Das Wolkenvolk - Book 1: Seide und Schwert (Yann Krehl, Ralf Schlüter, Kai Meyer u.a.)

Verlag: Splitter; (April 2009)
Gebundene Ausgabe: 136 Seiten; 19,80 €
ISBN-13: 978-3939823988

Genre: Fantasy


Klappentext

Das Wolkenvolk ist vom Untergang bedroht. Der rebellische Niccolo, der Junge mit den goldenen Augen, wird vom Herzog der Hohen Lüfte ausgesandt, um eine rätselhafte Substanz zu finden, ohne die es auf den Wolken kein Leben geben kann-den Atem der verschollenen Drachen, den Aether.

Fliegende Schwertkämpfer, mächtige Drachen und unsterbliche Magier im Alten China.

Die atemberaubende Comicadaption des Fantasy-Bestsellers von Kai Meyer


Rezension

2008 begann der Splitter-Verlag mit einem überaus ambitionierten Projekt, welches im nächsten Jahr seinen Abschluss finden wird. Kai Meyers Wolkenvolktrilogie in der Tradition der Franco-belgier als Comic umgesetzt. Für eine erste Eigenproduktion ein schon fast waghalsiges Projekt. Schließlich ist Kai Meyers Roman nicht irgendein kleiner Fantasyroman, sondern ein Weltbestseller mit vielen Fans, die nur allzu leicht erzürnt werden könnten. Viel hängt also von Texter und Zeichner ab und da hat Splitter sich durchaus fähige Leute herangeholt. Yann Krehl zeichnet verantwortlich für die Umsetzung des Romans in ein 136 Seiten Skripts, welches alle Details der Vorlage Seide und Schwert enthalten muss, Ralf Schlüter für die Zeichnungen von denen ebenso viel abhängt, wird der Leser eines Comics doch erst durch passende Zeichnungen so richtig in die Geschichte hineingezogen.

Und die hat es beim Wolkenvolk in sich. Allein die Idee eines Volkes, welches auf einer künstlichen Wolke im Himmel lebt und im asiatischen Raum Schiffbruch zu erleiden droht, bietet Autor und Zeichner genügend Möglichkeiten zu brillieren oder daneben zu greifen.
Die Herren der Wolken schicken den Jungen Niccolo los, um die Drachen zu suchen. Diese sind die Einzigen, die dem Wolkenvolk helfen können. Auf der Erde angekommen trifft Niccolo auf Wisperwind, eine geheimnisvolle Kriegerin mit zwei außergewöhnlichen Schwertern, wie sich später herausstellen wird. Mit ihr geht er auf die Reise und trifft dabei auf weitere Gefährten. Feiquing zum Beispiel, einen Mann, den ein Fluch dazu zwingt in einem Drachenkostüm zu leben und der sich nicht an seine Vergangenheit erinnert, oder Nugua, ein Mädchen, das einst bei den Drachen aufwuchs. Fortan versuchen sie gemeinsam die Drachen zu finden und werden dabei in einen viel größeren Kampf hineingezogen, der auch in der Wolkenstadt ausgefochten wird, in der ein Verräter seine Stricke zieht.
Wie viel auf dem Spiel steht, wird deutlich, als Mondkind auftaucht, die auf Geheiß des Äthers, jener Substanz, die die Wolkeninsel in der Luft hält, versucht alle Xian, die das Bindeglied zwischen Menschen und Göttern sind, zu töten. Dabei entwickelt ihre Geschichte eine ganz eigene Tragik, als  sie etwas von Niccolos Chi stiehlt und auf sich überträgt. Fortan sind die Beiden in Liebe miteinander verbunden. Ein Umstand, der Niccolo mitunter viel kosten kann. Ebenso Nugua, die nur hilflos daneben stehen kann und sehen muss, wie der Mann, in den sie sich verliebte, nun einer anderen seine Aufmerksamkeit schenkt.

