Before Watchmen: Silk Spectre (Darwyn Cooke, Amanda Conner)

Verlag: Panini Manga und Comic (Oktober 2013)
Broschiert: 112 Seiten; 14,99 €
ISBN-13: 978-3862014842

Genre: Superhelden/ Thriller


Klappentext

Wer waren die Wächter?

Darauf hat die Comic-Welt ein Vierteljahrhundert lang warten müssen: die Prequels zu Alan Moores preisgekrönten Comic-Klassiker Watchmen...

Helden – Hippies – Heroin

In den Augen von Silk Spectre ist ihr Leben gescheitert. Doch dmait ihrer Tochter Laurie Juspeczyk nicht dasselbe blüht, wird sie von ihrer herrischen Mutter jeden Tag auf die brutale Welt „dort draußen“ vorbereitet. Bis es Laurie schließlich zu viel wird: Sie flieht nach San Francisco und verbringt dort einen Sommer der Liebe. Doch auch hier lauern hinter Happenings, Drogen und sexueller Befreiung Gefahren – erst recht, wenn einem der lange Schatten des Comedian folgt...

Dieser Band enthält als deutsche Erstveröffentlichung die komplette US-Miniserie Before Watchmen: Silk Spectre, geschrieben vom mehrfachen Eisner-Award-Gewinner Darwyn Cooke (BEFORE WATCHMEN: MINUTEMEN, Parker) und gezeichnet von Fan-Liebling Amanda Conner (VAMPIRELLA MASTERS SERIES, The Pro).

„Staunenswert!“ - ign.com

„Zwiespältige Helden mit eigener Moral.“ - AGM Magazin


Rezension

Fast als letztes bekommt Silk Spectre auch ihren Solo-Auftritt in der Before Watchmen-Reihe, die tiefere Einblicke in die Charaktere von Alan Moores bahnbrechender Graphic Novel bringen soll. Dies klappt zwar nicht immer, ist aber zu meist recht unterhaltsam.

In Before Watchmen: Silk Spectre begegnet der Leser Laurie Juspeczyk bevor sie zu Silk Spectre II wird und noch zu Hause bei ihrer Mutter lebt, die ein strenges Regiment führt. Freunde oder Partys an der Schule oder bei Klassenkameraden sind Laurie verboten, statt dessen drillt ihre Mutter sie ohne Unterlass, um sie auf die Gefahren der Außenwelt vorzubereiten, einer Welt die in den Augen ihrer Mutter gewaltätig und blutrünstig ist, in der hinter Ecke die Gefahr lauert. Dadurch erdrückt sie ihre Tochter und treibt sie immer weiter von sich. Trotzdem kann sie nicht davon ablassen, Laurie weiter auf ihre Rolle als Superheldin vorzubereiten. Bis es schließlich zu spät ist und Laurie Reiß aus nimmt und nach San Francisco flieht. Dort findet sie bei Hippies Unterschlupf und anfänglich läuft alles wunderbar. Aber dann fallen Schatten auf ihr so glückliches Leben und Laurie erkennt, dass sie die Verantwortung und das Kostüm ihrer Mutter übernehmen muss, um sich der Gefahr zu stellen und einen monströsen Plan der Mafia zu verhindern.

