Der Seewolf (Riff Reb's, Jack London)

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Verlag: Splitter (Juni 2013)
Hardcover, 134 Seiten, 24,80 Euro
ISBN-13: 978-3868696363

Genre: Abenteuer


Klappentext

„Wie Hobbes sage ich, dass der Gedanke untrennbar von der denkenden Materie ist.“
„Wie Bacon sage ich, dass die Welt der Sinne den Ursprung jedes menschlichen Verstehens darstellen.“
„Wie Locke sage ich, dass alle menschlichen Ideen dem Funktionieren der Sinne zuzuschreiben sind.“
„Wie Kant sage ich, dass der mechanische Ursprung des Universums und seine Schöpfung ein natürlicher und und historischer Prozess sind.“
„Wie Laplace sage ich, dass die Hypothese eines Schöpfers unnütz ist.“

Jack London


Rezension

Jack Londons Seewolf erschien erstmals im Jahre 1904 und wurde sogleich zu einem der erfolgreichsten Bestseller aller Zeiten. Nicht umsonst ist dieser Gegenstand zahlreicher TV-Verfilmungen und Kinoproduktionen geworden. Der hier vorliegende Band ist eine Comic-Adaption von Riff Reb's, die sich des großen, bärtigen und starken Seemann annimmt.

Humphrey van Weyden ist auf dem Weg von Sausalito nach San Francisco. Eine vermeintlich einfache und völlig normale Route. Hinzu kommt, dass der Dampfer, auf dem er sich befindet, gerade neu und äußerst modern ausgestattet ist. Trotzdem kommt es zum Schiffbruch. Van Weyden wird gerettet und gelangt auf die Ghost, einem Schoner ausgerichtet für die Robbenjagd. Dessen Kapitän ist Wolf Larsen, der sich durch seine enorme physische Präsenz und Stärke auszeichnet. Die Mannschaft ist ihm klar untergeordnet, denn er führt mit strenger Hand. Van Weyden identifiziert ihn zu seiner Überraschung als sehr intelligenten und intellektuellen Mann, dem gegenüber er nichts desto trotz eine Art Abneigung verspürt. Larsen degradiert seinen neuen Passagier sogleich zum Küchenjungen und befördert ihn später zum Steuermann, obwohl Van Weyden diesem Metier mehr als nur fremd ist. Er nimmt diese Hürde und verschafft sich beim Kapitän Respekt und Ansehen. Im Laufe der Zeit wird Larsen ein Gesprächspartner für Van Weyden. Von Geschichte über Philosophie bis hinzu Politik und Biologie entstehen interessante Dispute und Konversationen, in denen klar wird, wer welche Weltanschauung hat. Van Weyden bekommt mit, wie einzelne Crew-Mitglieder gegen ihren Kapitän aufbegehren und eine Meuterei planen. Er verrät diese nicht und kann beobachten, wie Larsen als einzelner Mann es schafft, den Überfall auf seine Person persönlich abzuwehren. Die Dinge zwischen ihm und dem Seewolf geraten ins Wanken nachdem ein weiterer, schiffbrüchiger Passagier an Bord gebracht wird: Maud Brewster. Eine Autorin, die ähnlich wie Van Weyden nun auf der Ghost festsitzt. Sowohl Larsen als auch Van Weyden fühlen sich zu der neuen Schönheit an Bord hingezogen. Doch begeht Larsen den entscheidenden Fehler, sexuelle Gefälligkeiten mit Gewalt erpressen zu wollen. Der Steuermann befreit Miss Brewster und flieht mit ihr in einem Beiboot. Sie schaffen es, sich zu einer Insel zu retten, auf der sie nun eine Zeit lang verweilen. Doch wehrt der Frieden nicht ewig, denn Wolf Larsen findet die beiden und legt ebenfalls an dieser Insel an. Van Weyden stellt fest, dass der Kapitän nur noch als einziger an Bord übrig geblieben und gesundheitlich schwer angeschlagen ist. Auch die Ghost ist in einem sehr schlechten Zustand. Es dauerte nicht lange bis der Seewolf aufgrund eines, wie Maud Brewster glaubt, Hirntumors stirbt. Seine berühmten letzten Worte an seinen alten Steuermann sind: Unsterblichkeit-Blödsinn (S.128). Nach seinem Tod, macht Van Weyden die Ghost seetüchtig und kann mit Maud die Insel verlassen. Auf See wird dann der bärtige Seewolf zu seiner letzten Ruhestätte geleitet.

