Unsterblich - Tor der Dämmerung (Julie Kagawa)

Verlag: Heyne fliegt (Juni 2013)
Gebundene Ausgabe, 16,99 €, 608 Seiten
ISBN: 978-3453268579

Genre: Fantasy


Klappentext

Nur sie kann die Menschen retten

Dunkelheit hat sich über die Welt gesenkt. Die Menschen sind zu Gefangenen der Vampire geworden. Nur wer sich an die Regeln hält, hat eine Chance zu überleben. Doch Allison, ein Mädchen mit großem Mut und einem gefährlichen Geheimnis, will sich nicht mehr an diese Regeln halten. Sie lehnt sich gegen die Unterdrücker auf - mit ungeahnten Folgen.


Rezension

Allison lebt in einer Welt voller Chaos: Vampirstädte sprossen vor Jahren aus dem Erdboden, als eine Seuche die Menschheit bedrohte und den Großteil der seiner Bevölkerung auslöschte. Nun regieren Blutsauger fast alle Städte, denn sie sind immun gegen den Virus. Wer sich ihnen nicht beugt, überlebt meist nicht. Doch im Tausch für ihr Blut sorgen die Vampire für die Menschen - mit Nahrung und Schutz vor außerhalb der Mauern, wo die Verseuchten nur auf frisches Fleisch in Form hungriger und verzweifelter Menschen warten. Doch Allison will sich nicht den Vampiren beugen, will nicht zum Haustier werden und als Futter jener Kreaturen leben. Also lehnt sie sich gegen das System auf und versucht, irgendwie zu überleben. Doch nach einer großen Entdeckung folgt ein folgenschweres Schicksal: Sie wird von Verseuchten angegriffen und schwer verletzt. Ein Vampir findet sie und bietet ihr eine letzte Chance: Sterben - oder ein neues, ein Untotes , Leben beginnen.  Was Allison allerdings nicht ahnt ist, dass ihre Entscheidung ihr Leben für immer verändern wird.

Mit dem ersten Band ihrer neuen Serie Unsterblich zeigt Julie Kagawa, dass sie auch anders schreiben kann - düsterer, verzweifelter, brutaler. Nichts innerhalb der Geschichte um die blutsaugenden Vampire, welche schlichtweg als Monster dargestellt werden, ähnelt auch nur im entferntesten ihrer Plötzlich Fee Saga, die Tausende von Fans zu begeistern wusste. Wer hier auf magisches, zauberhaftes und romantisches hofft - der kann eben diese Hoffnung begraben. Denn hier findet sich eine Story wieder, welche selbst in der Dunkelheit erschaffen worden zu sein scheint.

Beginnend mit der Protagonistin der Story, Allison, erschafft die Autorin eine Figur mit strikten Moralvorstellungen - nichts ist ihr mehr zuwider wie die Blutsauger, die die Stadt regieren, in welcher sie ums Überleben ringt. Doch genau diesen Umstand macht sich Kagawa zu Nutze - und stellt Allison vor eine Wahl, die all ihre Moralvorstellungen, all' ihre Gedanken und alles, an was sie jemals im Leben geglaubt hat, völlig auf den Kopf stellt. Denn eines ist ihr noch mehr zuwider als die Untoten - nämlich der Tod. Allison liebt das Leben, und so klammert sie sich an den letzten Strohhalm, welcher ihr geboten wird: Anstatt zu sterben, entscheidet sie sich für ein ewiges Leben. Diese ambivalente Konstellation ist Hauptgegenstand der Emotionen und Handlungsweisen, welche Allison auf ihrer Reise begleiten und ihre Entwicklung von Grund auf neu prägen. Sie muss schon früh lernen, dass es besser ist, sich bedeckt zu halten, kein Aufsehen zu erregen. Im Zweikampf zwischen ihrem neuen Dasein und der Meinung anderer Menschen gegenüber Vampiren, versucht Allison eine Gradwanderung, welche sie einzigartig macht: Denn obgleich sie nun ein Monster ist, versucht sie mit aller Macht, sich gegen das Übel zu entscheiden und dennoch Gutes zu tun. Und das, obwohl ihr mehr als nur einige Steine in den Weg gelegt werden. Vor allem - und genau aus diesem Grund - ist sie eine unglaublich ambivalente und faszinierende Figur mit zahlreichen Facetten, die sofort das Herz des Lesers für sich gewinnt und es schafft, ein hohes Interesse an ihr und auch den vielen Nebenfiguren zu wecken, welche fernab stereotyper Zeichnungen viele individuelle Merkmale besitzen und ebenfalls dem Leser ans Herz wachsen.

