Verlag: Egmont Comic Collection (Juni 2013)
Gebundene Ausgabe: 56 Seiten; 15 €
ISBN-13: 978-3770436996
Genre: Drama/ Philosophie/ Mystery
Klappentext
Indiana. 1863 … Mit der kleinen Gemeinde „New Fraternity“ hat ein reicher Visionär eine sozialistische Utopie geschaffen. Als in einem nahen Wald der verwilderte Junge Emilio entdeckt wird, beginnen dramatische Ereignisse: Versprengte Soldaten des Sezessionskrieges bedrohen den inneren Frieden des Dorfes und eine seltsame Kreatur streicht um das Dorf, die Zweifel und viele Fragen sät …
Fraternity ist eine zweibändige Comicperle des spanischen Zeichners José Luis Munuera (Spirou und Fantasio/ Merlin). Unterstützt von BLACKSAD-Szenarist Juan Diaz Canale erschuf er eine faszinierende Fabel über die menschliche Natur.
Rezension
New Fraternity ist eine Idylle. Die Menschen hier leben in einer Utopie der Gleichheit. Jeder ist frei und jeder erhält dasselbe. Doch dies ist nur die Oberfläche. Denn die Speicher sind fast leer und die Gemeinde wirtschaftlich fast am Ende. Das Überleben New Fraternitys ist zweifelhaft. Und so beginnt ein Zersetzungsprozess, der schon Jahre vorher seinen Anfang nahm und zwar in dem Moment als ein verwahrloster Junge im Wald entdeckt wurde. Womit gleichzeitig auch Vorurteile gegenüber dem Fremden neu erwachen, insbesondere als ein versprengter Trupp Soldaten in New Fraternity Unterschlupf sucht.
Robert McCorman ist der Gründer des Dorfes und weiß um dessen Geschichte, vor allem über die des Labyrinths außerhalb von New Fraternity. Angeblich konnte noch keiner eine Lösung finden, um hinaus zu gelangen außer ihm selbst und Emilio. Im Dorf selbst führt Josiah Walker mittlerweile das Wort für den Sozialismus und hat nur noch wenig Unterstützung, unter anderem Fanny, die weiterhin an die Ideale McCormans glaubt und auf die Rückkehr ihrer großen Liebe Lafitte wartet. Die Spannungen innerhalb der Gemeinschaft steigen, zumal die Armee ins Dorf kommt und Männer rekrutieren will und entlädt sich ein erstes Mal, als ein seltsames Wesen auftaucht.
Allzu oft wird der Leser enttäuscht, wenn ein Verlag vollmundig davon spricht, eine großartige Geschichte zu veröffentlichen. Im Fall von Fraternity trifft dies aber nicht zu. Der Comic ist tatsächlich „eine faszinierende Fabel über die menschliche Natur“. Der Leser erlebt mit, was passiert, wenn eigentlich gute Vorsätze, Ideale und Ideen auf die harte Realität treffen und die verschiedenen Interessen und Gedanken aufeinanderprallen. Dafür hat Autor Diaz Canales verschiedenste Charaktere auf den begrenzten Raum eines Dorfes gesetzt und schaut was passiert. Josiah Walker repräsentiert den unbedingten Revolutionär, der ohne Rücksicht die Ideale, die die Gemeinschaft zusammengeführt haben, verwirklicht sehen will. Robert McCorman ist der Ruhepol. Der Gründer des Dorfes glaubt an sein Vorhaben, sieht aber auch die Realitäten und will vermitteln. Daneben gibt es noch diverse Figuren mit den unterschiedlichsten, persönlichen Gründen um sich in New Fraternity aufzuhalten. Dieses fragile System erschüttern Canales und Munuera durch zwei einschneidende Ereignisse. Die Ankunft von schwarzen, desertierten Soldaten des Bürgerkrieges und einem unheimlichen Wesen aus dem Wald. In diesem ersten Band erlebt der Leser die Anfänge der Zersetzung der Gemeinschaft. Die beiden Autoren zeichnen sie in Kleinigkeiten nach und schüren so Spannung. Ständig spürt der Leser, wie alle auf einem Pulverfass sitzen, aber es nicht erkennen.
Jose Luis Munuera zeigt wieder einmal all sein Können als Zeichner. Einzelne Figuren erinnern an bekannte Persönlichkeiten und verankern das fiktive Geschehen. Er arbeitet mit vielen unterschiedlichen Dimensionen der Panels, lässt sie mal groß, mal kleiner sein, ordnet vollkommen frei an und scheut auch nicht vor ganzseitigen Zeichnungen zurück. Teilweise findet sich sehr wenig Text in Fraternity wodurch die Zeichnungen noch intensiver wirken können. Sedyas unterstützt die Wirkung der Bilder mit seiner Farbgebung. Blasse Farben herrschen vor und erzeugen so zusätzlich eine verstärkt drückende Stimmung.
Fazit
Fraternity Bd.1 ist ein grandioser Auftakt dieser auf zwei Bände angelegten Geschichte. Sie ist komplex und beschäftigt sich intensiv mit der Natur des Menschen. Jose Luis Munuera liefert dabei wieder eine absolute Top-Leistung ab.
Pro & Contra
+ spannendes Geflecht von Charakteren
+ hat inhaltliche Tiefe
+ Jose Luis Munuera ist einer der Topzeichner
Bewertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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