Genre: Fantasy
Klappentext
Im Licht lauert der Tod Im Zwielicht der Schattenwelt sucht der Teufelssohn Nando nach dem mysteriösen Engelskrieger Hadros. Nur er weiß, wo sich das Schwert Bhalvris befindet – die einzige Waffe, mit der Nando Luzifer bezwingen kann. Doch Hadros ist wie vom Erdboden verschluckt, und während Himmel und Hölle Jagd auf Nando machen, führt ihn ein erster Hinweis ausgerechnet in die gläserne Stadt hoch über den Dächern Roms – mitten hinein in die feindliche Welt der Engel.
Rezension
Nach der Zerstörung der Nephilimstadt Bantoryn durch die Engel begeben sich Nando und seine Freunde auf die Suche nach dem legendären Schwert Bhalvris, das einst dem Engel Michael gehört und den Teufel verwundet haben soll. Ihnen zur Seite steht nun der Engelskrieger Avartos, der Nando und Noemie die Magie der Engel lehrt. Avartos hat sich von seinem Volk abgewandt, um den Teufelssohn zu unterstützen – er handelt aus tiefer Überzeugung, doch das Leben in den Schatten fordert seinen Tribut. Währenddessen hetzt Luzifer die apokalyptischen Reiter auf seinen Sohn: grausame Dämonenkönige, die Nando durch die Schattenwelt bis in die Stadt der Engel über den Dächern Roms folgen …
„Angelos“ ist ein typischer zweiter Band, der auf den Scherben des Vorgängers aufbaut und zu einer dramatischen Suche zwischen Licht und Finsternis wird. Nando hat seine Natur als Nephilim akzeptiert und ein klares Ziel vor Augen: Er will Luzifer besiegen. Dazu braucht er die Waffe, die den Teufel schon einmal verletzt haben soll – die Licht und Dunkelheit ist, genau wie Nando. Der Weg, der vor ihm liegt, ist hart, eigentlich zu hart für einen jungen Mann, der mit seiner eigenen Macht noch nicht umgehen kann. Doch es ist der einzige Weg, den Nando gehen kann. Er tanzt immer noch auf dem Drahtseil, kämpft gegen die Lockungen des Teufels und des Lichts, das nun ebenso zu ihm gehört wie die Schatten. Während Noemie die Magie der Engel nur schwer erträgt, nimmt Nando ihre Kälte vollständig an. Er kann mit dem eisigen Licht besser umgehen, als Avartos mit den Schatten, auf deren Seite er nun kämpft. Dieses Mal geht es nicht nur um Nandos innere Zerrissenheit – auch der Engelskrieger führt einen bitteren Kampf gegen sich selbst und seine Erinnerungen.
Die Suche nach Bhalvris führt die Heldengruppe ins eiskalte Licht der Engelsstadt, in der sich Nando und Noemie als Krieger des Lichts getarnt frei bewegen können. Ein wenig wundert man sich, dass selbst die Engelskönigin ihre Tarnung nicht durchschaut. Doch ihr Vertrauen in Avartos, einen ihrer höchsten Krieger, von dessen „Verrat“ sie nichts ahnt, scheint unerschütterlich. Er überzeugt seine Königin von der Notwendigkeit, das Schwert Bhalvris zu suchen, da die apokalyptischen Reiter entfesselt wurden. Auf ihrer Reise werden Nando und seine Freunde von neuen Gefährten unterstützt, die ein wenig über den Verlust Antonios (Nandos früherem Lehrer) hinwegtrösten können. Darunter sind auch Engel, die so gar nicht dem bisher gezeichneten Bild entsprechen: Sie strahlen zwar das kalte Licht aus, doch sie sind nicht davon verblendet und zuweilen erstaunlich „dämonenhaft“ beziehungsweise „menschlich“. Insbesondere ein Wüstenprinz mit seinem feurigen Charme kommt gut bei der Leserschaft an.