Zur Handlung selbst lässt sich sagen, dass sich der Fokus der Geschichte tatsächlich eher auf die Entwicklung der Figuren richtet, als auf einen tatsächlichen Haupthandlungsstrang. Nichtsdestotrotz lernt der Leser verschiedene Handlungsorte kennen, welche sicherlich im weiteren Verlauf der Serie noch eine wichtige Rolle spielen werden. Auf ihrer Reise aus der Vampirstadt hilft sie einer Gruppe Menschen auf der Suche nach Eden. Einer Stadt, die angeblich nur von Menschen regiert wird und auf einer Insel liegt, welche keine Verseuchten auch nur in ihrer Nähe birgt. Auf dieser Reise stellen sich ihr einige Hindernisse, welche nicht nur Angriffe von Menschen und Vampiren, sondern auch Sticheleien und Gehässigkeiten von innerhalb der Gruppe kommen. In all' diesen Ereignissen jedoch steht das Innenleben der Protagonistin an oberster Stelle, und genau dies spürt man auch.
Was jedoch auch deutlich spürbar wird, ist die drückende Atmosphäre des Romans, welcher sich über seine gesamte Länge hin zieht. Hoffnung ist eine Emotion, welche nur wenige sich zu fühlen trauen, denn alles wird überschattet von der Tatsache, dass das Leben jedes Einzelnen binnen Sekunden ausgelöscht werden könnte. Kagawa greift auf viele innovative Ideen zurück, vor allem was die Geschichte der Verseuchten betrifft, und zeichnet so eine einzigartige Story, welche - trotz so deprimierender Stimmung - den Leser auf Trab hält und auch zum Ende hin noch mit einiger Spannung aufzuwarten weiß.  Ein fulminantes Finale erwartet einen am Ende des Romans, dass Lust auf den zweiten Band schürt, ohne als Cliffhanger da zu stehen. Und mit dem Auftakt der Reihe zeigt auch die Autorin selbst eine neue Facette - wohl eine von vielen, die es noch aus ihrer Feder zu entdecken gilt.


Fazit

Tor der Dämmerung von Julie Kagawa ist düster, blutig und verzweifelt - und so ziemlich das absolute Gegenteil ihrer erfolgreichen Feen-Saga. Dennoch gelingt ihr eine innovative Story, welche vor allem durch authentische Figuren und ihre Entwicklungen überzeugen kann. Hier versteckt sich eine Menge Potenzial, welches es auszuschöpfen gilt und Julie Kagawa hat einen tollen ersten Band geschrieben, der diesem gerecht werden könnte. Fans der Autorin und Geschichten mit düsteren Atmosphären sollten sich diese Geschichte auf keinen Fall entgehen lassen!


Pro & Contra

+ Düstere Atmosphäre
+ Innovative Ideen
+ Ambivalenz der Figuren und Handlung
+ Allison
+ Entwicklung der Protagonistin
+ Darstellung der Vampire als "Monster", die sie sind

o Noch offenes Potenzial

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung:  4/5


Zur Rezension zu "Plötzlich Fee - Sommernacht"
Zur Rezension zu "Plötzlich Fee - Winternacht"