Carlsen (Dezember 2013)
empfohlen ab 16 Jahren
Taschenbuch, 196 Seiten, 6,95 EUR
ISBN: 978-3-551-79382-9
Genre: Fantasy / Horror / Dystopie
Klappentext
Im Krieg zwischen der Regierung und der „Skull Party“, einer Rebellen-Organisation, ist Emil zwischen die Fronten geraten. Nur knapp und mit Hilfe seiner Schwester Rosa entkommt er dem Mordschlag seines eigenen Bruders. Doch die Gefahr ist noch lange nicht gebannt …
Rezension
Emil kann es nicht fassen: Seine Schwester Rosa ist Mitglied der so genannten „Skull Party“ und obendrein eine Schädelmeisterin – ebenso wie sein Bruder Lucas, der allerdings für die Regierung arbeitet. Diese benötigt die Energie der mysteriösen Schädel, um die Erde in Richtung einer neuen, blühenden Heimat zu verlassen. Die Skull Party dagegen möchte die Schädel in ihrer ursprünglichen Form bewahren und auf der Erde, die vom Klimawandel stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, neu anfangen. Emil gerät dabei zwischen die Fronten und wird von den Ereignissen überrollt. Im Kampf gegen Lucas setzt er den halben Schädel ein, den er von seinem Vater erhalten hat: Prompt wachsen ihm Hörner und Emil verfügt über erstaunliche Kräfte! Mit Rosas Hilfe entkommt er Lucas – doch der Kampf hat gerade erst begonnen …
Zunächst willig Emil ein, Rosa zu Mitstreitern der Skull Party zu begleiten, doch im Innern kocht er vor Wut. Sein Vater und seine Schwester haben dieses Geheimnis nie mit ihm geteilt, hatten sie tatsächlich so wenig Vertrauen in ihn? Die Macht des Schädels verändert ihn zudem, er wird aggressiver und hat intensive Träume, die ihn vollkommen durcheinanderbringen. Rosa bemerkt die Veränderungen an ihm und will, dass Emil ihr seine Schädelhälfte zurückgibt. Doch dieser denkt gar nicht daran, schließlich gehört diese Macht ihm. Dass die Schädel auch gefährlich sind, muss er am eigenen Leib bitter erfahren. Lucas verfolgt währenddessen gnadenlos seine eigenen Ziele. Die gemeinsame Mutter hat die Familie verlassen und Lucas mitgenommen, entsprechend hat er kein besonders inniges Verhältnis zu seinen Geschwistern. Zudem glaubt er, dass er und alle anderen schon viele Male gelebt haben und immer wieder geboren werden – und ausgerechnet Emil soll ihm in einem früheren Leben etwas Schreckliches angetan haben.
Die Geschichte spielt im zweiten Band überwiegend auf einer Insel, wo Emil und Rosa bei Unterstützern der Skull Party Unterschlupf finden. Auf der paradiesischen Insel lebt ein seltsames Volk, das nur aus Frauen besteht – und einem Mönch, der die Frauen auf abartige Weise missbraucht und unterdrückt. Dennoch wird er wie ein Gott behandelt. Das Ganze riecht verdächtig nach einem Schädel. Auch Lucas und seine Killerbraut Lin stellen Nachforschungen auf der Insel an. Dabei wollen sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Dem Schädel des Mönchs erlangen und zudem Emil umbringen. Für Action ist im zweiten Band von „Skull Party“ also reichlich gesorgt. Emil kommt gar nicht dazu, in Ruhe nachzudenken, was er nun tun will, und so reagiert er meist zornig und überstürzt.
Zwischen den Zeilen erfährt man ein wenig mehr über die Ambitionen der Skull Party und deren Widersachern von der Regierung. Die einen wollen die Erde, nachdem sie sie maßlos ausgebeutet haben, hinter sich lassen und einen neuen Planeten besiedeln. Die anderen wollen die Fehler der Vergangenheit wieder gut machen und setzen darauf, dass sich die Erde langsam regenerieren wird. Die tropische Insel, auf der der zweite Band überwiegend spielt, zeigt jedenfalls, dass es doch noch Hoffnung für die Erde gibt. Es sieht also erst einmal so aus, als wären die Mitglieder der Skull Party die „Guten“, wobei Melanie Schober es ihren Lesern nicht so einfach macht. Auch Lucas und die Regierung haben gute Gründe für ihr Handeln. Die mystischen Elemente beschränken sich diesmal auf Emils Wandlung, bleiben aber weiterhin spannend. Ein wenig fragt man sich allerdings, wie die Mangaka diese Story in nur vier Bänden abschließen will. „Skull Party“ hat das Potential für zehn und mehr Bände.
Optisch hält Melanie Schober ihr Niveau und bietet wieder originelle Zeichnungen, die Rockabily- und Gothic-Flair vereinen. Die Kampf- und Streitszenen punkten mit Dynamik, gleichzeitig gelingen der Mangaka auch größere Porträts, die die emotionale Verfassung der Charaktere wunderbar einfangen. Im ersten Band gab es ab und an leicht misslungene Gesichtsausdrücke, im zweiten ist dies jedoch deutlich besser geworden. Die Altersempfehlung ab 16 Jahren ist dabei berechtigt: „Skull Party“ ist zu einem guten Teil blutiger Horror, hinzukommen recht explizite erotische Darstellungen. Der Manga ist nichts für zarte Gemüter, überzeugt aber unter anderem gerade durch die heftigen Szenen, die die Geschichte kräftig aufmischen.
Fazit
Melanie Schober beweist auch im zweiten Band von „Skull Party“ wie originell deutsche Manga sein können. Die Geschichte konzentriert sich dieses Mal auf Emil, der nach all den Offenbarungen wütend und verzweifelt reagiert. Sein Gefühlschaos wird glaubhaft geschildert, während nach und nach mehr von der Hintergrundgeschichte enthüllt wird. Der Manga endet dabei wieder mit einem Knall – und sieht wieder verdammt gut aus!
Pro & Contra
+ origineller Mix aus Fantasy, Dystopie und Horror
+ Fokus auf Emils Emotionen und Gedanken
+ mystische Hintergrundgeschichte
+ actionreich und stellenweise unerwartet heftig
+ Zeichnungen im Rockabilly- und Gothic-Stil
- Zweifel, ob die Story in nur vier Bänden funktionieren kann
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5
Rezension zu "Skull Party" (Band 1)