Long John Silver Bd.2 - Neptune (Xavier Dorison, Mathieu Lauffray)

Verlag: Carlsen Verlag GmbH; (Dezember 2009)
Softcover: 56 Seiten
ISBN-13: 978-3551777867

Genre: Piraten/ Abenteuer


Klappentext

Es ist ruhig geworden um den berüchtigten Piraten Long John Silver. Nach seiner Rückkehr von der Schatzinsel hat er in Bristol ein Wirtshaus eröffnet, doch für einen Mann wie Silver ist das kein Weg, um alt zu werden.

Als ihn die schöne Lady Hastings aufsucht, um ihn für die Suche nach dem sagenhaften Reichtümern der verschollenen Stadt Guyanacapac anzuwerben, kann er nicht ablehnen. Er begibt sich auf eine Fahrt über den Atlantik, auf der sich die Spirale der Gewalt immer schneller zu drehen beginnt...


Rezension

Die Neptune ist auf hoher See und mit ihr fährt der Tod. Er ist ständiger Begleiter der Mannschaft und der Passagiere und seine offensichtlichste Form ist der Sturm, in dem sich die Neptune verfängt. Aber auch ansonsten stehen die Zeichen buchstäblich auf Sturm. Mannschaft und Kapitän sind sich nicht grün. Lord Hastings ist sich bewusst, wer mit ihm fährt und glaubt nicht an einen gezähmten Silver. Der ist auch munter dabei, die Mannschaft auf seine Seite zu ziehen und zu manipulieren, um so seine Abmachung mit Lady Vivian Hastings einzuhalten, die generell ein gefährliches Spiel spielt. Schließlich ist sie schwanger, obwohl ihr Mann als verschollen gilt. Weitere Spannungen kommen auf, als Silver den jungen Jack O´Kief unter seine Fittiche nimmt, wie einst Jim Hawkins. Auch zu Jack O´Kief baut er ein Vertrauensverhältnis auf, fordert von ihm Gefolgschaft, ist aber auch dazu bereit ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, was Silver schließlich in eine äußerst gefährliche Situation bringt, in der er nur noch eine Wahl hat. Und so lässt er sich, ausgelöst durch Lord Hastings Handlungen, zu einer unüberlegten Tat hinreißen.

Die Zeichen stehen in Long John Silver – Neptune auf Sturm. Anfangs metaphorisch am Ende ganz real als sich die Konflikte zwischen den Charakteren während einer Nacht in der die Wellen über die Neptune hereinbrechen, ganz offen zeigen und eskalieren. Mathieu Lauffray und Xavier Dorison gelingt es, sich zum Vorgänger Lady Vivian Hastings weiter zu steigern. Die Charaktere werden vertieft, ihre Gedanken und Gefühle finden in Wort und Bild ihren Ausdruck und die Spannung wird immer weiter getrieben. Silver ist ein Intrigant, der seine Maske Stück für Stück ablegt und über Leichen geht und gleichzeitig mehr Ehrgefühl besitzt, als so mancher hoher Herr, vor allem mehr als Hastings, der bereit ist ein Leben zu opfern, um Silver zu fordern. Hier erscheint der skrupellose Pirat ohnmächtig und weit besser als jeder Adelige. Ganz besonders die Szene zwischen Silver und Hastings in der Kapitäns Kajüte birst förmlich vor Spannung. Der Leser erwartet den nur logischen Ausbruchs Silvers, aber der weiß sich zu beherrschen und so zeigt sich eine weitere Facette seines Charakters, bis Hastings es übertreibt und sich Silvers Wut während eines Sturms Bahn bricht.
Aber auch die anderen Personen werden nicht vernachlässigt. Vor allem Dr. Livesey gewinnt an Kontur. Er, der das Leben schätzt und schützt mit ansehen, wie es an Bord der Neptune mit Füßen getreten wird und macht sich so mit schuldig, ob er will oder nicht. Seine Rolle wird immer ambivalenter und er steht ohnmächtig daneben. Und auch Lady Vivian Hastings hat einen eigenen Leidensweg zu beschreiten, an dessen Ende sie sich fragen muss, ob es eine ihrer besten Ideen war, Silver zu vertrauen.
All dies stellen Dorison und Lauffray gekonnt auf wenigen Seiten dar und ziehen dabei die Spannungsschraube immer weiter an. Damit gelingt es ihnen auch weiterhin Robert Louis Stevensons Klassiker würdig fortzuführen und auszubauen. Sie fangen die Stimmung Der Schatzinsel perfekt ein und liefern so mehr als nur eine Hommage ab, sondern schlagen ein weiteres neues Kapitel über Long John Silver auf, welches selbst das Potenzial besitzt ein Klassiker zu werden.

Ebenso wichtig, wie Text und Geschichte, sind dabei auch die Zeichnungen von Mathieu Lauffray, der die düstere Atmosphäre an Bord der Neptune mit nahezu perfektem Strich einfängt. Erneut schafft er es Silvers ganze Persönlichkeit in seinen Bildern einzufangen. Immer wieder lässt er eine neue Seite aufscheinen und selbst unter den freundlichsten Blick, schafft es Lauffray eine gewisse Bedrohlichkeit zu legen. Generell ist in den Gesichtern auch immer eine zweite Seite der Personen zu erkennen. Die See als weiteren Protagonisten und den Kampf des Schiffes fängt er ebenso in beeindruckenden Bildern ein. Und so entsteht ein Leseerlebnis bei dem Zeichnungen und Text wirklich Hand in Hand gehen und das den Leser direkt in die Handlung hineinzieht.

Das Titelbild darf nicht unerwähnt bleiben, denn auch zu Neptune hat Lauffray ein äußerst Passendes geschaffen, welches eigentlich als Poster an die Wand gehört.


Fazit

Long John Silver – Neptune führt die Geschichte von Band 1 Lady Vivian Hastings nicht nur gekonnt weiter, sondern baut sie weiter aus. Spannend und dramatisch - und damit bleibt Long John Silver eine mehr als klare Leseempfehlung für alle Fans der Schatzinsel und von Piraten.


Pro & Contra

+ Spannend und intrigenreich
+ Lauffrays Zeichnungen
+ Konflikt zwischen Silver und Hastings

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


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Tags: Piraten