Weiblich, ledig, untot (Mary Janice Davidson)

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Argon bei Egmont-Lyx Verlag, 1. Auflage, September 2007
Taschenbuch, 318 Seiten,
OT: Undead and Unwed
aus dem Amerikanischen von
8,95 Euro [D] |
ISBN-13:978-3-802-58126-6
Hörbuchausgabe, gelesen von Nana Spier

Genre: Fantasy/Komödie


Klappentext

Betsy Taylor hat eine fürchterliche Woche hinter sich -- erst verliert sie ihren Job, dann kommt sie bei einem Autounfall ums Leben - und stellt schließlich fest, dass sie gar nicht wirklich tot ist! Außerdem wird sie ständig von einem unheimlichen Heißhunger auf Blut geplagt. Ihre neuen Freunde halten sie für die lange prophezeite Königin der Vampire. Betsy ist da anderer Meinung, doch die Vampire ködern sie mit einer Geheimwaffe, der sie nicht widerstehen kann: Designerschuhe. Mindestens ebenso verlockend ist der Vampir Sinclair ...


Die Autorin

MaryJanice Davidson (* 1. August 1969[1]) ist eine US-amerikanische Autorin, die vor allem paranormale Romanzen schreibt. Bekannt wurde sie in erster Linie mit ihren beiden Serien Wyndham und Undead. Sie steht auf der The New York Times- und der USA Today-Bestsellerliste. Sie schreibt auch normale Romanzen und Jugendbücher und lebt mit ihrer Familie in Minnesota.


Rezension

Elisabeth Taylor, am liebsten Betsy genannt, hat es nicht leicht. Es ist ihr 30. Geburtstag, sie ist allein, frisch gekündigt, und da wird sie auch noch von einem Auto angefahren. Als sie wieder erwacht, findet sie sich in einem Sarg wieder. Das schreckt Betsy allerdings weniger als ihre Kleidung, denn sie trägt billige Schuhe und ein abgetragenes Kostüm. Schnell kommt sie dahinter, dass da ein Fehler passiert sein muss, und so versucht sie sich umzubringen. Nach einigen gescheiterten Versuchen und einem Gespräch mit einem Pfarrer, der sie davon überzeugt, nach wie vor eine Seele zu besitzen, beschließt sie dann allerdings, auch untot muss das Leben weitergehen. Immerhin hat sie eine Reihe toller neuer Fähigkeiten. Dieser Plan gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn während sie und ihre Familie mit dieser neuen Entwicklung zurecht zukommen versuchen, wird Betsy in die Politik der ansässigen Vampire verwickelt. Laut einer Prophezeiung ist sie die Königin der Vampire – was das Missfallen von Nostro, dem derzeitigen Anführer erregt. Bevor sich Betsy versieht, findet sie sich in einem Krieg wieder und muss sich entscheiden, ob sie für Nostro ist oder an der Seite des attraktiven Eric Sinclair die Herrschaft anstreben will.

Zehn Bände sind bereits über die Vampirkönigin Betsy Taylor erschienen, Grund genug, einmal einen Blick in die Serie zu riskieren, und ihn nicht mehr abwenden zu können. Betsy Taylor und ihre Abenteuer lesen (bzw. hören) sich wie Big Brother und Co. Auf der einen Seite möchte man über so viel Inkompetenz, Dummheit und Klischees nur die Stirn gegen die nächste Wand hauen, auf der anderen Seite findet sich aber ein gewisser Reiz darin, Betsy von einem Unglück ins nächste Stolpern zu sehen – dies natürlich immer stylisch und mit einem kessen Spruch auf den Lippen.

