Die Tore zur Unterwelt I – Das Buch des Dämons (Sam Sykes)

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Penhaligon, 1. Auflage April 2011
Originaltitel: The Aeon's Gate 01. Tome of the Undergates
Aus dem Englischen von Wolfgang Thon
Paperback, 736 Seiten
16,99 € (D) | 17,50 € (A) | sFr 24,50
ISBN: 978-3-7645-3055-6
Leseprobe

Genre: Fantasy


Über das Buch:

Das größte aller Abenteuer beginnt

Vor Jahrhunderten gelang es den Menschen nach langen Kämpfen, die Dämonen zu vertreiben und in die Unterwelt zu verbannen. Seitdem sucht das Böse nach einer Möglichkeit, zurückzukehren und die Sterblichen für ihren Widerstand zu bestrafen. Doch das Aeonstor, der einzige Zugang zur Unterwelt, war vor den Augen der Dämonen verborgen – bis heute! Denn im Buch der Niederpforten ist der Weg zum Aeonstor beschrieben, und weil der Söldner Lenk und seine Gefährten bei seiner Verteidigung versagt haben, befindet sich dieses uralte Artefakt nun in den Klauen der dämonischen Schergen. Lenk und seine Truppe haben kaum eine Wahl – die Bezahlung ist einfach zu gut –, sie müssen das Buch der Niederpforten zurückerlangen. Aber bald steht Lenk vor der schwierigsten Entscheidung seines Lebens – von der nicht nur das Schicksal der Gefährten abhängt, sondern das der ganzen Welt!


Rezension:

Offiziell ist Lenk ein gewöhnlicher Durchschnittssöldner, der sich für jede Art von Job mehr oder weniger großzügig bezahlen lässt. Doch er selbst sieht sich eigentlich eher als mutiger und gerissener Abenteurer, der durch die Welt reist und dabei allen möglichen Gefahren trotzt. Für seinen neuesten Auftrag schart er eine Gruppe von weiteren Söldnern um sich, die verschiedener nicht sein könnten – Probleme sind hier bereits von Anfang an vorprogrammiert, denn die unterschiedlichen Rassen kommen normalerweise gar nicht miteinander aus.
Der Auftrag für die kleine Gruppe klingt denkbar einfach: Sie sollen das sogenannte Buch der Niederpforten, das den Weg zum Aeonstor beschreibt, und seinen Bewahrer schützen. Die hohe Entlohnung macht jedoch niemanden stutzig und so begeben sie sich sehr entspannt auf die Reise – und prompt wird ihnen das Buch von der Krakengöttin Ulbecetonth entrissen. Weil das natürlich niemand auf sich sitzen lassen kann, wird der Auftrag ausgeweitet: Es gilt das Buch wiederzubeschaffen, und wenn es das letzte ist, was die Söldnergruppe in ihrem Leben tut.
Auf welche Gefahren sie sich einlassen und vor welchen Entscheidungen jeder einzelne von ihnen stehen wird, wird ihnen erst im Laufe der weiteren Reise bewusst. Und dass nicht nur ihre ganz eigenen Leben auf dem Spiel stehen, sondern sie quasi das Schicksal der ganzen Welt in den Händen halten, macht die Sache nicht einfacher ...

Mit Die Tore zur Unterwelt hat Sam Sykes eine neue Trilogie der High Fantasy ins Leben gerufen, die optisch und mit dem Klappentext sofort das Interesse jedes Genre-Anhängers wecken kann. Ganz klassisch wird der einsame Held der Geschichte abgebildet, ein paar Schnörkel und ein raffinierter Schriftzug runden die Cover-Sache perfekt ab, dazu ein reißerischer Klappentext, der dem Leser das „größte aller Abenteuer“ verspricht und tatsächlich mit den wenigen Informationen auf den Inhalt neugierig machen kann. Auch ist ein rascher Einstieg in die Geschichte immer gern gesehen und Sam Sykes schafft es auf den ersten Seiten, zumindest den Eindruck eines solchen dynamischen Starts zu erwecken. Dass der Leser dann allerdings sofort mitten in ein seitenlanges Gemetzel – und das im wahrsten Sinne des Wortes – gerät, ist wohl nicht Sinn und Zweck der Sache. Sehr blutig und anschaulich, allerdings nicht gerade ansprechend oder niveauvoll verpackt stürzt der Autor seine Protagonisten gleich zu Beginn in eine gewaltige Schlacht, die sich über mehr als genug Seiten zieht und nach einer kurzen, ebenso belanglosen Pause direkt in die nächste kämpferische Auseinandersetzung übergeht. Tatsächlich besteht Das Buch des Dämons zum größten teil aus solcherlei Handlungssträngen, die dabei allerdings nicht einmal besonders raffiniert, geschweige denn abwechslungsreich gestaltet sind und den Leser spätestens nach der dritten Wiederholung mehr langweilen als unterhalten. Auch die Pausen füllenden Dialoge kann man alles andere als anspruchsvoll bezeichnen – Sam Sykes versucht hier, seinen Charakteren genau die richtigen Worte in den Mund zu legen, um den Leser zum Schmunzeln zu bringen, bedient sich dabei aber eher flachen Witzen und mäßigen Wortspielen, sodass das Ganze zu bemüht wirkt.

