Heyne (November 2013)
Broschiert, 960 Seiten, 17,99 EUR
ISBN: 978-3453533462
Genre: High Fantasy
Klappentext
Ob in den Ländern der Menschen oder in den magischen Wäldern Albenmarks, überall drohen seit Langem schwelende Konflikte offen auszubrechen. In ihrem Kampf um Macht schrecken Unsterbliche und Drachen nicht davor zurück, ihre besten Krieger, den Herrscher Aaron oder die Drachenelfen Nandalee und Gonvalon, für ihre Zwecke einzuspannen. Doch dann soll die gefesselte Göttin Nangogs erweckt werden – und mit ihr eine Magie, von der niemand weiß, was sie bewirken wird ...
Nandalee und Gonvalon, die Verwegensten unter den Drachenelfen, werden vor den Rat der mächtigen Himmelsschlangen gerufen, um nach dem Überfall auf die legendäre Blaue Halle Albenmarks einen ungeheuerlichen Racheakt vorzubereiten: Sie sollen die Menschen und ihre Götter an ihrer schwächsten Stelle, auf Nangog, treffen. Und so machen sie sich auf die gefährliche Reise, die gebannte Herrin dieser Welt, die gefesselte Göttin, zu befreien. Währenddessen versucht der Herrscher Aaron verzweifelt, dem Spiel aus Intrigen, Mord und Krieg an seinem Hof Diplomatie und Vernunft entgegenzusetzen. Aber wem wird in diesem Wettlauf um Macht der nächste, alles entscheidende Schachzug gelingen? Eines scheint klar – es sind die Elfen und Menschen, von denen die Zukunft aller abhängt!
Rezension
Nach der verheerenden Schlacht am Kush, die mit dem Sieg des Unsterblichen Arams über den Herrscher Luwiens endete, kommt Aaron, der eigentlich nur eine gerechtere Welt schaffen wollte, nicht zur Ruhe. Zuerst türmt der verräterische Satrap Bessos. Aaron verfolgt ihn und begegnet bei der Gelegenheit dem Nachfolger Muwattas, Labarna. Bessos fand nur vorrübergehend Obhut in Luwiens Heerlager und verschanzte sich am Steinhorst. Dort hält er nun mit dem Hohepriester Eleasar einen bösartigen Hinterhalt bereit.
Auch die Elfen sind umtriebig. Talawain beziehungsweise Aarons Hofmeister Datames wird von der Devanthar Išta übel mitgespielt, er muss seinen Posten räumen. Der Elfen-Spion macht sich auf die Suche nach der Ischkuza-Prinzessin Shaya.
Die Zwerge um den „Drachentöter“ Hornbori wurden in einem Turm im Meer verbannt, wo man ein besonders widerstandsfähiges waffenfähiges Metall abbaut. Hornboris Protegé Galar vermag den Ertrag enorm zu steigern, sodass die Zwerge erneut vom Sieg über die Himmelschlangen zu träumen wagen.
Die Devanthare haben zu einem herben Schlag gegen die Himmelschlangen ausgeholt. Nun wird Nandalee auserwählt, eine Gruppe Elfen auf einer heiklen Mission anzuführen, sie sollen die ‚schlafende Göttin‘ erwecken. Ebenfalls zur Goldenen Stadt am Weltenmund gelangt Volodi, der sich als Opfer für die Gefiederte Schlange zur Verfügung stellt, nur um seine geliebte Quetzalli vor einem Dasein als Hure der gewalttätigen Jaguarmenschen zu erretten.
Auf Nangog führen die verschiedenen Wege der Götter, Elfen und Menschen zusammen. Ungewöhnliche Entscheidungen fallen und Abenteuer werden gewagt, die eine erneute Wende im Schicksal um den verbotenen Kontinent einleiten. Das Schicksal Nangogs auf der Zielgeraden?
Als der erste Teil der „Drachenelfen“-Saga erschien, war von einer geplanten Trilogie die Rede. Mittlerweile wissen die Fans der Reihe, dass nach diesem dritten Band „Die gefesselte Göttin“ ein weiterer mit dem Titel „Die zerbrochene Welt“ [Quelle: Facebook-Seite Bernhard Hennen] in Arbeit ist. Ob möglicherweise auch noch ein fünfter Band kommt, weiß der Autor allein.