„Ich war sicher, dass er mich für oberflächlich und willensschwach und für eine komplette Idiotin hielt. Aber wen kümmerte das? Ich war eine oberflächliche, willensschwache Idiotin mit den coolsten Schuhen der Saison." (Zitat)

Davidsons größte Schwäche ist sicherlich ihr Charakterdesign. Selten war ein Charakter oberflächlicher, dümmer und egoistischer – der typische Cheerleadertyp mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Kleinkindes. So führt Betsys erster Weg nach der Widerauferstehung nicht zu Mutter oder bester Freundin, sondern in das Haus ihres Vaters, um ihre Schuhe von der Stiefmutter wiederzuholen. Schuhe sind sowieso das Thema, bzw. Betsy Fetisch, der zu oft zur Sprache kommt. Ohnehin ist sie beständig auf ihr Äußerliches fixiert, interessiert sich also eher dafür, ob ihre Schuhe nach wie vor unbeschadet sind, als für Andere. Jeder Mensch, der Betsy begegnet, wird erst einmal von oben begutachtet, die Marken abgewogen und daraus ein Urteil gebildet. Wie im Märchen erkennt Betsy an der Kleidung auch gleich den Charakter – gut aussehende Menschen gehören in nahezu allen Fällen zu den guten, Eric Sinclair ist dementsprechend nicht immer im adretten Anzug unterwegs, sondern außerdem mit jedem positiven Adjektiv belegt, das man für eine Beschreibung verwenden kann. Und zudem ist er natürlich außerordentlich gut bestückt. Nostro hingegen ist hässlich wie die Nacht.

Um die Oberflächlichkeit Betsys aufzuwiegeln wird der Protagonistin eine schwarze beste Freundin zur Seite gestellt, die zudem so unendlich reich ist, dass sich angeblich Bill Gates bei ihr etwas leihen wollte, ebenso ein charmanter, schwuler Arzt und natürlich Eric Sinclair – der Superman unter den Vampiren. Diese Gruppe wandelnder Klischees braucht Betsy aber auch, denn ansonsten wäre sie verloren, denn mehr als eine große Klappe hat sie kaum zu bieten. Dementsprechend versucht sie ihre Schwäche mit einem großen Vokabular an Schimpfwörtern zu kompensieren. Zudem hat Davidson sie ausgesprochen gut ausgestattet, so dass ihr kaum ein Mann wiederstehen kann. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Sinclair bei erst bester Gelegenheit über sie herfällt – auch wenn die ganze Vampirsippe darum herumsteht.

Einzig unterhaltsam sind die spritzigen, humorvollen Dialoge – aber das geht auch nur die ersten Kapitel hinweg gut, denn schon bald möchte man der sprechenden Barbie nur noch einen Pflock durch Herz jagen.

In der Hörbuchausgabe bemüht sich die Schauspielerin Nana Spier Betsy Leben einzuhauchen. Spier soll Claire Danes, Sarah Michelle Gellar und Drew Barrymore gesprochen haben, davon merkt man allerdings kaum etwas. Im Getümmel kann man kaum die eine von der anderen Person trennen, die Dialoge wirken hölzern und vor allem Sinclair klingt seltsam zugeschnürt und leicht dauerbeschwippst.


Fazit

Statt Weiblich, ledig, untot hätte Mary Janice Davidson ihren Roman auch Sexy, ledig, hirntot nennen können. Im dummen Dauergelaber, dessen Schwerpunkt Mode und Schuhe ist, müht sich Betsy Taylor mit ihrem neuen Dasein als Vampirin. Zum Glück gibt es die reiche beste Freundin, den verständigen schwulen Freund und Eric Sinclair, den attraktivsten Vampir der Welt, um ihr bei ihrer Aufgabe, Königin der Vampire zu werden, zu helfen. Eine mehr als seichte Unterhaltung und nach Twilight sicherlich ein neuer Tiefpuntk für die Vampirromane.


Pro/Contra

+ humorvolle Dialoge

- oberflächliche Protagonistin ohne Sympathiepunkte
- flache klischeebelastete Charaktere
- Interaktionen teils holprig
- Handlung

Bewertung: stern1

Charaktere: 1/5
Handlung: 2/5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 1/5