Verlag: Splitter (August 2013)
Hardcover, 48 Seiten, 13,80 Euro
ISBN-13: 978-3868695793
Genre: Abenteuer/Fantasy/Märchen
Klappentext
Bei einer Segelpartie auf dem Meer finden Lord und Lady Glenarvan im Magen eines Hais eine Flaschenpost. Es ist der Notruf des Kapitän Grant, dessen Schiff unterging. Glenarvan beschließt, die Überlebenden des Unglücks zu suchen. Ihn begleiten die Kinder des Kapitäns sowie ein zerstreuter Gelehrter. So beginnt die aufregende Reise ans Ende der Welt...
Die Kinder des Kapitän Grant, dieser tragikomische Abenteuerroman, erschien 1868 innerhalb der Serie Außergewöhnliche Reisen. Damit gelang es Jules Verne, seinen Lesern Wissen über Amerika und Australien zu vermittlen, über Flora und Fauna sowie die Geografie...
Jules Verne (1828-1905)
Als Sohn aus gutbürgerlichem Haus in Nantes sollte Jules Verne Anwalt werden, doch seine Liebe galt der Literatur. Sobald er sein juristisches Examen abgelegt hatte, wandte er sich dem Theater zu. In Paris lernt er Alexandre Dumas kennen, dem er 1850 sein erstes Stück zeigt, Die gebrochenen Strohhalme. Da er nicht die Nachfolge seines Vaters antreten will, studiert er Naturwissenschaften und schreibt nebenher. Die ersten Erzählungen veröffentlicht er 1852 und wird Sekretär am Theatre Lyrique. 1862 erscheint beim Verlag Hetzel der Roman Fünf Wochen im Ballon. Es wird ein rauschender Erfolg. Von 1864 bis 1869 erscheinen Reise zum Mittelpunkt der Erde und Von der Erde zum Mond sowie Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer. Die Serie Außergewöhnliche Reisen wird 64 Bände umfassen. Im Krieg 1860 wird Verne eingezogen, schreibt aber trotzdem weiter. 1872 kommt Reise um die Erde in achtzig Tagen heraus, 1878 Der Kurier des Zaren. Verne zieht nach Amiens, wird dort Stadtrat und ein glühender Anhänger des Esperanto. Er schrieb über 80 Romane, dazu zahlreiche Gedichte, Theaterstücke und Sachbücher.
Rezension
Nachdem die Gruppe rund um Kapitän Glenarvan im ersten Band mit der Suche nach Kapitän Grant nicht erfolgreich war, setzen sich die turbulenten Ereignisse fort und setzen sogar das ein oder andere I-Tüpfelchen auf die bevorstehenden Ereignisse. Paganel vermutet Grant irgendwo auf dem 37. Breitengrad zu finden, in diesem Sinne also in Australien. Damit jedoch keine Möglichkeit ausgelassen wird, steuert die Gruppe mit der Duncan jede nur erdenkliche Insel auf dieser Route an. Dabei geraten die Abenteurer allerdings auch in Gefahren, so zum Beispiel am Kap Bernouilli, welches den Beinamen Katastrophenkap hat. Glenarvan und seine Crew lernen den Iren Paddy O'Moore kennen, der ihnen Kost und Logis gewährt und zudem auch ein paar nützliche Informationen bezüglich Kapitän Grant parat hält. Von Paddys Wohnsitz aus geht es auf den langen Weg nach Melbourne, doch nicht auf dem Seeweg, denn die Duncan wurde durch einen Sturm beschädigt. Auch die passenden Ersatzteile gibt es nur in der Großstadt. Demnach machen sich Glenarvan, Paganel und Co. bereit für die Landreise - für Seefahrer durchaus ungewöhnlich. Alles nimmt seinen ungewohnten Lauf, doch immer mehr häufen sich Ereignisse zu Ungunsten der Crew der Duncan. Eisenbahnunglücke, zerstörte Brücken, Gefahren in den Tiefen Wäldern und noch so manch andere, unangenehme Überraschung, darunter die Tatsache, dass die Gruppe nicht wirklich alleine auf Reisen ist und eine waschechte Schießerei auf sie wartet.