Nach der großen Schlacht am Kush herrscht zunächst einmal Verzweiflung und Depression vor. Denn genau so schonungslos, wie die Grausamkeit des Kriegsgeschehens, beschreibt Bernhard Hennen die Situation danach. Die auch im Heerlager der siegreichen Partei, der Aarons, erbärmlich ist. Verwundete auf dem Feld, die nicht versorgt werden und unter unwürdigsten Bedingungen krepieren. Überlebende, die dem Grauen des Tötens mit Alkohol und gekauftem Sex entfliehen und daran zerbrechen. Doch bald sollen Aarons tapfere Mannen erneut die Intrigen der Götter einholen. Attentate schüren neuen Hass und so ziehen die Protagonisten weiteren Konfrontationen und tragischen Ereignissen entgegen. Der Autor verfolgt weiterhin eine Vielzahl vom Erzählsträngen. Aus der Perspektive einer Figur wird dessen Anteil an den Ereignissen beleuchtet.
Bernhard Hennen hatte in den vorherigen Bänden seiner Drachenelfen-Reihe („Drachenelfen“ und „Die Windgängerin“) bereits ein breites und originelles Ensemble aufgestellt und ist nun in der Lage, auch Nebenfiguren, die bisher noch nicht so zum Zug kamen, weiter zu entwickeln. In dieser Hinsicht erwarten den Leser einige Überraschungen und jeder wird in „Die gefesselte Göttin“ einen neuen Liebling oder Unsympathen finden.
Zu nennen wäre hier zum Beispiel Talawain, der von den Geschehnissen ins Abseits gedrängt wird – was ihm gut bekommt. Denn die neue Aufgabe, die er sich stellt, führt ihn an bisher unbekannte Orte und zu Mysterien, die seinen Weg mit anderen Handlungssträngen verflechten und ihn so näher an sein Ziel bringen. Und natürlich Volodi, der sich vom Barbaren zum liebevollen Ehemann und klugen Strategen entwickelt. Wieder einmal entfaltet sich eine der großen Stärken des Autors: Die Entwicklung und Wandlung seiner Figuren als enorm vielschichtige Charaktere, die trotz phantastischer Eigenschaften glaubwürdig bleiben.
Gut 900 Seiten umfasst der Roman, mit fast 50 Seiten Dramatis Personae und Glossar werden die 1000 Seiten nur knapp verfehlt – ein schwerer Brocken. Bei einem solch umfangreichen Werk stellt sich immer die Frage, ob eine derartige Fülle nicht zu viel des Guten ist. Nun zeichnet Hennens Elfen-Zyklen stets eine hohe Komplexität aus und die „Drachenelfen“-Bücher machen da keine Ausnahme – im Gegenteil. Eine weitreichende Historie verschiedener Welten und Völker rollt Hennen auf, nach und nach lassen die einzelnen Bilder das Gesamtkunstwerk erahnen. Und am Ende wird man die Elfen-Welten so vorfinden, wie der Autor sie am Anfang seiner Karriere als Fantasy-Autor („Die Elfen“ erschien 2004, vor fast 10 Jahren!) konzipiert hat, alles wirkt wie von langer Hand geplant.
Und so ist es eher die Detailverliebtheit bezüglich der Geschichten um die Figuren, die dazu führt, dass man den roten Faden, den Blick auf das „Große Ganze“ gelegentlich aus den Augen verliert. Kapitel wie Shayas Flucht, Volodis Zeit in der Goldenen Stadt, Barnabas Geschichte oder auch Nandalees Prüfung hätten vielleicht nicht ganz so ausschweifend erzählt werden müssen. Dass die Zwerge in „Die gefesselte Göttin“ etwas kurz kommen – geschenkt. Sie positionieren sich neu und werden im vierten Band umso entscheidender agieren.
Fazit
„Die gefesselte Göttin“ enthüllt, besonders am Ende, einige neue Mysterien, die der Geschichte insgesamt eine neue Richtung weisen. Gleichzeitig führt der Autor die vielen spannenden Ereignisse um Menschen, Elfen und Zwerge auf die Zielgerade. Die Vorfreude auf den vierten, vielleicht finalen Teil der „Drachenelfen“-Saga steigert sich dadurch noch einmal enorm. Daher sind einige zu opulent geratene Kapitel und Lebensgeschichten durchaus verzeihlich.
Pro & Contra
+ Charakterentwicklung
+ Verknüpfung der Handlungsebenen
+ Weltenbau
- Längen einiger Kapitel
- roter Faden geht verloren
Wertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5
Dies ist eine Gastrezension von Eva Bergschneider – herzlichen Dank!
Interview mit Bernhard Hennen (2012)
altes Interview von 2009 (mit vielen Leserfragen!)
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