Alisik - Winter (Helge Vogt und Hubertus Rufledt)

alisik winter

Carlsen (Oktober 2013)
Softcover, 92 Seiten, 7,99 EUR
ISBN:  978-3-551-77027-1

Genre: Dark Romance / Mystery


Klappentext

Alisik kommt dem Geheimnis ihrer Identität ein gutes Stück näher, als sie mit Ruben in das Wohnhaus eines untergetauchten Bauunternehmers eindringt. Ein gutes Stück näher kommen auch die Bagger auf dem alten Friedhof, die gnadenlos die Gräber zerstören. Für die Postmortalen beginnt ein Rennen gegen die Zeit, wenn sie nicht endgültig von dieser Welt verschwinden wollen.


Rezension

Alisik hat sich inzwischen an das Leben auf dem alten Friedhof gewöhnt. Die anderen Postmortalen sind zu guten Freunden geworden und mit dem blinden Ruben trifft sie sich regelmäßig. Er ahnt immer noch nicht, dass seine Freundin tot und ein Geist ist, und wenn es nach Alisik geht, darf das auch gerne so bleiben. Die Baggerarbeiten sind wegen der winterlichen Kälte zum Erliegen gekommen und so können die Postmortalen in Ruhe Weihnachten feiern. Währenddessen versucht Ruben, mehr über den Mann, der für seinen Unfall verantwortlich war, herauszufinden. Alisik unterstützt ihn dabei und trifft unverhofft auf ihre eigene Vergangenheit ...

Der Winter kommt Alisik zugute, denn so hat sie immer eine Erklärung für Ruben, wenn er ihre eiskalten Hände bemerkt. Zudem sind die Bauarbeiten erst einmal zum Stillstand gekommen (auch wenn der Klappentext etwas anderes andeutet), was Alisik mehr Zeit mir Ruben verschafft. Die beiden sind weiterhin "nur" befreundet, auch wenn es hier und da ganz schön knistert. Eine Liebesgeschichte zwischen einem Geist und einem blinden Jungen ist schon kompliziert genug – und dann stößt Alisik auch noch unerwartet auf Erinnerungen an ihr Leben, was sie ganz schön durcheinander bringt. Ihre Erkenntnisse behält sie erst einmal für sich, doch die anderen Postmortalen und vor allem Ruben sorgen für Ablenkung.

Die Hauptgeschichte wird auch dieses Mal von kleinen Sequenzen unterbrochen, in denen die Postmortalen von den Ereignissen vor ihrem Tod berichten. Dieses Mal erfährt man mehr über Hitzkopf und Frings, die beide durch sehr unglückliche Umstände umgekommen sind. Zwischendrin wird auch zu den geplanten Bauarbeiten geblendet, die zwar erst einmal ruhen, aber schon bald fortgesetzt werden sollen. Die Bagger hängen wie ein Damoklesschwert über dem Friedhof. Ergänzt wird die Story zudem durch erzählende Einschübe aus Sicht Alisiks, Regeln für den Umgang mit Postmortalen und Zeitungsausschnitten. Helge Vogt und Hubertus Rufledt haben sich also allerhand einfallen lassen, um die Geschichte zusätzlich aufzupeppen.

Im Vergleich zum ersten Band wirken die Dialoge natürlicher und man kann sehr gut unterscheiden, wer was genau sagt. Die Sprechblasen der Menschen sind dabei weiß  unterlegt, die der Postmortalen schwarz. Das fällt vor allem bei den Gesprächen zwischen Alisik und Ruben auf, die sich einfach toll lesen und den Leser mitfiebern lassen. Man spürt deutlich die Zuneigung zwischen den beiden, aber auch die Zurückhaltung. Ruben scheint ohnehin ein schüchterner Typ zu sein und auch Alisik tastet sich nur langsam voran. Sie glaubt ohnehin nicht daran, dass aus ihr und Ruben mehr werden kann, doch sie genießt jede Sekunde, die sie mit ihm verbringt. Die Liebesgeschichte kommt dabei nahezu ohne Kitsch aus und lässt genug Raum für die spannenden Entwicklungen auf dem Friedhof.

Das herausragendste Merkmal von "Alisik" ist die wundervolle Farbgestaltung. Der Comic ist gleichermaßen düster wie bunt, die jeweiligen Farben passen perfekt zueinander und verwandeln jede Seite in ein kleines Kunstwerk. Helge Vogts Zeichenstil hat zudem hohen Wiedererkennungswert und erinnert leicht an einen Manga, wodurch "Alisik" jedem gefallen wird, der gezeichnete Geschichten liebt - ganz gleich aus welchem Kulturkreis. Einzig die roten Bäckchen von Alisik sind Geschmackssache, passen jedoch gut zu ihrem puppenhaften Gesicht. Die Romantik und das Morbide verschmelzen sowohl in der Geschichte als auch in den Zeichnungen und machen „Alisik“ zu einer ganz besonderen Comic-Tetralogie.


Fazit

Auch der zweite Band von "Alisik" leuchtet in düsteren Farben, die zwischen kühl und warm changieren und eine morbid-romantische Atmosphäre schaffen. Die bittersüße Liebesgeschichte entwickelt sich langsam und berührt sowohl junge als auch erwachsene Leser. Die Story nimmt währenddessen ordentlich an Fahrt auf, wobei auch die Nebencharaktere nicht zu kurz kommen und die kleinen Schwächen des ersten Bandes nahezu ausgemerzt sind. „Alisik“ ist schlichtweg bezaubernd und schon jetzt eines der Jahreshighlights 2013!


Pro & Contra

+ wundervolle, dunkelbunte Zeichnungen
+ stimmungsvolle Winteratmosphäre
+ zarte Liebesgeschichte
+ supersympathische Protagonisten
+ Nebencharaktere kommen nicht zu kurz
+ humorvoll, spannend und berührend
+ abwechslungsreiche Erzählweise

Wertung: 

Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Alisik - Herbst" (Band 1)

Rezension zu "Alisik - Frühling" (Band 3)

Rezension zu "Alisik - Tod" (Band 4)

Interview mit Helge Vogt und Hubertus Rufledt (Juli 2013)