Totentrickser (Jan Oldenburg)

Verlag: Piper (September 2013)
Broschiert: 416 Seiten; 14,99 €
ISBN-13: 978-3492702966

Genre: Fantasy/ Humor


Klappentext

Hüte Dich vor dem Totentrickser

Mit Keule und Streitaxt gehen Zwergenkrieger Brom und seine wackeren Gefährten ihrem heroischen Handwerk nach. Doch so ein Heldenleben kann ordentlich aus den Fugen geraten. Vor allem, wenn man einem sterbenden Totenbeschwörer verspricht, auf seine ungezogene Tochter aufzupassen – und sich plötzlich mit einer ganzen Sippe nekromantischer Nachtelfen herumschlagen muss.

Für alle Fans von Walter Moers!


Rezension

Terry Pratchett, Douglas Adams, Roald Dahl, Christopher Moore und Walter Moers. Das sind die Namen an denen sich Jan Oldenburg messen lassen muss und in deren Reihe ihn sein Verlag gerne sehen würde. Alle haben sie gemeinsam, dass sie Fantasy, Science Fiction oder sogar Horror auf unnachahmliche Art mit Humor verbinden und dabei durchaus sprachlich zu brillieren wissen. Wenn also der Name Walter Moers mit einem Buch als Vergleich in Verbindung gebracht wird und Terry Pratchett in der Presse auch noch genannt wird, erwartet der Leser viel und der Verlag bürdet dem Autoren des betreffenden Buches eine schwere Bürde auf, allzu häufig zu schwer. Der Maßstab ist also gesetzt und daran muss sich Jan Oldenburg messen lassen.

Zunächst aber mal zur Geschichte. Die Heldengruppe um Brom den Zwergenkrieger, schafft es endlich ihren Erzfeind den Totenbeschwörer Thanatos mehr durch Zufall als alles andere zu besiegen. Dass dieser sich selbst für die Welt opfert, macht sie dabei nicht im Geringsten stutzig. Vorm Ableben des Magiers versprechen sie ihm allerdings noch, sich um seine Tochter zu kümmern, was bedeutet, dass sie sie bei einem der Verwandten des Totenbeschwörers bringen sollen. Und so ziehen sie los, mit einem nörgeligen kleinen Mädchen im Gepäck und geraten bei jedem Besuch eines Verwandten in eine mehr als brenzlige Situation.

Was hätte aus der Grundidee dieses Romans alles werden können. Die Helden hätten sich mit der widerspenstigen Tochter richtig herumschlagen können, was allein ein ganzes Buch füllen könnte, die Verwandten hätten sich einer nerviger als der andere erweisen und damit den Helden unzählige Schwierigkeiten bereiten können, die Reise an sich hätte interessant und witzig sein können, aber nichts davon. Stattdessen bekommt der Leser eine episodenhafte Struktur präsentiert, die durch eine Alibirahmenhandlung zusammengehalten wird, da ansonsten die einzelnen Geschichten überhaupt nicht zueinander gepasst hätten. Einen inneren Zusammenhalt besitzen der Totentrickser nämlich nicht. Vielmehr wirkt der Roman so, als ob Jan Oldenburg ein paar alte Kurzgeschichten genommen und sie notdürftig zusammengeklebt hätte. Einen wirklichen logischen Grund für die Abfolge der Ereignisse oder warum, das passiert, was passiert, existiert nicht. Der Eindruck wird dadurch unterstützt, dass der Leser nichts über die Reise der Gruppe erfährt. Jeder Besuch eines Verwandten beginnt mit der Ankunft und endet mit der Abreise. Was zwischen zwei Besuchen passiert, wird nicht erwähnt, wie sie genau dahin kommen unwichtig. Jan Oldenburg erzählt keine Geschichte, sondern wirft nur Schlaglichter, die nicht ausreichen, um alles miteinander zu verbinden.
Zu verzeihen wäre dieser Umstand vielleicht, wenn das Buch wirklich humorvoll, witzig und voller Anspielung, Parodien, Satiren, kreativen Einfällen und Wortspielereien wäre. Etwas, was durchaus zu erwarten wäre, wenn der Totentrickser mit Walter Moers in Verbindung gebracht wird. Aber auch hier Fehlanzeige. Der Unterschied im Humorniveau zwischen Oldenburg und Pratchett und Moers entspricht ungefähr dem zwischen einem Jochen Malmsheimer/ Dieter Nuhr und einem Mario Barth. Zwischen fein und hintersinnig und möglichst laut und brachial. Leise kennt Jan Oldenburg nicht, er will die schnelle Pointe, versucht einen Lacher nach dem anderen rauszuhauen und produziert damit unendlich viele Rohrkrepierer. Höchstens zehn Prozent der Gags zünden und werden teilweise in der nächsten schwachen Pointe sofort erstickt.
Dazu präsentiert sich der Autor äußerst unkreativ. Sicher kann ein humorvoller Fantasyroman Anspielungen auf die Moderne enthalten, muss es vielleicht sogar. Aber das Wort App wird nun mal nicht witzig, nur weil es mit „ä“ geschrieben wird. Und wenn im ganzen Buch nirgendwo das Wort Strom fällt, aber um eines alten Gags willen, ein Stecker ins Spiel gebracht wird, ist das keine ironische Brechung, sondern schlicht Faulheit des Autors eine kreativere Lösung zu suchen und solche Beispiele gibt es zuhauf. Anders als einem Terry Pratchett gelingt es Jan Oldenburg nicht, unsere Welt gelungen zu spiegeln und zu persiflieren. Während auf der Scheibenwelt die Errungenschaften der heutigen Welt mit Fantasy-Mitteln äußerst kreativ dargestellt werden, macht Oldenburg aus einem Lichtschalter eben nur einen magischen Lichtschalter.

Dazu kommt ein ziemlich abstruser Einfall Außerirdische mit ihrem Raumschiff auftreten zu lassen, der letztendlich klar macht, dass der Autor nur Episoden zusammengeführt hat. Was bei Monty Phython bei Das Leben des Brian aus irgendeinem Grund passt und sich einfügt, ist in diesem Roman vollkommen fehl am Platze. Science Fiction und Fantasy lassen sich nur schwer vermengen und es gelingt selten. Dazu gibt es weitaus bessere Parodien von Die Körperfresser kommen sowohl in schriftlicher als auch anderer medialer Form.
Vollkommen unpassend ist dann noch der Rückblick in die Vergangenheit der Helden. Nichts gegen solche Rückblicke, sie können die Charaktere durchaus mehr Tiefe verleihen und hier ist dies auch so. Nur wenn man sich die ganze Zeit in den Niederungen des Oktoberfestzelthumors bewegt, ist so ein Einschub einfach ein Fremdkörper.

Alles in allem kann man nur feststellen, dass Totentrickser mit Sicherheit nicht in einer Reihe mit Walter Moers steht, dafür fehlen ihm einfach die sprachlichen Mittel. Leider ist der Roman eine verschenkte gute Idee, aus der ein besserer Autor vielmehr herausgeholt hätte.


Fazit

Nach der Lektüre des Totentricksers weiß der Leser erst, wie gut selbst ein schwächerer Terry Pratchett ist. Positiveres bleibt leider nicht zu sagen. Humorvoll und voller Witz sieht anders aus. Einzig das Titelbild ist wirklich gelungen.


Pro & Contra

+ schönes Cover

- flache Gags
- unkreative Lösungen und Vergleiche
- viele passt nicht zusammen
- episodenhaft mit Alibirahmenhandlung
- Schlusswendung, die einfach offensichtlich ist

Bewertung:

 

Handlung: 2/5
Humor: 1/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5