Tokyopop (Januar 2013)
empfohlen ab 15 Jahren
Taschenbuch, 160 Seiten, 6,95 EUR
ISBN: 978-3-8420-0916-5
Genre: historisches Drama / Mystery
Klappentext
Cesare Borgia ist ein Tyrann und will mit allen Mitteln sich und seine Geliebten schützen. Vor allem seine Schwester Lucrezia, mit der ihn mehr verbindet als Geschwisterliebe, bedarf seiner Fürsorge. Sie besitzt das von Generation zu Generation vererbte Gift Canaterella, welches in Cesares Händen seine tödliche Wirkung entfaltet …
Die Borgias: Tod, Intrigen und Betrug im Rom des 15. Jahrhunderts!
Rezension
Cesare Borgia liebt seine Schwester Lucrezia auf eine Art, die moralisch und religiös verwerflich erscheint. Doch das Mädchen lebte lange Zeit im Kloster und als er sie das erste Mal sah, verliebte sich Cesare unsterblich in seine eigene Schwester. Diese Liebe lebt er ohne Reue aus, schreckt aber auch nicht davor zurück, Lucrezia politisch motiviert zu verheiraten. Auch wenn sein Vater, Papst Alexander VI., Rom offiziell regiert, ist es doch meist Cesare, der die Entscheidungen in der Familie trifft. Um die Macht der Borgias zu erhalten, ist er bereit, alles und jeden zu opfern. Schließlich setzt er sogar das Gift Cantarella, das sich in Lucrezias Besitz befindet, gegen seinen eigenen Bruder ein.
„Cantarella – Eine unmoralische Liebe“ ist weniger eine Romanze, wie der Titel vermuten lässt, sondern viel mehr ein historisches Drama, das sich um den moralischen Verfall der Borgias und deren unersättliche Gier nach Macht rankt. Die Liebe zwischen Cesare und Lucrezia wird bereits im ersten Kapitel abgehandelt: Es gibt für beide keine Zweifel, auch wenn ihre Geschwisterliebe Sünde ist. Cesare will seine Schwester lieber mit sich in die Hölle reißen, als sie aufzugeben. Und Lucrezia ist bereit, ihrem selbstbewussten und machthungrigen Bruder bis dorthin zu folgen. Sie lässt seine Entscheidungen widerstandslos über sich ergehen und gibt ihm bereitwillig das legendäre Gift, das unter den Frauen der Borgias vererbt wird.
Nachdem die unerschütterliche Liebe der Geschwister gezeigt wurde, beginnt ein Intrigenspiel, das verschiedene Familienmitglieder der Borgias sowie deren Feinde und Mitglieder des spanischen Adels einschließt. Cesare und der Papst sollen aus dem Weg geräumt werden, doch Cesare gelingt es immer wieder, Anschläge auf sein Leben zu vereiteln. Es heißt sogar, dass man ihn nicht töten könne. Seinem treuen Diener Miguel ist es jedenfalls nicht gelungen: Er trat in Cesares Leben, um ihn zu ermorden, doch nachdem der Borgia-Spross den Stich in die Brust überlebt hatte, schloss sich Miguel ihm an. Seitdem ist er dessen engster Freund und Berater.
Auch wenn Cesare durchaus als tyrannisch und machthungrig anzusehen ist, entwickelt man Sympathie für ihn. Er besitzt einen düsteren Charme und man kommt nicht umhin, ihn für seine Konsequenz und sein Verantwortungsgefühl der Familie gegenüber zu bewundern. Da seine Widersacher nahezu allesamt ebenfalls verachtungswürdige Menschen sind, fällt es leicht, sich auf Cesares Seite zu schlagen. Die ganze Welt dieses Manga scheint verdorben zu sein, einzig Cesares Bruder Juan und Lucrezia stechen mit ihrer naiven Art heraus. Man könnte sie fast als unschuldig betrachten, allerdings lassen sich beide in die Intrigen verwickeln und werden somit ebenfalls zu Sündern.
„Cantarella“ bietet also facettenreiche Charaktere und eine spannende Story, allerdings hätte der Manga gerne ausführlicher ausfallen dürfen. Die einzelnen Kapitel werden viel zu schnell abgehandelt. Die Figuren haben größtenteils ein reales historisches Vorbild und auch inhaltlich orientiert sich der Manga an wahren Begebenheiten. Lucrezia wurde tatsächlich nachgesagt, eine Giftmischerin zu sein, allerdings verstarb die echte Lucrezia als angesehene Adlige. Die Geschichte selbst bleibt dennoch fiktiv. Akira Sakamoto hat viel mehr verschiedene Fakten zu einer ganz eigenen, düsteren Story verwoben.
Akira Sakamotos Zeichenstil ist außergewöhnlich und kontrastreich. Neben sattem Schwarz und Weiß gibt es nur wenige Grauabstufungen, dennoch wartet „Canaterella“ mit vielen Details aus. Die Hintergründe beschränken sich dabei auf die Räumlichkeiten des Palastes und Parkanlagen, von Rom, wo die Geschichte immerhin spielt, sieht man nichts. Besonders gelungen sind die historischen Gewänder und die Mimik der Charaktere – vor allem Cesare punktet mit seinem überheblichen Blick und einem unheilvollen Lächeln. SD-Zeichnungen werden dem Genre entsprechend nur spärlich eingesetzt.
Fazit
„Cantarella – Eine unmoralische Liebe“ ist ein finsteres Drama, das sich dem Intrigenspiel der Borgias widmet. Wer keine Romanze erwartet, kann sich über politische Verwicklungen mit historischem Setting, facettenreiche Charakteren sowie stimmungsvolle Zeichnungen freuen. Die Geschichte hätte allerdings gerne etwas länger ausfallen dürfen. Trotzdem ein gelungener Einzelband und eine Empfehlung für all jene, die gerne etwas ernstere Manga lesen.
Pro & Contra
+ finsteren Intrigenspiel
+ ernste Thematik / Anlehnung an historische Fakten
+ Cesares düsterer Charme und Kompromisslosigkeit
+ spannendes Finale und überraschendes Ende
+ stimmungsvolle Zeichnungen mit Wiedererkennungswert
o keine Romanze!
- Kapitel werden zu schnell abgehandelt
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5