

Als Bonusmaterial gibt es wieder die Cover der Miniserie, einen Artikel über den Comedian und eine Kurzbiographie von Brian Azzarello und J.G. Jones.


Fazit

Before Watchmen: Comedian verwebt die Geschichte des Comedian mit der der Sechzigerjahre. Dies ist durchaus mutig und gelingt auf fesselnde und spannende Art und Weise. Nicht vom Cover abschrecken lassen, welches nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Kaufen und Lesen!


Pro & Contra

+ eng mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts verknüpft
+ Einblick in die Seele des Comedians
+ Gastauftritt von Rorschach und Nite Owl

- das Cover ist nicht glücklich gewählt, im Innenteil befinden sich viel bessere und passendere

Bewertung:


Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln aus der Reihe Before Watchmen:

Rezension zu Before Watchmen: Rorschach
Rezension zu Before Watchmen: Nite Owl
Rezension zu Before Watchmen: Silk Spectre