Innovativ ist die Geschichte von Silk Spectre mit Sicherheit nicht. Ein Superheld, der erst in seine Rolle hineinwachsen muss, dass wurde schon häufig durchexerziert, allen voran bei Spiderman. Die Frage ist also nicht was, sondern wie. Und zumindest auf diesem Gebiet, weiß Before Watchmen: Silk Spectre teilweise zu überzeugen. Viele originelle Ideen wurden verarbeitet, vor allem bei den auftauchenden, bekannten Persönlichkeiten. Angefangen bei den Beatles bis hin zu Frank Sinatra als Strippenzieher. Ansonsten ist es aber die typische Coming-of-age Geschichte. Die überbesorgte Mutter, die ihre Tochter auf das Kommende vorbereiten will und damit diese vertreibt, ist nicht gerade neu. Und dass die Tochter gegen ihre Mutter rebelliert und versucht ihren eigenen Kopf durchzusetzen und das Leben zu genießen, ebenso nicht. Was allerdings wenigstens ein bisschen Silk Spectre aus dem Gewohnten heraushebt, ist das Umfeld der Geschichte. Angesetzt in den 1960er Jahren, bekommt der Leser die Zeit des Flower Power aus der Sicht eines der Beteiligten serviert. Von allen Seiten wird der Summer of Love präsentiert, auch mit den Schatten. Laurie macht die Bekanntschaft mit Drogen und Gewalt und so streift sie doch das Kostüm über, welches sie nie tragen wollte. Das Ganze wird dabei immer mit etwas Humor gezeigt, so dass die Geschichte nicht allzu ernst daher kommt. Allein schon der Plan der Gangster eine konsumfördernde Droge zu verkaufen, ist an Absurdität nicht zu übertreffen. Aber dies stört nicht, passt es doch hervorragend zu der Zeit und dem aufgebauten Universum.
Natürlich kommt auch Before Watchmen: Silk Spectre nicht ohne Gastauftritte anderer Figuren aus Watchmen aus. Der Comedian und der erste Nite Owl finden ihren Weg in Lauries Geschichte. Beide sind sinnvoll eingeflochten und tragen zu Lauries Entwicklung bei. Dazu stehen sie nicht im Widerspruch zu Alan Moores Entwurf der Watchmen. Gleichzeitig zeigt sich anhand ihres Auftrittes, wie unterschiedlich der Weg, den ein Superheld oder ehemaliger Superheld zur Lösung eines Problems nimmt, sein kann. Der Comedian kennt nur die direkte, gewalttätige Art, genau entgegengesetzt zu Hollis Mason, der mehr auf den Dialog setzt. Viele Elemente kommen zusammen und verbinden sich zu einem Ganzen, welches vielleicht nicht ganz große Comickunst ist und sicher nicht den Erwartungen an einen Superheldencomic entspricht, aber es ist eine solide Erzählung über ein junges Mädchen, welches sich findet. Darwyn Cooke und Amanda Conner machen das bestmögliche aus der Figur und führen sie schließlich bis zu dem Punkt, an dem sie zum ersten Mal auf Dr. Manhattan trifft.

Darwyn Cooke, der unter anderem die Minute Men und Will Eisners Spirit schon zeichnete, überlässt dieses Mal Amanda Conner den Zeichenstift. Ihre Zeichnungen sind schwungvoll mit vielen kleinen Details und Humor. Teilweise zitiert sie in ihren Bildern andere Künstler oder bedient sich zur Betonung eines anderen, übertriebenen Stils. Dadurch wird Silk Spectre visuell abwechslungsreich und lässt über so manche inhaltliche Schwäche hinwegsehen. Auf jeden Fall zeigt sie nicht nur Standardzeichnungen, sondern geht darüber hinaus und hebt sich somit deutlich vom Einheitsbrei ab.

An Bonusmaterial gibt es wieder Kurzbiographien und die Cover der Einzelhefte, die durch die Bank perfekt zum Inhalt passen und von denen mehr als eins, es verdient hätte das Cover dieses Sammelbandes zu sein und die sehr gut in die Zeit der Erzählung passen würden.


Fazit

Before Watchmen: Silk Spectre hat einen altbekannten Plot als Grundlage, der aber ausreichend ausgeschmückt, um gut zu unterhalten. Amanda Conners Zeichnungen verstärken dabei den Einruck nur noch weiter. Auf jeden Fall ein guter Beitrag zur Before Watchmen-Reihe und stärker als Nite Owl.


Pro & Contra

+ schön anzusehende Zeichnungen mit Witz
+ andere Charaktere werden sehr gut eingebunden
+ Gastauftritt der Beatles und Frank Sinatras

0 Geschichte wenig innovativ

Bewertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln aus der Reihe Before Watchmen:

Rezension zu Before Watchmen: Rorschach
Rezension zu Before Watchmen: Comedian
Rezension zu Before Watchmen: Nite Owl