Kai Meyer gibt im Nachwort an, dass ihm das Wuxia-Genre als Hauptinspirationsquelle für seine Romanvorlage des Comics gedient hat und dieser Umstand ist jederzeit spürbar. Teilweise erinnern die Szenen und Bilder an Filme wie Hero oder Tiger & Dragon. Eine intensive Mischung aus europäischer Geschichte, unter anderem durch die Namen Medici und Leonardo Da Vinci vertreten, und chinesischen Legenden und Mythen ist ihm da gelungen, die fasziniert und zu unterhalten weiß. Die Handlung ist äußerst komplex und der Leser muss sich erstmal in die Hintergründe hineindenken, um wirklich alles nachvollziehen zu können. Dies ist aber sehr leicht möglich, denn Yann Krehl ist es tatsächlich gelungen, Meyers komplexen Roman auf 136 Seiten so zu verdichten, dass der Eindruck entsteht, keine Zeile des Romans wäre ausgelassen worden. Die Geschichte wird aus einem Guss erzählt, nichts stockt. Große Sprünge in der Handlung oder Stellen, die nur mit Hilfe des Romans verstanden werden können gibt es nicht. Die Charaktere und ihre Handlungen sind jederzeit nachvollziehbar. Die Konzentration auf Charaktere und Geschichte gelingt Yann Krehl, alles weitere überlässt er den Zeichnungen. Und die haben alle Möglichkeiten, denn Das Wolkenvolk bietet sich mit überbordener Fantasie geradezu für eine visuell beeindruckende Umsetzung an.

Die Ralf Schlüter auch gelingt. Seine Zeichnungen sind fantasievoll und äußerst gelungen. Allein für die Wolkenstadt gebührt ihm größter Respekt, denn sie dürfte der Knackpunkt gewesen sein. Die Klippe, dass sie zugleich weich und fest wirken muss, umschifft er bravourös. Ebenso Feiquings Darstellung, die sehr leicht nur albern hätte wirken können. Aber er schafft alles glaubwürdig darzustellen und ermöglicht so den Leser sich ganz auf die Geschichte einzulassen, die durch seine Zeichnungen auch ein Stück getragen wird. Hin und wieder finden sich allerdings Schwächen in der Darstellung von Gesichtern, die aber mehr als nur ausgeglichen werden, durch detailreiche Landschaften und Hintergründe. Insgesamt eine mehr als sehr gute Arbeit von ihm. Ebenso von Dirk Schulz, der für die Farbgebung verantwortlich war und durch leuchtende Farben alles hell und farbenfroh, was durchaus passend ist.

Das Splitter Book von Das Wolkenvolk – Seide und Schwert ist insgesamt schön gestaltet. Die schöne Coverillustration zeigt Niccolo und Wisperwind in einer Pose, die den Inhalt etwas widerspiegelt. Dazu gibt es noch einen Schutzumschlag für das Hardcover.

So schön diese Ausgabe gestaltet und so gut auch der Inhalt ist, bleibt doch etwas zum Kritisieren. Und zwar hat Splitter in diesem Book die beiden inhaltsgleichen Alben zu Seide und Schwert zusammengefasst. Eigentlich erfreulich, da so die ganze Geschichte am Stück gelesen werden kann und der Preis sogar niedriger ist. Allerdings hat dieses Zusammenfassen einen großen Nachteil. Das Book-Format fällt deutlich kleiner aus, als das der Alben und so können die Zeichnungen nicht ihre volle Wirkung entfalten. Es ist deutlich spürbar, dass sie für einen größeres Format angelegt wurden. Hier wirkt sich die Verkleinerung leider negativ aus. Wen das nicht stört, kann aber bedenkenlos zu greifen.


Fazit

Das Wolkenvolk -Seide und Schwert ist eine Geschichte voller Fantasie und interessanter Charaktere. Ralf Schlüters Zeichnungen runden den positiven Eindruck mehr als nur ab. Einzig die Verkleinerung trübt die Freude.


Pro & Contra

+ sehr gute Zeichnungen mit vielen Details
+ spannende, rätselhafte Geschichte
+ interessante Charaktere
+ Mondkind und Niccolo
+ Ereignisse auf der Wolkeninsel versprechen mehr Spannung

- kleineres Format
- Gesichter können nicht immer überzeugen

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Kai Meyer:

Rezension zu Das Wolkenvolk: Seide und Schwert Bd.1 - Wisperwind
Rezension zu Das Wolkenvolk: Seide und Schwert Bd.2 – Mondkind
Rezension zu Das Wolkenvolk – Book 2: Lanze und Licht
Rezension zu Das Wolkenvolk – Book 3: Drache und Diamant
Rezension zu Frostfeuer Bd.1 - Herzzapfen
Rezension zu Frostfeuer Bd.2 - Eisenstern
Rezension zu Das Fleisch der Vielen
Rezension zu Der Speichermann

Rezension zu Asche und Phönix
Rezension zu Arkadien erwacht
Rezension zu Arkadien brennt
Rezension zu Arkadien fällt


Abschluss-Interview zu "Das Wolkenvolk"

Interview mit Yann Krehl

Interview mit Kai Meyer

Interview mit Ralf Schlüter

Tags: Kai Meyer