Fear - Grab des Schreckens (Douglas Preston, Lincoln Child)

Verlag: Droemer (Juni 2013)
gebundene Ausgabe: 576 Seiten, € 19,99
Sprache: Deutsch
Originaltitel: Two Graves
ISBN-31: 978-3426199008

Genre: Thriller


Klappentext

Zwölf Jahre lang wurde Special Agent Aloysius Pendergast in dem Glauben gelassen, dass seine Frau bei einem Unfall ums Leben kam. Bis er von ihrer Ermordung erfuhr. Jetzt steht die leibhaftige Helen vor Pendergast. Doch ihr unerwartetes Wiedersehen ist nur von äußerst kurzer Dauer. Vor seinen Augen wird seine Frau entführt.
Schnell stellt sich heraus, dass Helens Entführung nur der Auftakt zu einem unglaublichen Komplott ist. Während Pendergast versucht, seine Frau zu befreien, jagt sein Freund D’Agosta in New York einen außergewöhnlichen Serienkiller. Doch nur mit Pendergasts Hilfe ist dieser Wahnsinnige zu stoppen. Die Ermittlungen führen den FBI-Agenten in seine eigene Vergangenheit und erschüttern ihn bis ins Mark. Seine schlimmsten Befürchtungen werden wahr! Als Pendergast in die Tiefen der südamerikanischen Wälder reist, erwartet ihn dort das Böse in seiner schlimmsten Form ...


Rezension

Beim Wiedersehen mit seiner lange verschollenen Frau Helen wird diese entführt - und
Aloysius Pendergast, der selbstverständlich die Verfolgung aufnimmt, droht an den Folgen zu zerbrechen. Die Ermittlungen, zu denen er sich zunächst nur widerwillig bereit erklärt, ziehen jedoch immer größere Kreise und enthüllen nach und nach ein Komplott, welches schlimmer ist als alles, was sich Pendergast jemals hätte träumen lassen ...

Der letzte Band der Helen - Trilogie knüpft nahtlos an den vorherigen an und verspricht eine Menge rasanter Action. Zum ersten Mal scheint der Special - Agent wirklich an seinen Grenzen angelangt zu sein und benimmt sich dementsprechend, etwas, was fürPendergast-erfahrene Leser echtes Neuland bedeutet. Vieles von seinem unhöflichen und apathischen Verhalten erscheint verständlich und nachvollziehbar, dennoch hat diese Zuschaustellung starker Emotionen eine gewisse entzaubernde Wirkung. Sich von Schicksalsschlägen niederknüppeln zu lassen ist eine Beschäftigung fürs gewöhnliche Volk, doch nicht für Aloysius Pendergast, zumindest schien es immer so. In diesem Buch muß man diesbezüglich als Leser umdenken.
Alte und lieb gewonnene Bekannte wie Leutnant Vinnie D’Agosta haben zwar ihren Auftritt, aber durch den sehr persönlichen Charakter des Falles ist Pendergast zum größten Teil im Alleingang unterwegs.
In gewohnter Manier startet das Autorenduo wieder unterschiedliche Erzählstränge, die stets irgendwie mit dem Hauptstrang in Verbindung stehen. Das hat diesmal nicht wirklich
funktioniert, denn die Nebenhandlungen fügen sich nicht homogen in das Geschehen ein, sondern laufen relativ eigenständig nebenher. Constances Geschichte um das Geheimnis ihres Alters liest sich zumindest sehr interessant, doch bei Corrie Swansons Begegnung mit ihrem Vater gewinnt man den Eindruck, dass diese Angelegenheit erst in Folgebänden zum Tragen kommen wird. Diese normalerweise verlässlichen Spannungs - Steigerer, welche die Autoren sonst so zuverlässig beherrschen, wirken hier mehr als Lückenfüller und nicht so richtig gelungen.
Der gewohnte Schuß Übersinnlichkeit ist genauso vorhanden wie ein Plot, der wieder einmal hart an den Grenzen jeglicher Glaubwürdigkeit entlangschrammt. Beides zählt jedoch zu den Markenzeichen der Pendergast-Romane, genau deswegen werden sie gelesen und geliebt. Doch selbst für Fantasy-Verhältnisse ist Aloysius diesmal etwas zu ‚kugelsicher‘ geraten,  und in einigen Situationen wäre ein Entkommen im Alleingang einfach nicht möglich gewesen. Durch den spannenden Aufbau mit überraschenden Wendungen und einen flüssig zu lesenden Text wird von diesem Manko zwar vieles, aber nicht alles wettgemacht.
Dass die Nazis wieder einmal als das personifizierte Böse herhalten müssen, ist man als Leser dieses Genres mittlerweile gewohnt. Die familiären Verflechtungen von Pendergast mit seinen Fällen hinterlassen allerdings nach der Diogenes- und jetzt der Helen -Trilogie einen gewissen Ermüdungseffekt. Es wäre wünschenswert, den skurril-genialen Agenten zur Abwechslung wieder einen ‚normalen‘ Kriminalfall lösen zu lassen, bei dem er nicht andauernd um eine persönliche Angelegenheit kreiselt. Das Ende dieses Buches steuert jedoch mit Volldampf auf das nächste Familiendrama zu; wie spannend oder interessant es dann mit Aloysius Perdergast weitergehen wird, bleibt sich abzuwarten.

Die beiden Vorgängerbände "Fever – Schatten der Vergangenheit" und " Revenge – eiskalte Täuschung" muß man gelesen haben, um hier der Handlung folgen zu können. Auch sollte man sich nicht von der völlig irreführenden deutschen Übersetzung des Titels irritieren lassen, denn um ein Grab geht es in dieser Story überhaupt nicht. Das originale "Two Graves" bezieht sich vielmehr auf ein im Roman vorkommendes und nicht ganz unwichtiges Konfuzius - Zitat: "Bevor Du Dich auf eine Reise der Rache begibst, grabe zwei Gräber."


Fazit

Im Vergleich zum letzten Band eine merkliche Steigerung, wenn auch Pendergast noch nicht zu seiner alten Form zurückgefunden hat.


Pro & Kontra

+ temporeich und spannend
+ viel Action
+ einige Überraschungen
+ flüssig zu lesen
+ Constances Geheimnis wird gelüftet

o stellenweise ziemlich blutig
o Grundlagen für Fortsetzung wurden gelegt

- Vieles selbst für Pendergast-Verhältnisse unglaubwürdig und übertrieben
- Nebenstränge nicht storyrelevant
- Thematik etwas abgedroschen
- es droht die nächste Familiengeschichte
- Titel schlecht übersetzt

Wertung:

Handlung:2,5/5
Charaktere:3/5
Lesespaß:3/5
Preis/Leistung:3/5


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