Lesungsbericht: Susanne Mittag

Laute Kinder, skurrile Fragen und ein tanzender Geist

Liebe LeserInnen,

Susanne Mittag 2013am Mittwoch, den 27. November 2013, hatte ich die Gelegenheit, Susanne Mittag auf einer Lesung zu begleiten. Die Lesung aus „Die Geisterverschwörung: Mara deckt auf“  fand im Rahmen der Karlsruher Bücherschau statt und war eigentlich nur für Schulklassen gedacht. Ich konnte mich aber zu den knapp 200 Schülern dazu schmuggeln und einen Platz in der ersten Reihe ergattern – ganz am Rand, damit die Kinder auch was sehen. Wahrscheinlich hielt man mich für eine Lehrerin oder gar für die Assistentin der Autorin – immerhin bekam ich von den Veranstaltern eine Cola spendiert.

Ich traf Susanne Mittag bereits am Bahnhof und schaffte sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln sicher zum Veranstaltungsort, einem Hörsaal im Regierungspräsidium, wo Susanne Mittag an einem hochoffiziellen Pult lesen durfte.

Eine Premiere. Mit hochoffiziellem Baden-Württemberg-Schriftzug und einem beerdigungsmäßigen Blumenarrangement auf der anderen Seite. Der Raum machte zunächst einen ziemlich dunklen Eindruck, doch der Techniker verwandelte den Saal in ein einigermaßen helles Lesezimmer, das schließlich randvoll mit Kindern bestückt wurde. Entsprechend der Altersgruppe (4. und 5. Klasse) ging es ziemlich laut zu.

karl gustavSusanne Mittag konnte die Meute jedoch zähmen, unter anderem mit Hilfe ihres persönlichen Hausgeistes Karl-Gustav (siehe Foto), der auf Knopfdruck ein leuchtendes Tänzchen hinlegt. Nach freudigem Gelächter über die Showeinlage ließ sich die Kinderschar beruhigen und lauschte der Geschichte von Mara, die von ihren Geistern in den Wahnsinn getrieben wird. Susanne Mittag las aus dem ersten Drittel des Buches drei spannende Szenen vor und erklärte, was es mit den Figuren auf sich hat und wie es zu den jeweiligen Situationen kam.

Man spürte deutlich die Liebe der Autorin zum Schreiben und zu ihrer Geistergeschichte, die sie in angenehmem Lesetempo und mit passender Gestik vortrug. Ab und an musste sie darum bitten, etwas leise zu sein, denn mit der Zeit scharrten immer mehr Kinderfüße und eine Gruppe in den ersten Reihen flüsterte hartnäckig miteinander.

Nach der Lesung gab es noch eine kleine Fragestunde. Es reckten sich sofort überraschend viele Hände in die Höhe und neben den Standardfragen – „Woher haben Sie ihre Ideen?“, „Seit wann schreiben Sie?“, „Was lesen Sie gerne?“ – gab es auch kindertypisch unverblümte und skurrile Fragen wie:

Susanne Rauchhaus 20132„Sind Sie berühmt???“ oder auch „Können Sie den Geist nochmal anmachen???“. Ein Junge rief schließlich nach Applaus und der Saal tobte, während Susanne Mittag lächelnd und leicht verlegen hinter ihrem Pult stand.

Abschließend konnte jeder, der wollte, noch eine Autogrammkarte ergattern – und plötzlich bewegte sich nahezu der komplette Saal auf Susanne Mittag zu, die in einem Pulk aus Kindern verschwand und fleißig Autogrammkarten verteilte. Zum Glück hatte sie diese daheim vorgeschrieben, sonst wäre ihr wohl recht bald die Hand abgefallen. Bei dem Chaos wusste sie am Ende auch nicht mehr, ob sie alle Namen richtig geschrieben hatte. Während Susanne Mittag fleißig Widmungen schrieb, vergnügten sich die Geisterfans mit Karl-Gustav und tanzten mit ihm.

Alles in allem also eine gelungene Lesung, dem Publikum entsprechend etwas laut und anstrengend, aber von der Autorin souverän gemeistert. Wenn Susanne Mittag einmal in Eure Nähe kommt, schaut doch vorbei – es lohnt sich!

Viele Grüße von Eurer

- Judith

Susanne Rauchhaus 20133

(Susanne Mittag, umringt von Kindern)