Rückkehr nach Somerton Court (Leila Rasheed)

Verlag: Fischer Verlage (August 2013)
Taschenbuch, 9,99 €, 384 Seiten
ISBN: 978-3596196890

Genre: Historik


Klappentext

England 1912: Ein Herrenhaus, zwei Welten und ein Jahrhundert voller Umbrüche.

Nach einem luxuriösen Leben in Indien kehrt Lord Westlake mit seinen beiden Töchtern auf sein herrschaftliches Anwesen Somerton Court zurück. Aber skandalöse Gerüchte verfolgen ihn bis nach England, und so sieht seine älteste Tochter, Lady Ada, sich gezwungen, zwischen ihrem eigenen Glück und der Familienehre zu wählen. Denn nur sie kann den Ruf der Averleys retten. Aber dafür müsste sie ihre große Liebe aufgeben – einen Mann, den ihr Vater niemals akzepieren würde.

Wenn du dich verliebst, verlierst du vielleicht mehr als nur dein Herz…


Rezension

Als Lady Ada mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester Georgiana aus Indien auf das Anwesen Somerton Court zurückkehrt, ahnen die beiden Geschwister noch nicht, dass sie bald schon eine Überraschung erleben werden: Denn ihr Vater hat beschlossen, nochmal neu zu heiraten, unter anderem, um das Anwesen vor dem Bankrott zu retten, in welches es ihr Cousin beinahe getrieben hätte.  Leider stellt Lady Ada fest, dass ihre neue Familie überhaupt ganz anders ist als sie und ihre Schwester. Neben den Familienumstellungen muss sie dabei aber immer wieder an den Inder, Ravi, denken, welcher ihr auf der Überfahrt einen Kuss stahl. Und als dieser plötzlich in Begleitung seines Protegés auf der Hochzeit ihres Vaters auftaucht, sind Schmetterlinge im Bauch nur so vorprogrammiert. Doch kann sie ihren Gefühlen nachgeben, wo doch der Ruf ihrer gesamten Familie auf ihren Schultern ruht?

Mit ihrem Roman „Rückkehr nach Somerton Court“ lässt Autorin Leila Rasheed den Leser in das 20. Jahrhundert tauchen und die Geschichte Lady Adas erleben, welche, hingerissen zwischen ihrer Familie und ihrer Liebe, Entscheidungen treffen muss, welche die gesamte Handlung maßgeblich beeinflussen. Schon zu Beginn der Geschichte, welche mit der Überfahrt auf See beginnt, wird man maßgeblich flutartig in die Ereignisse hineingezogen, wobei Lady Ada sich auf dem Deck des Schiffs in den gut aussehenden Inder Ravi verguckt – welcher ihr auch promt einen Kuss stielt. Ihre Rückkehr nach Somerton Court ist dabei geprägt von ihren potenziellen Gedanken und Gefühlen Ravi gegenüber, sowie allerdings auch der Verantwortung, welche sie gegenüber ihrer Familie und der Gesellschaft inne hält.

Lady Ada als Protagonistin scheint dabei als Figur nett gezeichnet – schön, intelligent und höflich. Alles Dinge, die eine junge Frau als Tugenden mitbringen sollte. Auch eine gewisse Sympathie gegenüber ihr schwingt beim Lesen mit. Doch so nett sie auch wirkt, so oberflächlich muss der Leser an der Obergrenze zu diesem Charakter kratzen, denn die Tiefe, welche man sich hier gewünscht hätte, ist völlig abhandengekommen. Weder eine detaillierte Charakterzeichnung noch die Entwicklung der Figur innerhalb des Handlungsstrangs wirkt authentisch, immerzu fühlt der Leser sich mehr außerhalb der Geschehnisse, als das er wirklich in sie tauchen könnte.
So ergeht es einem auch mit den Nebencharakteren, welche meist nur kurz umrissen werden und völlig blass der Geschichte beiwohnen. Einzig Lady Adas Schwester, Georgiana, versprüht durch ihren lebhaften Geist eine gewisse Freude, welche allerdings ebenso schnell wieder abhandenkommt, wie sie auftaucht. Und neben diesen Nebenfiguren setzen die Antagonisten das i-Tüpfelchen auf, denn  sie sind absolut stereotyp gezeichnet und locken dem Leser anstatt diebische Freude nur Gereiztheit aus und bringen ihn mit ihrem nervenaufreibendem Handeln zur Weißglut.

Auch die Handlung macht dem Potenzial der Story keine Ehre.  Jedes Mal, wenn etwas spannendes passiert oder sich die Fäden innerhalb des Handlungsstrangs zusammenziehen, werden die Schlüsselszenen nicht ausgeschrieben, sondern einfach übersprungen, ohne dass man als Leser eine Ahnung davon hat, was nun genau zwischen den Ereignissen passiert ist und wie sich Emotionen und Handlungen der Charaktere entwickeln.  Langatmigkeit und eine nervenaufreibende Grundstimmung dominieren dabei die Atmosphäre der Geschichte, welche leider völlig unzufrieden stellend ist. Da kann leider auch der Höhepunkt des Romans nichts mehr retten, welcher dem Leser zwar eine gewisse Befriedigung einiger offener Fragen gewährt, jedoch mit einem massivem Cliffhanger aufwartet, der den Leser mehr als unzufrieden zurücklässt. Schade – denn die Geschichte an sich hat durchaus Potenzial, erliegt dabei aber leider seiner mangelnden Ausführung.


Fazit

Rückkehr nach Somerton Court von Leila Rasheed ist ein schwacher Historical, welchen es schon oft gab. Langatmigkeit und fehlende Tiefe zeichnen sowohl Charaktere als auch die Handlung des Romans, welcher mit einem riesigen Cliffhanger den Leser mehr als unbefriedigend zurücklässt. Hier sieht man wieder: Ein Bestseller-Status sagt nichts über die Qualität des Inhalts aus. Fans der Historik sollten ihre Zeit dann doch lieber anderen Romanen des Genres zuwenden.


Pro & Contra

+ Georgiana
+ Ab und zu spannende Parts

- Mangelnde Ausführung
- Verschenktes Potenzial
- Blasse Figuren
- Tiefe innerhalb der Handlung fehlt
- Nicht authentisch
- Langatmig
- Oberflächlich

Bewertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 1,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 1,5/5