Die Könige – Orknacht (Michael Peinkofer)

die koenige

Piper Verlag, 1. Auflage Oktober 2013
Klappbroschur, 512 Seiten
€ 16,99 [D], € 17,50 [A], sFr 24,90
ISBN: 978-3-492-70209-6

Genre: Fantasy/ High-Fantasy


Klappentext

Nach »Die Orks« und »Die Zauberer« die neue Bestsellersaga von Michael Peinkofer!
Jeder Roman der Reihe »Die Könige« widmet sich einer anderen Herrschaftsdynastie im Land Erdwelt: Im ersten Band herrscht der Zwergenkönig Winmar. Die Reiche der Orks und Menschen wurden von Winmars grausamen, todbringenden Schöpfungen unterworfen. Der aufrührerische menschliche Thronfolger Dag, geblendet und von seiner geliebten Aryanwen getrennt, verbirgt sich in den Weiten der Wälder vor den Häschern Winmars. Doch das Schicksal hält besondere Aufgaben im Kampf gegen die Herrschaft der Zwerge bereit – für Dag ebenso wie für die letzten Helden der Orks ...


Der Autor

Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Redakteur bei der Filmzeitschrift Moviestar. Mit seiner Serie um die Orks avancierte er zu einem der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands. Mit Die Könige führt Peinkofer in ein neues Zeitalter von Erdwelt.


Rezension

500 Jahre sind vergangen, seit Corwyn und die Elfin Alannah zusammen mit den beiden unfreiwilligen Ork-Helden Rammar und Balbok Erdwelt vor dem Urbösen retteten. Viel ist seitdem geschehen in Erdwelt: Das ruhmreiche Reich der Menschen ist zerschlagen, Orks dienen als Sklaven und neue Herrscher sind niemals geringere als die Zwerge. Es war Winmar, der sein Volk zum Triumph führte. Er hat seinem Volk nicht nur den Willen zum Siegen eingehaucht, sondern es vor allem mit mächtigen Waffen versorgt. Seine panzerähnlichen Kaldronen haben jeden Widerstand bezwungen. Jeder, der jetzt noch aufbegehrt, wird zuerst von Vigor, dem Anführer der Geheimpolizei verhört und anschließend mit heißem Metall übergossen oder lebendig eingemauert. Es ist ein grausames Regime, und obwohl es an Aufrührern einige gibt, fehlt ein Kopf. Jemand, der es schafft, die Unterdrückten hinter sich zu vereinen. Diese Aufgabe soll nun Daghan übernehmen. Der Sohn Herzog Osberts lebt geblendet abseits der Zivilisation und ergibt sich seinem Selbstmitleid, bis der Weise Dwethan ihn in seiner Höhle aufsucht. Es sei Dags Bestimmung, die Menschen zu einen, um nicht nur Winmar, sondern vielmehr das Urböse, das im Verborgenen die Fäden zieht, aufzuhalten. Denn, so sagt der Druide, geschieht dies nicht, fällt Erdwelt der Vernichtung anheim.

Man ist Großes gewohnt von Michael Peinkofer. Seine Saga um die Orks schaffte es auf die Bestsellerlisten, und auch jetzt schöpft der Autor aus seinem vielseitigen Repertoire. Bereits im Prolog, wenn der Zwerg Winmar einer geheimnisvollen Stimme in den tiefsten Stollen der Zwergenstadt Gorta Ruun folgt, greift die düstere Stimmung des Buches nach dem Leser. Eine Stimmung, die einen kaum mehr verlässt. Erdwelt ist vom Krieg gebeutelt, Menschen hungern, Städte und Dörfer sind geschliffen. Angst geht um. Aber nicht nur in der Menschenwelt. Winmars Machtsucht und Paranoia macht auch vor den Zwergenstädten nicht halt. Auf den Brücken stehen grausige Statuen ehemaliger Aufrührer, und Vigors Geheimpolizei bespitzelt Freund wie Feind. Humorvolle Szenen wie in Die Orks üblich sucht man vergeblich, auch wenn die ungleichen Brüder Rammar und Balbok einmal mehr in das Schicksal Erdwelts eingewoben werden – dieses Mal allerdings mit einer Aufgabe, die jeden gestandenen Mann und Krieger überfordern würde.

