Asterix bei den Pikten (Jean-Yves Ferri, Didier Conrad)

Verlag: Egmont Comic Collection (24. Oktober 2013)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3770436354

Genre: Humor


Klappentext

Wir befinden uns im Jahre 50 v. Chr. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt...
Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.


Rezension

Asterix und Obelix sind zurück. Mittlerweile sind acht Jahre vergangen seit ihrem letzten wirklich großen Auftritt in einer albenlangen Geschichte. Dieses war dummerweise ausgerechnet Gallien in Gefahr, der wohl allseits anerkannt schlechteste Band der gesamten Reihe, mit dem Uderzo seinen Helden für viele schon fast den Todesstoß versetzt hatte. Für manche ist er noch nicht einmal ein Teil der Reihe und wird gerne und zurecht ignoriert. Das unausgegorene Asterix und Obelix feiern Geburtstag in dem Uderzo und der Verlag einfach verschiedene Szenen und Geschichten zusammenstellten half auch nicht gerade das Vertrauen der Fans wiederherzustellen. Schließlich fasste Albert Uderzo den Entschluss die Verantwortung und Asterix und Obelix abzugeben. Zunächst in die Hände von Jean-Yves Ferri und Thierry Mébarki, nach dem letzterer als Zeichner aber absprang, wurde das komplette Album Asterix bei den Pikten von Didier Conrad neu gezeichnet. Alles unter der Aufsicht von Albert Uderzo, der darauf achtete, dass die Gallier nun in guten Händen liegen. Vielleicht rührt daher noch die an manchen Stellen fehlende Leichtigkeit und Eigenständigkeit, aber dazu später mehr.

Worum geht es eigentlich? Es ist Winter im Dorf der Gallier und Asterix und Obelix gehen am Strand spazieren und finden dort einen eingefrorenen, seltsam gewandeten Krieger. Einen Pikten, wie sich mit Miraculix Hilfe schnell herausstellt. Nach dem Auftauen versucht der Krieger sich verständlich zu machen, allerdings hat er seine Stimme verloren, aber nach dem Genuss eines von Miraculix´Zaubertränken ist er zumindest wieder fähig in Liedtiteln zu sprechen. Erst im Verlauf des Abenteuers erlangt er wieder die Fähigkeit zu sprechen. Und das ist bitter nötig. Den nach dem Tod des Königs will ein verfeindeter Clanchef mit Hilfe der Römer die Macht an sich reißen. Klar, dass Asterix und Obelix hilfreich eingreifen.

Da ist es nun. Das erste Abenteuer eines neuen Teams. Ohne Beteiligung der Schöpfer der Figuren. Die Erwartungen sind naturgemäß hoch. Auch wenn die beiden letzten Asterix-Alben absolut nicht überzeugen konnten. Oder auch gerade deswegen, schließlich würde ein weiteres Gallien in Gefahr von den Fans nicht verziehen werden. Wenn ein Albert Uderzo so etwas abliefert, ist die Leserschaft schon eher geneigt ein Auge zu zu drücken und auf Besserung zu hoffen, bei einem neuem Team wäre da der Aufschrei wohl noch viel lauter.
Glücklicherweise machen Jean-Yves Ferri und Didier Conrad erst einmal alles richtig. Die Charaktere bleiben, wer sie schon immer waren und Ferri versucht nicht gleich beim ersten Auftritt, unter seine Regie alles neu zu definieren und umzukrempeln. Asterix und Obelix sind eben, wer sie sind. Miraculix darf etwas zerstreut sein und Methusalix ist nach wie vor der rüstige Rentner. Auch die restlichen Dorfbewohner kommen zu ihrem Recht. Dabei gelingt es Ferri sogar der Majestixschen Schildproblematik neue Seiten abzugewinnen und auch die Piraten haben kreativ zu leiden. Zusätzlich baut Ferri Anspielung auf frühere Abenteuer der Gallier ein, z.B. die Sache mit den Austern. Ansonsten ist seine Geschichte vielleicht nicht ganz so spannend, wie manch früheres Abenteuer, dafür bietet es aber genug skurriles unter anderem einen ganz speziellen „Otter“. Humor ist ebenso genug vorhanden. Das Einzige was zu bemängeln wäre, ist, dass sich Ferri nicht ganz so von seinen Vorgängern gelöst hat, wie es vielleicht gut gewesen wäre. Manchmal versucht er zu viel des klassischen Asterix in die Geschichte einzubringen und Asterix bei den Pikten wirkt etwas überladen, aber das ist schnell vergessen, ist der neue Asterix sicherlich zu den sehr guten Auftritten des Duos hinzuzurechnen. Auf jeden Fall der beste Asterix seit Asterix im Morgenland. Die Durststrecke ist also endlich vorbei und Ferri hat noch genug Luft nach oben, so dass sich der Leser auf weitere Geschichten über die Gallier wirklich freuen kann und nicht weitere Untiefen befürchten muss. Und dann sitzt vermutlich auch wirklich jede Pointe.

Didier Conrad dürfte ein ebenso schweres Erbe angetreten haben, wie Ferri in Bezug auf René Goscinny. Schließlich prägte Albert Uderzos Zeichenstil die Reihe über 50 Jahre. Ein nicht unerheblicher Teil geht auf sein Konto. Gab er den Charakteren ihr Aussehen und zeichnete alles mit eine Leichtigkeit und Klarheit, die nicht oft zu finden ist. Aber Didier Conrad schlägt sich mehr als gut. Die Figuren haben ihr klassisches Aussehen und sind sofort zu erkennen. Die Zeichnungen sind dynamisch und teilweise nimmt er andere Perspektiven als Uderzo und fügt so etwas Neues hinzu. Klar hat er die Figuren manchmal noch nicht so im Griff wie der Schöpfer selbst, aber dafür ist es auch sein erstes Album mit fremden Figuren, so dass das nicht ins Gewicht fällt. Nach wie vor ist Asterix Asterix und beim ersten Blick auf das verschneite gallische Dorf fühlt man sich sofort heimisch. Ein größeres Kompliment kann es für Didier Conrad eigentlich nicht geben und spricht für ihn und seine Zeichenkunst. Auch hier ist die Frage spannend, in wie weit er sich traut, sich von seinem Vorgänger zu lösen und eigene Wege zu gehen. Erste Ansätze dazu sind zu sehen und versprechen nur Gutes.


Fazit

Sie sind wieder da! Nach langen Jahren des sehnsüchtigen Wartens auf Besserung, schaffen es Jean-Yves Ferri und Didier Conrad das Ruder herumzureißen und Asterix und Obelix wieder auf Kurs zu bringen. Gleich ihr erstes Abenteuer unterhält, ist witzig und hat den alten Charme, der so sehr beim letzten albenlangen Abenteuer Uderzos vermisst wurde. Somit beginnt jetzt das ungeduldige Warten auf den nächsten Streich des neuen Teams. Solange heißt es: „Karriere und Suppe!“


Pro & Contra

+ Standards werden erfüllt
+ Anspielung auf alte Abenteuer
+ der römische Volkszähler ist eine gelungene Idee, hätte aber auch ein eigenes Abenteuer verdient gehabt
+ der Otter
+ das gallische Dorf im Schnee, ein persönlicher Wunsch Uderzos

0 wirkt ein bisschen, als ob sich Ferri nicht zwischen Dorf- und Reiseabenteuer entscheiden konnte.

Bewertung:

Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/ Leistung: 4,5/5


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