Ein paar mehr Punkte kann Sam Sykes hingegen mit der Gestaltung seiner Charaktere gewinnen, denn hier hat er sich wirklich etwas einfallen lassen. Vielfältig, allerdings noch nicht ganz ausgereift bringt er verschiedene Rassen zusammen in einer Gruppe unter – unterschiedlich genug, um sich im Grunde zu hassen und für genügend Zündstoff zu sorgen, aber auch gegenseitig von Nutzen zu sein und sich zu ergänzen. Leider leiden auch hier die erkennbaren Ansätze für richtig tolle Protagonisten darunter, dass der Autor sein Hauptaugenmerk ganz offensichtlich auf die erzählerische Darstellung unnützer Kampfszenen gelegt hat, denn Lenk und seine Kameraden werden nur oberflächlich gezeichnet. Dem Leser fällt es dadurch schwer, wirklich eine Verbindung zu den einzelnen Personen zu finden, obwohl es hier und da durchaus sympathische Momente gibt. Diese sind allerdings so rar gesät und werden so schnell wieder abgewürgt, dass gar keine Zeit für ein genaueres Kennenlernen bleibt, bevor schon die nächste Auseinandersetzung mit Piraten oder Dämonen jede aufkeimende Freundschaft zwischen Leser und Charakter sofort erstickt.
Selbiges gilt leider auch für die an sich sehr schöne Sprache, die Sam Sykes in Teilen verwendet. Auch hier versteift er sich zu sehr darauf, die Kampfszenen bis zum Äußersten auszuschmücken, wodurch dem Leser zwar ausschweifende Landschaftsbeschreibungen erspart bleiben, aber auch zwischenmenschliche Szenen zu kurz kommen und vor allem die gewollt witzig wirkenden, genau dadurch aber eher nervenden Dialoge irgendwann einfach Überhand nehmen. Dem Leser vergeht daher immer wieder die Leselust, doch dann zaubert der Autor mal wieder einen kleinen Diamanten seines nicht bestreitbaren Könnens hervor und man liest doch weiter. Bis man dann endlich, endlich die letzte Seite umblättert und am Ende trotzdem unbefriedigt zurück bleibt.

Als Gesamtpaket betrachtet kann man Das Buch des Dämons trotzdem vor allem als Ergebnis von zu viel Wollen bezeichnen. Anstatt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und die wenigen, dafür aber sehr viel Potential beherbergenden guten Ansätze wirkungsvoll zu nutzen, verstrickt sich der Autor in jeweils mehrere hundert Seiten langen Kampfszenen, die immer gleich laufen, und in sehr kindisch anmutenden Dialogen, die dem Leser kaum ein müdes Lächeln entlocken. Da hilft es leider auch nichts, dass die Charaktere interessante Züge aufweisen, da sie nur oberflächlich angekratzt werden und der Leser nur wenig Gelegenheit bekommt, sie besser kennen zu lernen. Und auch die teilweise erkennbaren Sprachfinessen und wunderbaren Bilder, die Sam Sykes mit seinen Worten zu malen versteht, können leider keinen ausreichenden Ausgleich für die einfach zu langwierige Gestaltung des Geschichteninhalts bieten. Hier wurde sehr viel Potential einfach zum Fenster rausgeworfen – wirklich schade.


Fazit:

Mit einem lockenden Klappentext und einem ansprechenden Cover kann der Auftaktband Die Tore zur Unterwelt-Trilogie in jedem Fall die Blicke auf sich ziehen und das Interesse des Lesers wecken. Einige erkennbare gute Ansätze in Sachen Charaktere, Grundidee sowie sprachlicher Raffinesse machen mit jeder Seite Hoffnung auf, dass Sam Sykes endlich die Kurve kriegt und sein Potential ausschöpft. Doch leider wartet der Leser in Das Buch des Dämons vergeblich auf eine solche Wendung – langwierige Kampfszenen und langweilige Dialoge ziehen den ohnehin zähen Inhalt noch zusätzlich in die Länge, sodass am Ende lediglich auf eine Sache wirklich Verlass ist: Die Hälfte der Seitenzahl hätte es auch getan und dem Leser wahrscheinlich sogar mehr Freude bereitet.


Wertung:  alt

Handlung: 2/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5