Planetenwanderer (George R.R. Martin)

Verlag: Heyne; (Juni 2013)
Taschenbuch: 511 Seiten; 14,99 €
ISBN-13: 978-3453314948

Genre: Science Fiction


Klappentext

Das grosse Zukunftsepos vom Autor von „Game of Thrones“

Die Galaxis, in ferner Zukunft. Sternensystem um Sternensystem wurde besiedelt, und in den Weiten des Alls ist die Zivilisation der Erde nur noch ein Mythos. Wäre da nicht Haviland Tuf, der als interplanetarer Problemlöser furchtlos durch den Weltraum reist. Bis er eines Tages vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt wird …

„George R.R. Martin ist ein nahezu übernatürlich begabter Erzähler.“
The New York Times


Rezension

George R.R. Martin hat mittlerweile mit seinem Lied von Eis und Feuer einen Status erreicht, der ihm und seinen Verlagen so manche Freiheit geben dürfte. Spätestens seit der Verfilmung seiner Fantasy-Saga als Fernsehserie ist seine Reihe über das Geschehen in Westeros weltbekannt. Aber wie es so ist, so manche Freiheit sollte nicht immer genutzt werden. Als Beispiel kann durchaus Planetenwanderer von George R.R. Martin gelten, der keinesfalls das Epos ist, für das Heyne ihn verkaufen möchte. Vielmehr besteht das Buch aus einer Reihe von Kurzgeschichten und Novellen, die alle von dem Händler und Ökoingenieur Haviland Tuf handeln.

Bei einem seiner Aufträge begleitet Haviland Tuf eine Gruppe Forscher und Söldner zu einem fernen Planeten, der alle drei Generationen von einem Stern heimgesucht wird, der Seuchen verbreitet, die Bevölkerung erheblich dezimiert und dann wieder verschwindet. In Wahrheit ist dieser Stern ein Schiff des Ökologischen Ingenieurskorps des früheren Imperiums und damit heiß begehrt. Ein Kampf um das Schiff entspinnt sich unter den Mitgliedern Gruppe, in den sich sogar ein Tyrannosaurus Rex einmischt. Etwas abstrus in Bezug auf die Verteidigungsmöglichkeiten des Schiffes, gestaltet sich der Auftakt der Abenteuer des Haviland Tuf aber dennoch leidlich unterhaltsam. Allerdings kann man es witzig finden oder albern, wenn ein Tyrannosaurus Rex mit Reiter durch ein Raumschiff läuft. Es ist jedenfalls höchst absurd. Von da an bereist Tuf als einziges Besatzungsmitglied mit der Arche das Universum und bietet jedem seine Dienste an, der es in seinen Augen wert ist, sie zu bekommen und sie bezahlen kann. Seine Abenteuer laufen dabei meist immer nach dem gleichen Schema ab. Tuf wird angesprochen mit der Bitte ein Problem zu lösen. Er erarbeitet eine erste vorübergehende Lösung, diese scheitert und setzt dann mit Druck am Ende seine favorisierte Lösung durch. Ebenso verlaufen die Gespräche. Er hört sich das Problem an, stellt eine Forderung, wird beleidigt, beschwert sich darüber und setzt sich dann durch. Abwechslung Fehlanzeige.

Das Schema wird nicht varriert. Häufig werden sogar die gleichen Formulierungen benutzt. Dazu wird Haviland Tuf als ein arroganter, selbstgefällliger Unsympath gezeichnet, der sich dazu ausgesprochen geschwollen ausdrückt, wodurch er allein schon äußerst nervig für Gesprächspartner und Leser herüberkommt und wodurch der Leser erst Recht keinen Bezug zu ihm aufbauen kann. Selbst ein Joffrey Baratheon im Lied von Eis und Feuer ist gegen ihn eine Identifikationsfigur, mit der man mitfiebern kann. Haviland Tuf ist also schon mal kein Kaufargument für Planetenwanderer. Das würde nichts ausmachen, wenn wenigstens der Inhalt stimmen würde. Aber wie erwähnt, verläuft jede Geschichte nach dem gleichen Schema. Tuf trifft auf einen Planeten mit Problem und soll dies lösen. Eigentlich hätte diese Idee trotzdem Potential, wenn George R.R. Martin zeigen würde, wie Tuf arbeitet, forscht und sich Mühe gibt, aber nichts von alldem passiert. Haviland Tuf sitzt in seiner Kommandozentrale, isst, lässt den Computer für sich arbeiten und zaubert am Ende eine Lösung aus dem Hut. Der Deus-Ex-Machina Aspekt ist hier einfach übergroß und das Wissen um ihn, tötet jede Spannung. Jede Geschichte plätschert vor sich hin und fügt nichts neues der Person Haviland Tuf oder anderen Charakteren hinzu. Dazu sind die Geschichten mittlerweile Standardereignisse in der Science-Fiction und etliche Male besser durchgekaut worden. Selbst bei ihrem erstmaligen Erscheinen in den USA als Sammelband 1986 waren diese Themen mehr als altbacken, da Star Trek schon mehrfach ähnliches darstellte.

Die einzigen Aspekte, die Planetenwanderer vor dem totalen Absturz retten, sind der eigentliche Hintergrund, der besser ausgeführt, höchstinteressant sein könnte, Tolly Mune, die zumindest so etwas wie Charakterzeichnung erfährt und George R.R. Martins noch nicht ganz ausgereifter Schreibstil, der aber zumindest dafür sorgt, dass die Abenteuer flüssig zu lesen sind und keine Stolpersteine vorhanden sind. Mehr Positives ist aber kaum vorhanden. Vielleicht muss wirklich nicht immer alles veröffentlicht werden, nur weil gerade ein Autor besonders erfolgreich ist.


Fazit

Wer ein zweites Lied von Eis und Feuer erwartet, wird enttäuscht werden. Planetenwanderer ist kein Epos, sondern nur eine nette Abendlektüre, mehr nicht, von denen es aber auch viele bessere gibt.


Pro & Contra

+ Hintergrund mit Potential

- immer gleiches Schema
- Haviland Tuf ist ein arroganter Unsympath
- Deus Ex Machina

Bewertung:


Charaktere: 1,5/5
Handlung: 1,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5


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Tags: Space Opera, Elizabeth George