Unsere Highlights aus 5 Jahren Literatopia (Teil 5)

Liebe LeserInnen,

5 Jahre Literatopia! Für mich heißt das, dass ich praktisch von Anfang an dabei war. Zunächst nur als Mitglied im Forum und ein Jahr später dann als Rezensent und Redakteur für die Mainpage. Viele Rezensionen existierten da noch nicht, was sich aber recht schnell ändern sollte. Seitdem ist so manches Buch durch meine Finger gegangen, gute wie schlechte, und ich hatte mehr als nur einmal die Möglichkeiten Neues zu entdecken und stieß auf so manchen Klassiker, der mir vorher verborgen geblieben war.

Vor allem im Comicbereich, in dem ich mich zurzeit recht häufig herumtreibe, hat da so manche Perle auf mich gewartet. Generell muss ich hier auch noch mal eine Lanze für diesen Literaturzweig brechen. Anders als zum Beispiel in Frankreich werden in Deutschland Comics immer noch als Kinderkram angesehen und belächelt. Dabei erreichen viele von ihnen eine erzählerische Brillanz und Tiefe der Charaktere, denen so manches hochgelobte Werk der Feuilletons nicht im Stande ist, die Stirn zu bieten.

Wer einmal „Der Killer“ gelesen hat, wird von den meisten Thrillern in Romanform enttäuscht werden. Solch ein ungewöhnlicher Ansatz, eine Geschichte aus der Sicht eines Killers zu erzählen, ist geradezu wagemutig und einzigartig. Dabei lassen Jacamon und Matz alles Konventionen hinter sich und sezieren geradezu das Innenleben des Killers. Die Bilder sind dabei nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern verleihen zusätzliche Tiefe, die ein Romanautor niemals in Worte fassen könnte.

Es wäre wünschenswert, wenn mehr Menschen im deutschsprachigen Raum über ihren Schatten springen und zu einem Comic greifen würden, ansonsten entgehen ihnen kleine und große Meisterwerke, die es verdienen mehr Aufmerksamkeit zu finden.
 
Da wäre unter anderem „Benjamin“ zu nennen. Von Alberto Varanda getextet und gezeichnet, erlebt der Leser in einzelnen Bildern und kurzen Geschichten die Abenteuer eines verträumten Jungen, dessen Phantasie geradezu grenzenlos erscheint. Dabei kommen teilweise recht philosophische Gedanken zum Leben zum Vorschein, allerdings in einer wunderbaren, phantasievollen Art und Weise, die so seit Calvin und Hobbes nicht mehr anzutreffen war.

Roland, Ritter Ungestüm“ ist dann ein Klassiker, der seiner Wiederentdeckung geharrt hat. Viele Jahre lang in Deutschland nicht erhältlich, gibt es nun seine Abenteuer in einer achtbändigen Gesamtausgabe zu bestaunen, die im Gegensatz zum Rest Europas wirklich vollständig ist. Die Geschichten um den titelgebenden Ritter vermögen immer noch zu begeistern und auch die Zeichnungen wirken nicht altbacken, sondern sind äußerst dynamisch und modern. Die Geschichte, wie Roland seinen Weg findet und sich weiterentwickelt im Laufe der Jahre und Abenteuer ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Wer etwas für Abenteuer- und Mittelaltergeschichten über hat, sollte unbedingt zu greifen.

Ebenso Japanfreunde und Kampfsportler bei „Okko“ von Hub. Hub lässt zwar die Ereignisse um Okko im fiktiven Land Pajan spielen, aber es ist mehr als offensichtlich, dass damit Japan gemeint ist und er viel über dessen Mythen recherchiert hat. Und so präsentiert er dem Leser einen Samurai, einen Ronin, als Helden, der recht authentisch herüberkommt. So einigen Serien und Reihen wären eigentlich noch zu nennen wie „Hellboy“, das völlig zu Unrecht unterschätzte „B.U.A.P“, “ Barracuda“, „Jeff Jordan“ oder „Nosferatu“ und vor allem auch „Onkel Dagobert – Sein Leben, Seine Milliarden“.

Die Biographie des Kapitalisten und Fantastilliardärs gibt einen tiefen Einblick in das Seelenleben der reichsten Ente der Welt und erhebt diese Geschichten weit über den üblichen Lesestoff, egal ob in Comic- oder Romanform. Don Rosa erzählt hier ganz in der Tradition großer Romanciers wie Jack London oder Mark Twain vom Aufstieg eines in armen Verhältnissen geborenen Jungen zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten und lässt Dagobert Ducks Wesenszüge mehr als nur nachvollziehbar erscheinen. Dabei trifft Dagobert auf mehrere berühmte Persönlichkeiten der Geschichte und Sein Leben, seine Milliarden bildet auch so immer die entsprechende Zeit ab, in der die aktuelle Episode spielt. Besser kann so eine Biographie nicht verfasst werden.