Die Orks spielen allerdings nur eine Nebenrolle. Vielmehr widmet sich Peinkofer ausführlich den Zwergen Winmar und Vigor, die sich beide in ihrem Streben nach Macht in die Quere kommen; Daghan und Lavan, die beiden Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und Aryanwen, die letzte Erbin von Alannah und Corwyn, die ihre Liebe Daghan aufgeben musste, um dem neuen Marionetten-König Lavan Legimitation und einen Erben zu geben.

Wie man es von Peinkofer gewohnt ist, trägt jeder Charakter eigene Wunden. Daghan konnte es seinem Vater nie Recht machen und kann sich nicht verzeihen, dass er die Waffen vor den Zwergen niederlegte. Blind und hilflos zweifelt er an sich und trauert seiner großen Liebe nach. Auch Aryanwen kann diese Liebe nicht vergessen, war es doch Dag für den sie ihre Freiheit aufgab. An der Seite Lavans sitzt sie nun auf dem Thron und muss mit ansehen, wie der falsche König die letzten Reste der Menschen für die Steuern Winmars auswringt. Winmar selbst hat sich von ganz unten hochgearbeitet. Ein Arbeiter, ein Soldat, ein Kriegsheld - und letztendlich ein Königsmörder. Er ist weit gekommen, angetrieben von der düsteren Stimme in seinem Kopf und seinem Ehrgeiz. Nun leidet er an Paranoia, kann nicht schlafen und verliert sich immer mehr. Vigor hingegen ist stolz und seelisch stark. Er ist mir Winmar aufgestiegen, verehrt seinen König. Bis dieser ihn hintergeht. Vigor erkennt, dass Winmar den Verstand verliert und versucht, das Beste für sein Volk zu tun, nämlich selbst den Thron zu besteigen. Aber auch die Nebencharaktere sind einen zweiten Blick Wert. Frauen wie Männer bieten einen überzeugend ausgearbeiteten Hintergrund, der sich gut in die allgemeine Stimmung eingliedert. Neben charakterlicher Tiefe darf man sich zudem auf eine spannende Geschichte freuen.

Kriege und Hunger, Selbstsucht und Familienzwist – Erdwelt ist gespalten. Der perfekte Nährboden für das Urböse, das seit Anbeginn der Zeit im Kern der Erde schlummerte. Corwyn und Alannah sind ihm in Gestalt des Dunkelelfen Margok bereits begegnet, doch nun kommt das Böse höchstpersönlich und es hat seine dunklen Kreaturen mitgebracht – eine Übermacht, die die kläglichen Reste des Wiederstands zu zermalmen drohen. Neben dem Hauptschauplatz gibt es zahlreiche Fragen, die den Leser vorantreiben: Kann aus dem blinden Daghan der Anführer werden, den die Welt so dringend braucht? Gelingt Vigor der Griff nach dem Thron und welche Rolle spielt Lavan dabei? Werden Aryanwen und Daghan wieder zueinander finden? Und welche Rolle spielt Aryanwens Kind in der Zukunft, das sowohl der Druide Dwethan als auch das Urböse selbst so erpicht darauf sind, es in ihre Hände zu bekommen?


Fazit

Die Fans von Erdwelt werden sich freuen. Michael Peinkofer einführt seine Leser mit Die Könige-Orknacht in ein weiteres Kapitel des Fantasy-Reichs – ein düsteres, unheilvolles Kapitel. Natürlich dürfen die beiden Orkbrüder Rammar und Balbok nicht fehlen. Mittlerweile etwas in die Jahre gekommen, betraut Peinkofer die ehemaligen Weltenretter mit einer ungewöhnlichen Aufgabe, während sich die letzten Helden der Menschheit formieren, um den tyrannischen Zwergenkönig Winmar und die böse Macht in seinem Schatten zu stürzen. Ein blinder Herzogssohn, ein alter Druide, ein Hügel-Clan und ein aufrührerischer Zwerg wagen den Versuch – Unterhaltung auf hohem Niveau!


Pro und Contra

+ die Zwerge auf dem Vormarsch
+ Balbok und Rammar im Ringen mit ihrer „Mission“
+ starke weibliche Charaktere

o Rammar und Balbok haben nur kleinere Rollen

- nur Zwerge haben sich technisch weiterentwickelt
- einigen Charakteren droht das Klischee

Wertung: sterne4

Charaktere: 4/5
Handlung: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Interview mit Michael Peinkofer

Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Michael Peinkofer:

Rezension zu Ork Saga Bd.1
Rezension zu Ork Saga Bd.2
Rezension zu Ork Saga Bd.3
Rezension zu Splitterwelten
Rezension zu Orks – Die komplette Saga