Verlag: Splitter (September 2013)
Gebundene Ausgabe, 192 Seiten, 34,80 Euro
ISBN-13: 978-3868696080
Genre: Abenteuer, Seefahrt
Klappentext
Bruce J. Hawker
In Begeisterung für die englische Marine, die im 19.Jahrhundert die Meere beherrscht, erfindet William Vance, der Uniformen Segelschiffe und Stürme zeichnen kann wie kein zweiter, im Jahr 1975 die Figur des Bruce J.Hawker. Dieser Leutnant der Royal Navy, dem Unrecht widerfahren ist, wird seine Ehre verteidigen, dem Tod und den Galeeren entkommen, Verschwörungen vereiteln und eine schöne Andalusierin retten, die zu seiner liebevollen Verbündeten wird. Das klassische Abenteuer auf hoher See liegt nun als Gesamtausgabe in zwei Bänden vor. Vier der sieben Abenteuer wurden von Andre-Paul Duchateau geschrieben.
Rezension
In jüngster Vergangenheit sind verstärkt Comics und Graphic Novels in Erscheinung getreten, die sich der Seefahrerei und ihrer Geschichten bedienen. Da darf das epische Werk des Bruce J. Hawker natürlich nicht fehlen. Im Gegensatz zu manch anderen Protagonisten, ist er zwar eine fiktive Persönlichkeit, doch schmälert sich seine Bedeutung dadurch keineswegs. In zwei Gesamtausgaben präsentiert Splitter die Abenteuer eines Mannes, dessen Heimat schon immer das Meer war und ewig sein wird. Er steht ganz im Dienste der englischen Marine, doch sind seine Mühen umsonst, da ihm der Admiralstitel vorenthalten wird. Hawker erlebt von nun an Ungerechtigkeit um Ungerechtigkeit, doch wendet er sein ganzes Geschick und Können auf, um letztendlich aus jeder Situation das Beste herauszuholen. In dieser ersten Gesamtausgabe liegen die ersten vier Geschichten des englischen Kapitäns vor, die seinen zu Beginn holprigen Aufstieg skizzieren.
Bruce J. Hawker ist vielleicht einer der facettenreichsten Männer bzw. Seefahrer, die jemals einen Weg in die Welt des Comics gefunden haben. Der Leser lernt ihn kennen, als er mit über 200 anderen Männern verschiedenster Nationen unter Deck versucht, Kanonen nachzuladen. Eine Unruhe macht sich bemerkbar und gerade dies bedeutet für Hawker den Wendepunkt. Er avanciert in einer Notlage zu einem angesehenen Hauptmann, der weiß, was er tut und so Einigkeit und Vertrauen schafft. Nicht Viele hätten dies in dieser Situation vermocht. Seine Karriere scheint bergauf zu gehen, besonders als er das Kommando über die Lark erhält. Seine Mission: Das Eskortieren zweier Frachtschiffe nach Gibraltar, die über und über beladen sind mit Waffen und Munition. Fällt diese Fracht dem Feind zum Opfer, so kann das nachhaltige Konsequenzen für das Empire haben. Dass diese Mission nicht von Erfolg gekrönt sein kann, scheint schon vorprogrammiert. Stürme, Überfälle und schließlich Gefangenschaft sind das Resultat eines missglückten Auftrags. Hawker gelingt die Flucht, doch bleibt dies natürlich nicht unbemerkt. Zu allem Überfluss verliebt er sich noch in eine junge Zigeunerin, die genauso geheimnisvoll zu sein scheint, wie sie auftritt. Diese junge Frau ist es, die Hawker eine Rückkehr auf See ermöglicht. Als er in seine Heimat zurückkehrt, erwartet ihn keine freundlichen Fanfare, eher Anklage und Gericht. Der Verlust der Frachtschiffe schmerzt die englische Krone sehr und sie sieht in Bruce J. Hawker den einzigen Schuldigen. Es beginnt der Kampf eines rechtschaffenen Mannes, der seine Liebe wiederfindet und den Weg zurück aufs Meer sucht, dort, wo er schon immer hingehört hat. Wer ihm jetzt folgt, entpuppt sich als wahrer Gefolgsmann. Vor ihm liegt ein Abenteuer, das noch einige Überraschungen parat hat.