Riff Reb`s hat sich dieses Romans angenommen und ihn auf eine sehr interessante Weise umgesetzt. Er hält sich sehr nah an der Vorlage und schafft es, die Spannung des Geschehens und Einzigartigkeit dieses Kapitäns in seinen Bilder einzufangen. Was diese Arbeit aber besonders auszeichnet sind die Farben. In jedem Kapitel ist eine Kolorierung vorherrschend, die auf die jeweilige Situation angepasst ist. So herrschen beispielsweise Rottöne genau dann, wenn Gefahren durch Unwetter, Streitigkeiten oder zwielichtige Geschäfte an Bord drohen. Der Zeichenstil ist sehr schwungvoll, dynamisch und gibt Wolf Larsen, der See und auch der Ghost immer den richtigen Akzent. Hervorzuheben sind hier das Titelbild, das einfach nur ein Augenschmaus ist und eine doppelseitige Darstellung der Ghost auf hoher See in schwarz-weiß, an der sich der Leser gar nicht mehr satt sehen möchte. Reb's arbeitet sehr detailreich. Große, flächendeckende Panels sind da eher eine Seltenheit. Gut gelungen sind auch die einzelnen Kapiteleinteilungen. Diese sind nie zu lang oder überladen. Das Szenario ist wohl portioniert und vermag immer das wichtige aus dem Roman zu transportieren. Der Autor des Comics schafft es dem Seewolf die übermächtige Stellung zu geben, die er für sich beansprucht und führt ihn letztendlich zu dem Ende, das der ein oder andere unrühmlich bezeichnen wird. Manch einer hätte sich vielleicht ein anderes Schicksal für den Kapitän vorgestellt. Letztendlich kommt es zu dem, was sich schon längere Zeit über angebahnt hat. Der Leser wird stets von den Farben geleitet, die dabei helfen zu verstehen, dass dieser Tod am ehesten Wolf Larsens Charakter entspricht: Mächtig, wahnsinnig und immer noch strotzend vor Stärke. Ein Mann, der seine Crew geführt und unterdrückt hat, wird im Beisein dessen beerdigt, der ihm im Prinzip als Einziger ein Freund auf Augenhöhe war: Van Weyden.

Splitter hat mir Reb's Interpretation des Jack London Romans Der Seewolf eine wirklich sehr schöne Comic Adaption in ihre Reihen aufgenommen. Dieser Comic kommt in einem A5 Hardcover mit Schutzumschlag, der sich wirklich sehr schön ansehen lässt und das in vielerlei Hinsicht. Doch sollte angemerkt werden, dass die Zeichnungen und Farbgebungen sicherlich noch imposanter hätten werden können, wäre dies ein typisches Splitter A4 Album geworden. Ab und an scheint es so, als wolle man die Kraft des Seewolfs und Reb's grandiose Arbeit in kleine Fenster zwingen, wodurch sie sich leider nicht gänzlich entfalten können. Der Preis für diesen Gesamtband ist mit fast 25 Euro zwar etwas hoch, dennoch verständlich. Bis auf ein kurzes Vorwort des Autors/Zeichners, findet sich leider kein Bonusteil, der wünschenswert gewesen wäre; besonders was die Arbeit mit der Vorlage und schließlich ihre Umsetzung angeht.


Fazit

Sofern man passionierter Anhänger Jack Londons oder zahlreicher Seefahrergeschichten ist, dann wäre der Seewolf natürlich eine geeignete Anschaffung. Allen anderen sei dieser Band nahegelegt, denn ein so prächtiges Farbenspiel wie das von Riff Reb's hat durchaus seinen Seltenheitswert.


Pro/Contra

+ Wolf Larsen
+ Farben
+ Struktur fördert Verständnis und Lesefluss
+ bleibt nahe an der Vorlage
+ Stimmung stets greifbar
+ Cover

- A4 Format wäre besser gewesen
- kein Bonusteil
- Preis etwas hoch
Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3/5