"... Avartos wunderte sich nur kurz darüber, wie leicht es mitunter war, die Kälte zurückzudrängen und zum Teufel zu schicken. Manchmal braucht es dafür Disziplin, Willensstärke, die Rote Kraft ... und manchmal nicht mehr als ein Lächeln oder eine weiche Haarsträhne auf einer Hand aus Eis." (Seite 345)
Bereits in der „Grim“-Trilogie führte Gesa Schwartz ihre Leser an allerhand magische Orte, die sie mit Unmengen Details und Emotionen greifbar machte. Auch „Nephilim“ bot von Legenden durchwobene Welten, in denen man sich schier verlieren konnte. Allmählich müssten einem die verzauberten Schatten- und Lichtwelten vertraut vorkommen, doch auch in „Angelos“ führt die Autorin ihre Leser an Orte, die man so noch nie „gesehen“ hat. Nennenswert ist hier vor allem eine eisige Lichtwüste, die einst ein blühendes Paradies gewesen war und zu einer der schwersten Prüfungen für Nando wird. Das orientalische Flair hüllt den Leser ein und schon ist man überzeugt, dass Gesa Schwartz auch in zukünftigen Romanen noch viel Abwechslung bieten kann. Zwischen all dem Licht gibt es auch einige sehr grausame und blutige Szenen, die entsetzt innehalten lassen und deutlich machen, wie groß die Diskrepanz zwischen Licht und Schatten ist – und wie nah sich beide in den „Chroniken der Schattenwelt“ sind.
Der bildhafte, kristallen schimmernde Schreibstil bleibt nach wie vor Geschmackssache. Gesa Schwartz ist eine echte Künstlerin, bei der außergewöhnliche Beschreibungen auf verschachtelte Sätze treffen. Trotz vieler Nebensätze fließt ihre Sprache dahin und man muss manchmal aufpassen, dass man nicht davongetragen wird und den Faden verliert. Dies geschieht aber nur, wenn man sich während dem Lesen davonträumt (wozu diese Geschichte wirklich einlädt) und nicht etwa, weil die Sätze unübersichtlich wären. Für manchen ist es dabei sicherlich zu viel des Guten, zu viel Licht und Dunkelheit, die sich gegenüberstehen, verschmelzen und zu bunten Schatten erblühen. Doch jeder, der die deutsche Sprache und phantastische Geschichten liebt, kann seine Freude an diesem wunderbaren Buch haben.
Im direkten Vergleich zum Vorgänger muss man allerdings sagen, dass die erste Hälfte von „Angelos“ etwas schwächer ist. Das liegt schlichtweg an der Suche nach Bhalvris, die den Leser zwar zu den erstaunlichsten Orten führt, jedoch auch von einer konstanten Spannung lebt. Langweilig wird es nie, doch richtige Spannungsspitzen gibt es erst in der zweiten Hälfte – vor allem, wenn Nando kurz davorsteht, sich selbst zu verlieren. Optisch steht „Angelos“ seinem Vorgänger „Nephilim“ in nichts nach: Das Cover ist – wieder einmal – traumhaft und passt sehr gut zur Geschichte – und es kommt wesentlich besser zur Geltung, wenn man das Buch in der Hand hält.
Fazit
„Angelos“ ist eine phantastische Reise zu verzauberten Orten, in tiefste Schatten und kältestes Licht. Der Teufelssohn Nando geht unerbittlich seinen Weg, er schwankt und fällt beinahe, doch er kämpft weiter und erhält manches Mal unerwartete Hilfe. „Angelos“ bricht Licht und Schatten wie ein Prisma auf und zeigt neue Facetten einer traumhaften Welt, in der die Protagonisten für ihre Freunde und ihre Freiheit kämpfen, aber auch gegen sich selbst. Gesa Schwartz hat mit „Die Chroniken der Schattenwelt“ ein atemberaubendes Setting für den ewigen Krieg zwischen Himmel und Hölle geschaffen – ein schillerndes Universum voller Graustufen, Menschlichkeit und Magie.
Pro & Contra
o relativ konstante Spannung
Wertung:
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