Diese erste Gesamtausgabe ist in vielerlei Hinsicht ein wahrer Hingucker. Es sind nicht nur die vier albenlangen Geschichten, die das Seefahrerherz höher schlagen lassen, sondern auch der Pool an Informationen rund um dieses Gewerbe. Wer schon immer wissen wollte, wie Schiffe und Kanonen gebaut und Rangordnungen an und unter Deck organisiert wurden, wird hier mehr erfahren als in manch einem Fachbuch. Nicht nur die Szenarien, Konzeptzeichnungen oder Zeitungsartikel heben den Wert von Bruce J. Hawker auf eine besondere Ebene der Comic-Welt, es ist die Essenz der Biographie eines Mannes, der betrogen wurde und trotzdem wie ein Phönix aus der Asche auferstand. Seine Persönlichkeit und sein Auftreten sind sehr charismatisch und überzeugend, sodass einem zu jeder Zeit ein ehrlicher Mann gegenübersteht, der sich das wiederholen will, was ihm zusteht. Und genau diese Nuancen und Charakterzüge werden in den Zeichnungen eingefangen. Sie sind altmodisch und modern zugleich. Sie unterscheiden sich von Vielem, das sich heutzutage in zahlreichen Geschichten tummelt. Sie sind etwas ganz Besonderes, denn sie verleihen dem Leser das wohlige Gefühl alter Kindertage; Tage an denen man Zuhause nach der Schule bei einer Tasse Kakao einen guten Comic in der Hand hielt und sich in fremde Länder entführen lassen durfte. Die Mischung aus warmer Nostalgie und erfrischender Moderne verleihen William Vance' Bruce J. Hawker eine Aura, der man kaum entkommen kann.
So faszinierend und überwältigend Umfang, Bonusmaterial, Szenario und Zeichnungen auch sein mögen, so gibt es minimalen Abzug bei einigen Stellen der Übersetzung, die durchaus Schwächen aufweist und den Lesefluss etwas behindert. So scheint ein in deutscher Sprache veröffentlichter Comic irritierend, wenn zahlreiche Kommandos oder Passagen in Englisch gehalten werden. Sicherlich hat dies seine Gründe, denn eine gewisse Authentizität des britischen Empires soll gewahrt bleiben, doch sollte eine Übersetzung einheitlich bleiben und nicht zu sehr mit fremdsprachlichen Elementen überflutet werden. In den vier Geschichten verläuft dieser Kritikpunkt in Grenzen und Vieles wird am Rande erläutert, doch kann es den einen oder anderen Linguistik-Puristen abschrecken. Alles in allem jedoch haben Vance und Splitter großartige Arbeit geleistet, die viele Käufer anregen wird, sich auch mit Themen zu beschäftigen, die vorher nicht im Fokus lagen. Durch die Präsentation der Hawker-Klassiker in dieser Ausgabe lebt eine großartige Persönlichkeit erneut in vollem Glanz auf. Da ist auch ein Preis von fast 35 Euro kein Grund dieses Schmuckstück im Laden zu lassen.
Fazit
Alle, die sich sowohl für die Seefahrerei, als auch für technische und organisatorische Details interessieren, denen soll Bruce J. Hawker ans Herz gelegt werden. Für alle anderen heißt es, sich auch auf das Fremde einzulassen, denn im Unbekannten liegt so manche Passion und so manches Abenteuer verborgen.
Pro/Contra
+ Nostalgie und Moderne bilden eine gute Mischung
+ Bruce J. Hawker
+ Abenteuer, Liebschaften, Mit-und Gegenspieler
+ Zeichnungen
+ Bonusmaterial
- wenige Übersetzungsschwächen
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von William Vance:
Rezension zu XIII – Gesamtausgabe 1
Rezension zu XIII – Gesamtausgabe 2
Rezension zu XIII – Gesamtausgabe 3
Rezension zu XIII – Gesamtausgabe 5