Aber auch im Romanbereich schafften es Autoren und Verlage mich zu beeindrucken. „Der Hobbit“, aktuell auch mit dem zweiten Teil bald wieder im Kino zu bewundern, hat dabei sogar zweimal seinen Weg in mein Bücherregal gefunden. Eine Ausgabe ist dabei mit wunderschönen Bildern und Illustrationen von Alan Lee versehen und lässt den Leser dadurch noch tiefer in die Geschichte eintauchen.

Die andere nennt sich „Das große Hobbit Buch“ und lädt dazu ein, Inspirationsquellen und Absichten von J.R.R. Tolkien zu entdecken. Neben der spannenden Geschichte des Kinderbuches geht der Leser durch eine Vielzahl Anmerkungen und Fußnoten ein weiteres Mal auf Entdeckungstour durch die Welten Tolkiens und ihrer Entstehung.

Eins der erschreckendsten Bücher war mit Sicherheit „Auf der Spur des Bösen“ von Axel Petermann. In klaren, nüchternen Worten berichtet er von seiner Arbeit als Profiler und man entdeckt, dass die Welt mitunter dunkler ist, als man es sich vorzustellen vermag. Mit Sicherheit nichts für zarte Gemüter, aber ein guter und wichtiger Einblick in die Arbeit von den vielleicht am wenigsten beachteten Zweig der Polizei.

Im Kontrast dazu, waren die unterhaltsamsten und witzigsten Bücher in den letzten Jahren zum einen natürlich von Terry Pratchett. Seine Scheibenweltromane haben schon lange ihren Platz im Olymp des Humors erobert, aber auch andere stoßen mittlerweile in diese Bereiche vor. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. Jan Oldenburgs Versuch mit dem „Totentrickser“ wäre hier ein trauriges Beispiel von zu viel gewollt, aber ohne klares Konzept oder eine zusammenhängende Geschichte und wurde so für mich zu einem Ärgernis, denn auch ein Roman, der sich voll auf Humor verlassen will, sollte so etwas vorweisen und nicht zu einer schlechten Nummernrevue werden.

Besser hingegen hat dies Alexey Pehov in seinen „Chroniken von Siala“ gemacht. Dieb Garret ist zynisch und sarkastisch und nie um einen Spruch verlegen. „Schattenwanderer“ ist voller Witz und Humor und doch liegt dort nicht der Hauptaspekt, sondern ist nur eine Folge aus den Ereignissen und Charakteren. Die Geschichte an sich ist spannend erzählt und birgt so manche Überraschung und so bekommt der Leser ein Gesamtpaket, welches einfach stimmig und lesenswert ist.

Ebenso bei R.A. Salvatore, dessen Romane um den Dunkelelfen Drizzt Do´Urden schon lange zu den meist verkauften Fantasyromanen zählen. Aber auch er weiß noch zu überraschen. In Der Piratenkönig findet sich sogar so manche politische Anspielung auf unsere Zeit und lässt ihn so etwas herausstechen.

Eine ganz besonderen Freude war für mich in diesem Zusammenhang, dass ich mit R.A. Salvatore ein Interview führen durfte, welches er auf seiner Homepage verlinkte. Ganz unkompliziert reagierte er auf die Anfrage und kam auch ganz im Allgemeinen als ein sympathischer und freundlicher Mensch herüber, dem seine Fans wichtig sind.

Viele gehörten eigentlich noch erwähnt und extra gelobt, aber der Platz ist begrenzt und ich muss zu einem Ende kommen. Das einzige, das noch zu sagen bleibt, ist, dass ich mich auf die nächsten fünf Jahre freue, in denen auf mich hoffentlich eben so viele gute Bücher warten, wie ich das Glück hatte, sie in den letzten lesen zu dürfen und das ich von den Schlechten verschont werden möge oder, dass sie wenigsten kurz seien, damit nicht zu viel Zeit an sie verschwendet sein möge.

In diesem Sinne: Lest mehr Comics und Graphic Novels! Eine völlig neue Wunderwelt der Literatur wartet dort draußen auf euch, die es zu entdecken gilt. Es lohnt sich! Versprochen!

Grüße,
Markus