Auch der zweite Band des Klassikers von Jules Verne hat es in sich und vereint alles, was einen guten Comic ausmacht. Er steht dem ersten Band in Nichts nach und verwöhnt jeden Sinn des Lesers. Angefangen mit der imensen Bildgewalt, welche malerisch, kindlich und zugleich einfach nur anziehend ist. Man kann Nesmes Zeichnungen einfach nicht entfliehen und sieht sich sogar als festes Mitglied von Glenarvans Konvoi auf dem Weg nach Melbourne. Die Zeichnungen an sich versprechen schon Spannung und versprühen den Charme einer Welt, die die Vorstellungskraft mehr anregt, als jeder Fantasy-Film. Es gibt so Vieles zu den Zeichnungen zu sagen und Nichts ist dabei, was im Entferntesten negativ sein könnte.
So auch das Szenario. Bild und Text stehen in einem sehr guten Einklang. Zwar könnte der ein oder andere Leser von manch einem Panel erschlagen werden, da Nesme zu mehr Text tendiert, was bei genauerer Betrachtung aber auch nicht anders geht, denn wer das Original von Verne kennt, der wird sich daran nicht stören. Zumal die wunderbaren Zeichnungen für jeglichen Ausgleich sorgen. Darüberhinaus vermittelt Nesme den Einduck von Buchillustrationen aus dem 19. Jahrhundert, die für viele geschichtliche und nostalgische Momente sorgen; sowohl bei jung, als auch bei alt.
Doch nicht nur Szenario und Zeichnungen sind interessant. Die Pflege und Entwicklung der einzelnen Charaktere macht einfach Lust auf mehr, besonders Paganel sticht mit seinen pfiffigen Ideen, seiner Intelligenz und seinem Hang zur Tollpatschigkeit immer wieder hervor. Glenarvan ist ein Kapitän, der alles für seine Crew tun und sich in jede Gefahr begeben würde. Auch seine Begleiter avancieren immer mehr zu herausragenden Persönlichkeiten, die jeweils unterschiedliche Talente aufweisen, die auf so einer Reise von Nutzen sind. Auch die Kinder des Kapitän Grant nehmen ihre Lage ernst und sind keineswegs quängelnde, kleine Mitläufer, sondern helfen, wo sie helfen können. Alexis Nesme geht beim Umgang mit den Protagonisten und Antagonisten sehr vorsichtig vor und weiß mit ihnen umzugehen, ohne sie in Schranken weisen zu müssen. Der Comic hat alles, was der Roman hat. Vieles wartet noch auf die Gruppe und der geschickte Umgang mit den Charakteren verspricht ein furioses Finale, das mit Sicherheit den ersten beiden Bänden gerecht wird.
Splitter hat wieder überragende Arbeit geleistet. Ähnlich wie bei Band 1 ist auch hier wieder die Verpackung wunderschön und farblich ansprechend. Zwar gibt es wiederum keinen Bonusteil mit eventuellen Skizzen von Nesme, doch schmälert das auf keinen Fall das Gesamtpaket der Kinder des Kapitän Grant. Wünschenswert wäre natürlich, wenn solche Werke verstärkt den Weg in die Kaufhäuser finden würden, denn gerade Nesmes Arbeit verdient Anerkennung. Mit Sicherheit könnten so viele Kinder-und Erwachsenenherzen erfreut werden.
Fazit
Hier gilt es einfach nur zuzugreifen und zu genießen. Die Kinder des Kapitän Grant - Buch 2 ist ähnlich wie Buch 1 gelebte Fantasie und Vorstellungskraft.
Pro/Contra
+ Paganel wird immer bessser, ist nicht wegzudenken
+ Glenarvan noch charismatischer
+ perfektes Zusammenspiel von Text und Bild
+ Nostalgie, die Herzen allen Alters erfreut
+ verspricht grandioses Finale
+ Vorbildcharakter
- kein Bonusteil
Bewertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Alexis Nesme:
Rezension zu Die Kinder des Kapitän Grant Bd.1 - Buch 1